Fürstenfeldbruck:Surreal und traditionell

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Eine Ausstellung in der Galerie "Raduart" zeigt Werke von neun Künstlern aus Siebenbürgern. Das breite Themenspektrum und die Qualität der Bilder und Skulpturen lohnen einen Besuch

Von Florian J. Haamann, Fürstenfeldbruck

Das Einzige, was die neun Künstler, die aktuell in der Galerie Raduart ausstellen, gemeinsam haben, ist ihre Herkunft: Sie alle sind in Rumänien, genauer gesagt in Siebenbürgen, geboren. Ihre Werke dagegen sind grundverschieden, reichen vom surrealistischen Gemälde bis zum handgewobenen Teppich. Zum dritten Mal präsentiert die Galerie nun Werke von Siebenbürger Künstlern. Die Frage, warum so eine Ausstellung gerade in Fürstenfeldbruck zu sehen ist, beantwortet der Inhaber der Galerie, Radu-Anton Maier - oder besser gesagt, dessen Geschichte. Denn Radu, wie er sich nennt, wurde 1934 in Klausenburg, heute besser bekannt als Cluj, geboren und besuchte dort die Kunstakademie. Im Jahr 1978 verließ er Rumänien aus Protest gegen den Umgang der kommunistischen Partei mit seinen Werken. Der Verbindung zu seiner Heimat und ihren Künstlern aber ist er bis heute treu geblieben.

Und so hat er es auch in diesem Jahr wieder geschafft, eine interessante Mischung in seiner Galerie zu versammeln. Am spektakulärsten sind neben seinen eigenen Werken, die beiden surrealistischen Bilder des in München lebendes Rumänen Iustinian Ghita. Eines der Werke zeigt Ludwig van Beethovens Kopf - als Körper einer Mandoline, die Haare werden zum Griffbrett. Als Vorbild des Kopfes lässt sich klar Joseph Karl Stielers Beethoven-Porträt erkennen, mit dem roten Schal und dem hohen Hemdkragen. Gespielt wird die Mandoline von einer Frau, deren Gesicht gleichzeitig der Rücken einer weiteren Frau ist und aus deren Zügen wiederum zwei Frauen entstehen. Während die Spielerin also ganz im Sinne des Surrealismus entfremdet wird, lässt Ghita Beethovens Gesicht unangetastet, es kommt fast wie ein klassisches Porträt daher. Der Künstler, so scheint es, traut sich nicht an den Meister heran. Dazu ist das Bild weitgehend in dunklen Farben gehalten. Auch das ein Widerspruch zu dem, was man mit Beethoven verbindet. Würde man doch viel mehr knallige, explosive Farben erwarten, die sich zu einem furiosen Spiel vereinen.

Der Maler Detlef-Torsten von Steinburg zeigt eine spontan an einem Tag entstandene Serie von Frauenporträts. Im Zentrum steht die schwarz-weiß Zeichnung einer jungen Frau die den Betrachter fixiert. Sie sitzt da mit gespreizten, angewinkelten Beinen, die Scham nur von einem engen Höschen bedeckt. Mit wenigen klaren Federstrichen schafft von Steinburg so eine verführerische Szene. Die vier anderen Zeichnungen sind nicht offensiv, sondern eher zurückhaltende Studien in weichen Farben. Der gelernte Architekt Valentin Zoltan Nagy zeigt seine Auswahl von Architekturstudien. In einem kleinen Ausschnitt der historischen Innenstadt des italienischen Bassano del Grappa zeigt er, wie genau er beobachten kann. Auch wenn bei intensiver Betrachtung des Gemäldes auffällt, dass er die Szene durchaus manipuliert, indem er Perspektiven zeigt, die so vom Standpunkt des Malers gar nicht so zu sehen sein können. Im Gegensatz zu dieser realistischen Szene steht das Bild "Dorfnostalgie". Es zeigt stilisierte Häuser und eine Kirche. Doch statt um architektionische Genauigkeit geht es hier viel mehr um Farben und Emotionen. Bunte Farbexplosionen umrahmen die farbigen Gebäude. Auch wenn es nicht Nostalgie ist, so löst das Bild beim Betrachter doch einige Assoziationen und Gefühle aus.

Auch wenn die Ausstellung in der Galerie Siebenbürgen nicht thematisch aufgreift, ist sie eine äußerst interessante Werkschau, nicht zuletzt wegen der hohen Qualität und der unterschiedlichen Werke der an ihr beteiligten Künstler.

Gruppenausstellung "Künstler aus Siebenbürgen - Edition III", in der Galerie Raduart, Ledererstraße 12, zu sehen bis 18. Juli. Geöffnet: mittwochs und freitags 14 bis 17 Uhr, samstags 11 bis 14 Uhr und nach telefonischer Vereinbarung: 08141/22 45 95.

© SZ vom 29.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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