Fürstenfeldbruck:Stadtrat stoppt Trafohäuschen-Pläne

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Das Vorhaben, auf dem Schulgelände an der Philipp-Weiß-Straße eine Umspannstation zu bauen, missfällt den Brucker Kommunalpolitikern. Sie kritisieren Oberbürgermeister Erich Raff und wollen einen anderen Standort suchen

Von Stefan Salger, Fürstenfeldbruck

Der Streit um die Verlegung einer Trafostation auf den Pausenhof der Schule an der Philipp-Weiß-Straße ist im Stadtrat eskaliert. Vertreter fast aller Fraktionen, darunter auch die der CSU, übten am Dienstag scharfe Kritik an Oberbürgermeister Raff (CSU), der dies zunächst ohne Beteiligung der Stadträte und gegen den erklärten Willen der Schulfamilie hatte durchsetzen wollen. Ein federführend von Mirko Pötzsch (SPD) gestellter Eilantrag ebnete den Weg für den Beschluss, nun erst einmal Alternativstandorte zu prüfen - beispielsweise am Rand des Volksfestplatzes oder anstelle von Parkplätzen.

Zahlreiche Elternbeiräte und Lehrer verfolgten die Sitzung als Zuschauer. In Briefen an den OB und bei Demonstrationen in Unterrichtspausen hatten auch viele Kinder gegen die geplante Verlegung protestiert - bislang erfolglos. Nicht alle der von Lehrern und Eltern vorgebrachten Bedenken wurden von den Politikern geteilt. Und Zweiter Bürgermeister Christian Stangl (Grüne) ließ durchblicken, dass er die öffentlich vorgebrachte Kritik der Schulleitung für zumindest diskutabel hält.

Vor allem aber regte sich deutlicher Missmut über die Art und Weise, wie die Stadtspitze agiert hatte. Diese hatte sich für die kostengünstigste Variante entschieden: Das Trafohäuschen an der Ecke Julie-Mayr-Straße/Philipp-Weiß-Straße sollte einfach auf die andere Straßenseite versetzt werden, um dem Bau günstiger Mietwohnungen auf dem städtischen Grundstück Platz zu machen. Eine alte Garage am Eck hinter der Turnhalle sollte abgerissen werden und durch das Trafohäuschen ersetzt werden - auf 30 Quadratmetern, mit der Längsseite parallel zur Julie-Mayr-Straße. Die Aufträge wurden bereits vergeben, die Station am Rande des Schulhofs nebst Wiese sollte noch in den Sommerferien errichtet werden. Sie stehe "dort nicht im Weg" und sei "für niemanden eine Gefahr", bekräftigte Raff im Stadtrat. Er entschuldigte sich dafür, dass der Elternbeiraterst erst im April informiert worden war. "Das wird nicht mehr passieren." Mehr aber gebe es "nicht zu bekritteln".

Das sehen viele Stadträte anders. Tenor: Eine Trafostation hat nichts auf einem Schulhof zu suchen, selbst wenn Platz genug ist und auch die Feuerwehrzufahrt gesichert ist. Und einen großen Baum, der im Weg steht, ohne Absprache mit der Schulleitung zu fällen, das gehe gar nicht. Daran ändert auch nichts, dass die Schulfamilie keine rechtliche Handhabe für ein Veto gegen die Maßnahme hat. Andreas Rothenberger (BBV) warf Raff "schlechten Stil" vor. Nach Gutsherrenart geriere er sich in skandalöser Weise als "Herrscher der Stadt" und habe es zudem versäumt, Christian Götz als Baureferenten einzubinden.

CSU-Fraktionschef Andreas Lohde sprach "von einem Vorgehen, das wir als CSU auch deutlich kritisieren". Man sei es leid, sich mit solchen Scharmützeln beschäftigen zu müssen. Lohde warf der Stadtverwaltung vor, die politische Dimension der Angelegenheit verkannt zu haben. Bäume zu fällen und erst im Nachgang darüber zu berichten, das sei "nicht in Ordnung" und dürfe sich nicht wiederholen - "sonst reißt uns der Geduldsfaden". So befördere man das Wutbürgertum.

Christian Götz (BBV) bestritt ebenso wie Alexa Zierl (ÖDP), dass die Stadträte 2019 mit einem Beschluss die Verlegung des Trafohäuschens grundsätzlich befürwortet hätten. Für ihn gelte: Eine Trafostation, die nichts mit der Versorgung der Schule zu tun hat, hat auf dem Schulgelände nichts zu suchen. Ähnlich äußerten sich Philipp Heimerl und Mirko Pötzsch (beide SPD). Pötzsch hielt Raff vor, Anfragen mal wieder lange unbeantwortet gelassen und "auf stur geschaltet" zu haben.

Gegen die Stimmen von Erich Raff und Franz Höfelsauer (CSU) wurde ein Antrag von Jan Halbauer (Grüne) beschlossen, die Sache an den Bauausschuss zu verweisen.

© SZ vom 01.07.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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