Fürstenfeldbruck:Sprengung auf Knopfdruck

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Im Feldbahnmuseum wird noch an zwei Adventssonntagen in einem alten Waggon eine Modelleisenbahn präsentiert. Prunkstücke der Anlage sind ein Bergwerk mit Schacht und ein Nachbau des Zugs der Fußballweltmeister von 1954

Von Karl-Wilhelm Götte, Fürstenfeldbruck

Der Modelleisenbahnclub Fürstenfeldbruck (MEC) ist vielfältig aktiv. Im Sommer betreibt der Verein ein Feldbahn- und Waldbahnmuseum mit Eisenbahnfahrten für Besucher auf MEC-Gleisen in der Nähe des Brucker Bahnhofs. An noch zwei Adventssonntagen präsentiert der Club, der in diesem Jahr sein 40-jähriges Bestehen feiert, wieder seine riesige Modelleisenbahn-Landschaft. Seit 1. Mai 2016 hat die Deutsche Post der Modelleisenbahn des MEC, die von der Jugendgruppe des Vereins betreut wird, sogar eine Briefmarke gewidmet.

Die Modelleisenbahn ist in einem alten Waggon untergebracht. Dort schieben sich die Besucher am ersten Adventssonntag im Gang eng aneinander vorbei. Darunter auch Thomas Festl mit seinen Söhnen. Der Eichenauer packte seine Modelleisenbahn, mit der er schon als Kind gespielt hatte, jetzt wieder aus. Da die Anlage seinen Söhnen gefällt, steht sie wieder im Keller der Festls. Benedikt, 12, und Konstantin, 9, sind deshalb neugierig auf Anregungen, die sie von der MEC-Ausstellung erwarten. "Toll", runft Konstantin sofort, als er sieht, dass eine Bahn in den Tunnel rein- und wieder herausfährt. Moderne Züge, wie einen ICE, sehen die Jungs jedoch nicht. Ist doch die Austattung der Modelleisenbahn auf den Zeitraum von 1950 bis 1970 begrenzt.

"Bis 1970 gab es bei der Bahn nur wenige Oberleitungen", erläutert Heinz-Dietmar Ebert, der Vorsitzende des MEC. Gefahren wurde damals hauptsächlich mit Dieselloks. Die Elektrifizierung erlebte erst in den Achtzigerjahren einen markanten Aufschwung. Vorne am Eingang ist so etwas wie das Prunkstück der Ausstellung zu besichtigen. Es ist ein Bergwerk, in dem mit Feldbahnen Kohle transportiert wird. Loren mit Kohle schweben in der Luft.

Drückt man auf den ersten roten Knopf, hört man eine Sprengung im Hintergrund. Drückt man auf den zweiten roten Knopf setzt sich von unten im Bergwerk ein Förderkorb in einem Schacht in Bewegung und fährt nach oben. Mitten drin im Waggon sind alte Bahnhöfe zu besichtigen. "Bonn-Hbf" ist da zu lesen. Viele Bahnhöfe sahen früher so aus, wie der Bonner. Dafür gab es das sogenannte "Isar-Bausystem", erklärt Ebert, ein Modulsystem, das dann auch im Modelleisenbau Eingang fand.

Eindrucksvoll ist auch das Modell-Eisenbahndepot. Ganz vorne steht ein roter Zug. "Fußball-Weltmeister 1954" steht da drauf. "Der ist damals im Juli 1954 hier in Fürstenfeldbruck von Lindau kommend auf dem Weg nach München vorbeigefahren", erzählt Vereinschef Ebert. Wir haben ihn im Modell nachgebaut. "Es ist schön, dass der Verein sich konsequent der Zeit von 50 bis 70 ausgerichtet hat", findet Besucher Günther Schmied. "Es passt alles in die Zeit. Die Lastwagen von damals gibt es heute gar nicht mehr." Auch Schmied hat seine Modelleisenbahn in Schachteln noch zu Hause. Seine Enkel interessieren sich nicht dafür. "Die spielen lieber mit Computern", erzählt er. Ein 47-jähriger Familienvater aus Emmering steht vor dem gleichen Problem: "Im Vergleich mit Videospielen ziehe ich mit meiner alten Modelleisenbahn bei meinem achtjährigen Sohn den Kürzern." Ausdauer braucht der Hobbybastler nach wie vor, um eine Modelleisenbahn auszubauen. Wie das mit der Ausdauer geht, zeigt im alten Bahnpostwaggon nebenan Benedikt Schneider. Der 18-Jährige ist Mitglied der Jugendgruppe. Bei ihm ist im Alter von zwölf Jahren die Modelleisenbahnlust "vom Vater auf mich übergesprungen", wie er sagt. Jetzt baut er gerade eine Landschaft um. "Aus einem Bergwerkstollen wird eine Raffinerie", klärt er die Besucher auf.

An den beiden kommenden Sonntagen, 4. und 11. Dezember, ist die Anlage jeweils von 10 bis 12 Uhr geöffnet. Eintritt: Erwachsene 3, Kinder 1,50 Euro.

© SZ vom 01.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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