Fürstenfeldbruck:Stiefkind Alter Schlachthof

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Auf dem Podium (von links): Jan Halbauer (Grüne), Florian Weber (BBV), Andreas Lohde (CSU), Philipp Heimerl (SPD), Moderatorin Franziska Stadlmayer, Gunter Senf (ÖDP), Stefan Weinberger (FW) und Andreas Ströhle (Piraten). (Foto: Carmen Voxbrunner)

Bei Podiumsdiskussion des Stadtjugendrats werden Politiker vom Verein Subkultur in die Verantwortung genommen

Von Stefan Salger, Fürstenfeldbruck

Der Schlachthof, in dem der Verein Subkultur Konzerte, Partys, Lesungen und vieles mehr veranstaltet, hat für Jugendliche etwa den Stellenwert, den der Viehmarktplatz oder der Fliegerhorst für Erwachsene hat. Neben Eisstadion und Fliegerhorst war der Schlachthof einer der Themenbereiche, die in der vom Stadtjugendrat organisierten Podiumsdiskussion am Sonntag im Jugendcafé Brucklyn zur Sprache kamen. Unter den etwa 50 Besuchern waren viele Stadträte und Michael Maurer, der bei der Stadt für die Jugend zuständig ist. Das elfköpfige Gremium, das die etwa 2700 Brucker Jugendlichen im Alter zwischen 14 und 21 Jahren vertritt, hoffte freilich vergeblich auf verbindliche Zusagen. Vor allem mit Blick auf die wohl weiter wachsende Verschuldung Fürstenfeldbrucks hielten sich die Vertreter der Stadtratsfraktionen bedeckt.

Auf dem Podium stellten sich Jan Halbauer (Grüne), Florian Weber (BBV), Andreas Lohde (CSU), Philipp Heimerl (SPD), Günter Senf (Kreis-ÖDP), Stefan Weinberger (Kreis-FW) sowie Andreas Ströhle (Piraten) den Fragen. Souverän moderiert wurde die Veranstaltung von der früheren Vorsitzenden des Stadtjugendrats, der 22 Jahre alten Franziska Stadlmayer. Alle Politiker bekannten sich ausdrücklich zum Standort des Alten Schlachthofs im Brucker Zentrum und zur schrittweisen Instandsetzung des Gebäudes, sofern dies finanziell machbar ist - auch im Fall einer künftigen Bebauung des Stadtwerke- und des Bauhofgeländes. Dennoch mussten sie sich beim Thema Jugendkultur ordentlich die Leviten lesen lassen: Aline Pronnet, 23, Mitglied des 1994 gegründeten und heute 400 Mitglieder zählenden Vereins Subkultur, wies der Politik kaum verblümt die Verantwortung zu für den "fürchterlichen Zustand" der Gebäude auf der Lände. Als Beispiele nannte sie fehlende Dachisolierung und klaffende Löcher, wo einst Ventilatoren des Schlachthofs für Belüftung sorgten. Weil dies die Flexibilität beeinträchtigen würde, lehnte die junge Kunsthistorikerin es ab, die Räume mit privaten Investoren zu teilen. Eine solche Lösung hatte die Stadt 2011 favorisiert, bevor der Musikunternehmer Rüdiger J. Veith die Pläne für eine Musikhochschule an der Lände wieder fallen ließ. Wer über den Umfang einer Sanierung entscheiden wolle, der müsse zumindest mal persönlich dort gewesen sein, so Pronnet. Andreas Lohde räumte ein, dass die im Haushalt in den nächsten Jahren eingeplanten 125 000 Euro kaum für mehr reichen als für Sofortmaßnahmen und die nötigste Bestandserhaltung: "Da ist sonst gleich eine Million weg". Immerhin will er sich dafür einsetzen, dass Subkultur auch im Falle einer Wohnbebauung im Umfeld weiterhin 20 größere Abendveranstaltungen pro Jahr ausrichten darf. Die Anliegen und Wünsche des Vereins dringen nach Worten Webers bislang aber zu wenig zu den Stadträten durch. Ströhle und Heimerl appellierten an alle Jugendlichen, auch die Internetseite stadtgespraeche-ffb.de als Forum zu nutzen und sich zu äußern. Das gelte auch für das Fliegerhorstgelände. Einen dortigen Flugzeugbunker könnte man der Subkultur zusätzlich für Veranstaltungen überlassen, so eine Idee Lohdes.

Brucks Juso-Chef Ludwig Sinzinger ließ Zweifel durchblicken, dass den vielen netten Worten der Politiker auch Taten folgen, so auch beim Sozialwohnungsbau. Und mochte er auch auf eine Wortmeldung verzichteten, so standen dem früheren BBV-Stadtrat Klaus Zieglmeier bei seinem Leib- und Magenthema Eisstadion ebenfalls Zweifel ins Gesicht geschrieben - weil da nichts vorangeht. Die Politiker bezifferten die Kosten für ein Stadion neben der bestehenden Eisfläche auf um die sechs Millionen Euro. 2016 und 2017 sei ein solches Projekt "eher unrealistisch", so Halbauer, der die Gründung eines Fördervereins anregte. Auf weitere Untersuchungen setzen Lohde und Weber. Heimerl sprach sich dennoch für ein Stadion aus, Ströhle will Fördermöglichkeiten sondieren. Senf glaubt, dass es nur "Freifläche oder Stadion" heißen kann. Und das, obwohl im Stadtrat weitgehend Konsens ist, dass für Schul- und öffentlichen Lauf sowie Hobby- und Liga-Eishockeyteams dringend eine zweite Fläche in Form eines geschlossenen Eisstadions benötigt wird.

© SZ vom 19.01.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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