Fürstenfeldbruck:Spitzen gegen Prinz und Politik

Lesezeit: 2 min

"Amper-Pronold" und "Bierverschmelzung": Oberbraumeister Wolfgang Ober nahm sich als Krüglredner beim Starkbierfest die Brucker Lokalpolitik vor. (Foto: Günther Reger)

Oberbraumeister Wolfgang Ober, der Kabarettist Andreas Giebel und Schauspieler des Brucker Brettls unterhalten die Besucher beim Fürstenfeldbrucker Starkbierfest

Von Manfred Amann, Fürstenfeldbruck

Am 23. April vor 500 Jahren erließen die Herzöge Wilhelm IV. und Ludwig X. das bayerische Reinheitsgebot für Bier. Für den Nachfahren der Herzöge aus dem Hause Wittelsbach, Luitpold Prinz von Bayern, ist daher heuer "ein ganz besonderes Jahr für die bayerische Bierkultur", woran die sich ausbreitende Craft-Brewer-Bewegung auch nichts ändern könne. Man sollte überlegen, für solche Getränke einen anderen Namen als Bier zu finden, sagte er am Samstag auf dem "königlichen Starkbierfest" in der schon seit Wochen ausverkauften Marthabräuhalle, bei dem der Holzkirchner Musikzug aufspielte und das von den Faschingsfreunden Fürstenfeldbruck mitorgansiert wurde.

Dass kurz danach die bayerische Bierkönigin Marlene Speck im Gespräch mit Moderator Stefan König erzählte, dass sie in einem 27-Liter-Eimer zu Hause ihre eigenen Brauversuche mache, brachte die rund 400 Besucher richtig in Stimmung. Traditionell begann der Starkbierabend mit dem Absingen der Bayernhymne und dem Anstich des ersten Fasses Ritterbock. Zwei und einen leichten Schlag hinten drauf brauchte der amtierende Zweite Bürgermeister Erich Raff, und ein paar Spritzer gab es auch. Danach ehrte Geschäftsführer Oliver Lenz "treue Wirtsleute" für den jahrzehntelangen Bierbezug von der König-Ludwig-Schlossbrauerei Kaltenberg. Familie Huber aus Jesenwang schenkt sei 75 Jahren Kaltenberger Bier aus und Familie Steinherr aus Esting schon seit 160 Jahren.

Das allgemeine "Levitenlesen" übernahm wieder wortgewaltig und frotzelnd Oberbraumeister Wolfgang Ober. Im Stadtrat wird "geredet und geredet, nur damit man redet" und manche merkten gar nicht, dass eigentlich schon jemand anderes redet, lästerte Ober, sprach von Kuschelkurs, vom Rathaus als Sanierungsfall und von Raffs "Suche nach dem kleinsten gemeinsamen Nenner". Hat der Fraktionschef der SPD, Philipp Heimerl, das Zeug zum Karrierepolitiker, gar zum "Amper-Pronold" fragte der Redner, und wieso es Andreas Lohde nicht gelinge, mit der Oppositionsrolle zurechtzukommen. "Klar, CSU in der Opposition, das gibt es in Bayern nicht, darf es nicht geben, und wenn doch, dann muss man sich umbenennen in Piraten oder Freie Wähler", schäkerte Ober mit Blick auf Landrat Thomas Karmasin, den Vizepräsidenten des Bayerischen Landtags, Reinhold Bocklet, und den SPD-Abgeordneten Herbert Kränzlein. Der Krüglredner witzelte auch über den vergeblichen Versuch Luitpolds, sein Bier auf der Wiesn anbieten zu dürfen und über dessen angeblich "drei Kenterungen mit einem Segelboot an einem Tag". Die Zusammenlegung der Volksfeste nannte er "Bierverschmelzung" und riet den Stadträten, daran zu denken, dass angesichts der vielen Senioren das Defizit beim Volksfest noch höher werden könnte.

Zu einem "Ratsch auf der alten Bruck" trafen sich eine Stadtführerin und zwei Gäste sowie "der ewige Stenz" und der "Manni", eine selten geniale Parodie auf die beiden Schwerenöter, die von Darstellern des Brucker Brettl inszeniert wurde. "Schau wia I schau, Spatzl" oder "So schee scho": Kaum zu glauben, was man von der Brücke aus alles beobachten kann. Zwölf Brauereien habe es einmal in Bruck gegeben, erzählte die Gästeführerin, während der Monaco Franze "Herz und Gefühle" zeigte und da Manni um die Swetlana schwänzelte, die gerade den blauen Fahrradweg säuberte.

Weniger mit örtlichen Begebenheiten, dafür aber intensiv mit alltäglichen "Kompromissen, die das Leben so schreibt", beschäftigte sich der Schauspieler und Kabarettist Andreas Giebel. Als Hauptkommissar von München 7 kennt man ihn, er kann aber auch römischer Feldherr und Buddha. Zwei Stunden im Arztvorzimmer zu warten, "nur weil ich Kassenpatient bin", das bringt Giebel ebenso in Rage wie lärmender Nachwuchs. "San hoid Kinder", sagte er, während es in ihm brodelte, und mit drei "G" für gehört, gesehen und geschrieben, kann man laut ihm jeden noch so faden Diskurs bestehen, ohne groß nachdenken zu müssen. Der Bayer halte nichts von Überschwänglichkeit, philosophierte Giebel, wenn er redt, dann is es meist scho passiert", und wenn etwas vorbei sei, dann sage er: "I hed scho no wos g'sagt".

© SZ vom 22.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: