Fürstenfeldbruck:Stadt droht, den SCF fallen zu lassen

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Oberbürgermeister Erich Raff fühlt sich von dem in finanzielle Nöte geratenen Fußballverein gegängelt und hingehalten

Von Stefan Salger, Fürstenfeldbruck

Die weitgehend ausgehandelte Übereinkunft der Stadt mit dem Sportclub Fürstenfeldbruck (SCF) könnte platzen und der Verein doch noch in die Insolvenz abrutschen. Diesen Eindruck vermittelt Oberbürgermeister Erich Raff (CSU), der am Dienstag am Rande der Stadtratssitzung scharfe Kritik am Klubpräsidenten Jakob Ettner übte.

Die für den Dienstagvormittag geplante Unterzeichnung von Verträgen und Unterlagen zwischen Stadt und Verein, die den Weg ebnen sollte für Zuschüsse des Landessportverbandes (BLSV), kam nicht zustande, obwohl sich Raff der SZ gegenüber in der vergangenen Woche noch optimistisch geäußert hatte. Raff bezeichnete es am Dienstagabend als Unverschämtheit, dass sich die Vereinsführung hinter seinem Rücken auch noch persönlich an die Stadträte gewendet habe - "um sicher stellen zu können, dass Sie eingehend informiert sind", wie es in der E-Mail heißt.

Beobachter wundern sich darüber, wie "unprofessionell" der Verein "ein Spektakel" aufführe und die Stadt mit einer Salamitaktik hinzuhalten versuche. Verschärft wird die Lage durch den internen Streit zwischen dem SCF-Präsidium und der mittlerweile von ihm aufgelösten Altherrenabteilung, der sogenannten Alten Liga.

Im Kern geht es darum, dass die Stadt dem in finanzielle Schieflage geratenen Fußballverein aus der Patsche helfen will. Die Sache ist komplex. Der Landessportverband (BLSV) hat dem SCF für den Bau des Kunstrasenplatzes 125 000 Euro an Zuschüssen zugesagt, sofern der Verein seine Solvenz nachweist und noch eine Flutlichtanlage errichtet. Die 125 000 Euro müssten direkt weitergeleitet werden an die Stadt, die bei der Finanzierung des 500 000 Euro teuren Kunstrasens in Vorleistung getreten ist. Zudem hat die Stadt dem SCF 40 000 Euro geliehen. Der SCF hat bereits zwei Jahresraten à 5000 Euro zurückgezahlt - beziehungsweise ihm wurde vereinbarungsgemäß ehrenamtliche Arbeit in dieser Höhe angerechnet. In der Summe schuldet der SCF der Stadt zurzeit also etwa 155 000 Euro. Deshalb hat die Stadt auch jenseits sportpolitischer Aspekte aus ganz rationalen Gründen großes Interesse, dass die BLSV-Zuschüsse fließen und der SCF nicht doch noch pleitegeht.

Um nach vier Jahren Stillstand Bewegung in die Sache zu bringen und zu erreichen, dass der SCF dem BLSV endlich alle Unterlagen vorlegt, um im Gegenzug eine Förderzusage zu erhalten, hat die Stadt die eigene Zuschussvereinbarung mit dem Verein vorsorglich gekündigt. Diese sieht vor, dass der SCF für die Pflege der von der Stadt gepachteten Sportanlage an der Klosterstraße 97 000 Euro pro Jahr erhält.

Geplant war, dass Ettner am Dienstag alle erforderlichen Unterlagen ins Brucker Rathaus bringt, Raff die Zuschussvereinbarung unterschreibt und alle Unterlagen dann an den BLSV geschickt werden. Daraus aber wurde nichts. Wohl auch deshalb, weil der SCF sich nicht zum Bau der 40 000 Euro teuren Flutlichtanlage verpflichten will. Die Stadt hatte vorgeschlagen, sie mit Teilbeträgen der städtischen Zuschüsse in 5000-Euro-Raten abzustottern.

SCF-Vizepräsidentin Ursula Valier teilte der Stadt zudem am Montagabend mit, der BLSV bestehe darauf, dass die Stadt dem SCF sechs Jahre lang vertraglich die vollen Zuschüsse zusage, um so die Solvenz des Vereins zu garantieren, der den Kunstrasenplatz betreibt. Eine so umformulierte Vereinbarung möge die Stadt dem Präsidium doch nun bitteschön vorlegen - "gerne hier in die Kanzlei", wie Ursula Valier schreibt.

Gelingt es Stadt und SCF bis zum 10. Dezember nicht, sich zu einigen, könnte die Stadt den Pachtvertrag fürs Sportgelände kündigen. Raff droht, am 1. Januar auch kein Geld mehr für die Platzpflege zu überweisen - auch wenn die Stadt dann den BLSV-Zuschuss abschreiben müsste. Der SCF hätte dann freilich kein Sportgelände mehr und wäre in Kürze wohl das, was er vor einigen Monaten beinahe war: pleite.

Raff kreidet dem Verein auch an, dass er bis heute keine aktuelle Mitgliederzahl genannt habe - was unter anderem für die Höhe des städtischen Zuschusses bedeutsam ist. Nachdem Mitglieder der Alten Liga ausgeschlossen worden waren und dies für manche - so wie im Fall des BBV-Stadtrats Karl Danke - mittlerweile widerrufen wurde, kursieren seit Monaten Zahlen zwischen 260 und 328 Mitgliedern. "Die lassen uns im Unklaren", schimpfte Raff.

Ein Grund fürs Taktieren könnte sein, dass Ex- Mitglieder der Alten Liga, die Ettner loswerden wollen, die Einberufung einer außerordentlichen Versammlung erzwingen wollen. Dann soll der Präsidenten abgewählt werden. 20 Prozent der Mitglieder müssten für die Versammlung stimmen. Reichen nun aber 20 Prozent von 260 oder müssen es 20 Prozent von 328 Mitgliedern sein? Mittlerweile ist diese Sache vor Gericht angelangt - der Ausgang ist offen.

Raff jedenfalls fühlt sich gegängelt und hingehalten: "Jetzt ist das Ende der Fahnenstange erreicht, die 120 000 Euro schreibe ich notfalls in den Wind. So lasse ich mich von einem Verein nicht behandeln." Die Stadt sei doch kein Bittsteller. Gleichwohl will er einen letzten Versuch unternehmen. Er kündigte an, noch auf dem Heimweg nach der Stadtratssitzung bei Ursula Valier vorbeizufahren und ihr persönlich ein Schreiben in den Briefkasten zu werfen.

© SZ vom 29.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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