Fürstenfeldbruck:Streit ums Qualitätssiegel

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Kreisräte debattieren über regionale Auszeichnung

Die Idee eines neuen Regionalsiegels für Unternehmen aus Fürstenfeldbruck stößt im Kreistag auf Bedenken. Johann Thurner (FW) sprach sich am Montag im Energie-, Umwelt- und Planungsausschuss dagegen aus, weil es schon genügend solcher Qualitätssiegel gebe. Den Nutzen veranschlagt der frühere Mammendorfer Bürgermeister als gering, warnte aber vor einem "Bürokratiemonster", das im Landratsamt neue Stellen erfordern würde. Thurner wies den gemeinsamen Vorschlag von CSU, Grünen, SPD, UBV und ÖDP als "populistisch" zurück.

In dem Antrag heißt es, mit dem Landkreis-Siegel sollten Unternehmen ausgezeichnet werden, die durch ihre Tätigkeit "zu einer sozial-gerechteren und ökologisch nachhaltigeren Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung vor Ort beitragen". Das Ziel sei, deren Produkte für die Verbraucher zu markieren und damit diese Betriebe als dem "Landkreis-Gemeinwohl dienliche Unternehmen" hervorzuheben und zu stärken. Der Regionalbeirat solle das Siegel "kurzfristig" auf den Weg bringen.

Thurners Warnungen zeigten Wirkung. "Der Schock steckt in mir, dass die Landkreisverwaltung das machen soll", bekannte Landrat Thomas Karmasin (CSU). Damit hätte sein Haus "erhebliche Probleme", weil das Thema "extrem komplex" sei, etwa in Bezug auf europäische Reglungen. Thurner habe "nicht ganz unrecht" räumte Hubert Ficker (CSU) ein. Die Frage stelle sich, nach welchen Kriterien die Betriebe ausgewählt werden. So könne es sich ja nur um Unternehmen handeln, die im Landkreis ansässig sind, mit Beschäftigten aus dem Landkreis.

Dagegen meinte Jakob Drexler (UBV), man könnte doch das Brucker-Land-Siegel ausweiten, etwa auf Handwerksbetriebe wie die Heizungsbauer. "Die würden sich schön bedanken, das wäre Wahnsinn", antwortete Ficker. Christian Holdt (ÖDP) betonte, es sei nicht an ein Produktsiegel gedacht, und sein Fraktionskollege Max Keil forderte, die regionale Wirtschaft zu stärken, die durch Corona schwer getroffen sei. Auch der Puchheimer Bürgermeister Norbert Seidl (SPD) sowie die Grünen warben für den Vorschlag. Das Kriterium Brucker Betriebe wäre das Alleinstellungsmerkmal und das Siegel ein kleiner Beitrag zur Unterstützung, sagte Seidl. Der Ausschuss beschloss bei zwei Gegenstimmen, den Regionalbeirat einzuberufen, der nun über die Details sowie die Kriterien für eine Vergabe befinden soll.

© SZ vom 23.09.2020 / bip - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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