Fürstenfeldbruck:Spiel mit Worten

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Theaterstück zum Abschluss: Buben und Mädchen der Deutsch-Freizeit der Bürgerstiftung. (Foto: Günther Reger)

Bei einer Deutsch-Freizeit üben Kinder ihre Sprachkenntnisse

Von Ingrid Hügenell, Fürstenfeldbruck

Zwei kleine Hexen kommen in einen Hexenladen. Dort werden sie von einer älteren Hexe bedient, die einen hohen grünen Glitzerhut trägt. Gemeinsam wollen sie den bösen Zauberer verjagen. Da kommt ihnen Harry Potter zu Hilfe. Gemeinsam verbannen die vier den böse kichernden Zauberer in ein Buch.

Die Szene der drei Mädchen und zwei Buben wird mit viel Applaus aufgenommen. Sie gehört zu dem Theaterstück, das die 22 Kinder nach dem Buch "Die Händlerin der Worte" von Claude Theil und Thomas Lange selbst zusammengestellt haben. Die Vorstellung bildet den Abschluss der Deutsch-Freizeit, eines Bildungsprojekts der Bürgerstiftung. Insgesamt drei Wochen waren die Kinder zusammen, eine in den Pfingstferien, zwei in den Sommerferien. An dem Wochenende dazwischen fuhren sie nach Hause. Ihr Theaterstück führen sie nun zum Abschluss vor ihren Eltern, Geschwistern und anderen Verwandten auf. Gekommen sind auch einige Lehrerinnen und Asylhelfer, die die Familien betreuen.

Die Buben und Mädchen haben Arabisch, Türkisch, Rumänisch oder auch Deutsch als Muttersprache, einige stammen aus Ghana und Afghanistan. Sie haben vor den Sommerferien dritte Klassen an Schulen im Landkreis besucht und sollten in Deutsch gefördert werden, um nach der vierten Klasse den Übertritt an eine weiterführende Schule zu schaffen, wie Christel Benzinger erklärt. Die frühere Grundschullehrerin begleitet das Projekt, das zum ersten Mal stattfand. Im kommenden Schuljahr soll es erneut angeboten werden. Vorher will die Bürgerstiftung analysieren, was gut und was weniger gut gelaufen ist, wie Benzinger erklärt.

Ungünstig sei etwa gewesen, dass die beiden Projektwochen in der Mitte der Sommerferien lagen, das soll im kommenden Jahr anders sein. Benzinger hofft, dass dann mehr Kinder dabei sind. Auch die Schulen könnten besser mitziehen, sagt sie. Nicht alle hätten sich an dem Projekt beteiligt und Kinder vorgeschlagen, die das Potenzial für eine weiterführende Schule haben. So waren statt 40 anfangs nur 25 und zum Schluss sogar nur noch 22 Buben und Mädchen dabei - drei fuhren wegen Heimweh früher heim. Benzinger glaubt aber, dass es mehr Kinder gäbe, die von dem Projekt profitieren könnten.

Das Lernen der Sprache war dabei nicht das einzige Ziel. Die Kinder sollten auch selbstbewusster werden und ihre Sozialkompetenz verbessern. Die Bürgerstiftung ließ sich das pro Kind tausend Euro kosten. Die Eltern mussten nur einen Essenzuschuss von 50 Euro aufbringen. Dafür war der Betreuungsschlüssel geradezu traumhaft: Sechs Betreuer kümmerten sich um die Kinder beim Spielen, dem Erlernen der Sprache und eben beim Schreiben der einzelnen Szenen und Einstudieren des Theaterstücks. Dargestellt wurden verschiedene Einkaufssituationen. Jedes der Kinder kam dabei mindestens einmal zu Wort. Dass sie sich alle tatsächlich trauten frei zu sprechen und das auch noch vor Publikum, ist nicht selbstverständlich. "Es sind viele schüchterne Kinder dabei, die jetzt den Mut hatten, laut ihren Satz zu sagen", erklärt Ulrike Schilling - ein Erfolg. Schilling kommt vom Improvisationstheater und hat die Kinder begleitet.

Silvia Ponath von der Bürgerstiftung berichtet von einem weiteren Erfolg: Viele der Kinder hätten bei dieser Freizeit begonnen zu lesen, "manche ein komplettes Buch". Eindringlich appelliert sie an die Eltern: "Bitte fördern Sie das Lesen, knüpfen Sie daran an!" In den Städten des Landkreises und vielen Gemeinden gebe es Büchereien, in denen man kostenlos Bücher ausleihen könne, sagte Ponath.

© SZ vom 08.09.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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