Fürstenfeldbruck:Sparkasse schließt sechs Filialen

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Kunden in Esting, Schöngeising, Hattenhofen, Unterschweinbach und Teilen von Germering finden von Mitte 2017 an nur noch Automaten vor. Das Geldinstitut reagiert auf den Trend zum Online-Banking und die anhaltend niedrigen Zinsen

Von Stefan Salger, Fürstenfeldbruck

Die Sparkasse will Mitte 2017 das Personal aus sechs Filialen abziehen und diese auf Selbstbedienung umstellen. Damit reagiert sie auf den zunehmenden Trend zum Online-Banking und auf schwindende Erlöse durch die Niedrigzinspolitik. Gleichzeitig sollen die Beratungsangebote und die Öffnungszeiten in den verbleibenden 19 Filialen im Landkreis ausgebaut werden. Am Freitag haben die Vorstandsmitglieder das neue Konzept für die Kundenbetreuung vorgestellt, das in den nächsten Jahren umgesetzt werden soll.

Betriebsbedingte Kündigungen seien nicht geplant, sagte Sparkassenchef Klaus Knörr. Betroffen sind die Filialen in Germering-West, Harthaus, Neu-Esting, Schöngeising, Hattenhofen und Unterschweinbach, die teilweise bisher nur zehn oder elf Stunden pro Woche geöffnet hatten. Knörr räumt unumwunden ein, dass die persönliche Betreuung in manchen Bereichen reduziert wird, wovon knapp zehn Prozent der Sparkassenkunden betroffen sein werden. Das soll landkreisweit durch andere Angebote kompensiert werden, etwa individuell vereinbarte Termine bis 20 Uhr in einer Filiale oder auch zu Hause. Und das Geldinstitut will eine aktivere Rolle spielen bei Online- oder Telefonberatungen, den Kontakt zum Kunden suchen und "auf allen Kanälen" verstärkt auf ihn zugehen.

"Warten wäre für uns keine Option gewesen", pflichtete Knörrs Vorstandskollege Peter Harwalik bei. Die Sparkasse sieht sich einem zunehmenden Kostendruck ausgesetzt. Während mittlerweile etwa die Hälfte der Kunden Online-Banking nutzen und dadurch die Frequenz in allen Filialen spürbar gesunken ist, schmälern die niedrigen Zinsen die Erlöse deutlich - der Zinsüberschuss wird von 64 Millionen Euro im vergangenen Jahr in diesem Jahr wohl um vier Millionen Euro schrumpfen, 2020 werden 56 Millionen Euro prognostiziert. Entsprechend wird 2016 ein Jahresüberschuss von lediglich noch sechs Millionen Euro erwartet, nach 13 Millionen im Vorjahr. Gleichzeitig nimmt der vom Gesetzgeber verursachte Bürokratieaufwand zu. Knörr sprach von einem "reglerechten Regulierungs-Tsunami". Zudem soll in neue Kommunikationstechniken investiert werden. So werden zurzeit Fotoüberweisungen sowie Transfers von Handy zu Handy getestet.

Ob die bislang personell besetzten Filialen zum 1. Juli 2017 nahtlos auf Selbstbedienung umgestellt werden können, muss sich unter anderem noch in den Verhandlungen mit den jeweiligen Hauseigentümern zeigen. In jedem Fall soll in direktem Umfeld die Bargeldversorgung sichergestellt werden. Außerdem soll es einen Kontoauszugsdrucker und eine Einwurfmöglichkeit für handschriftlich ausgefüllte Überweisungen geben. Einzige Ausnahme ist Unterschweinbach, wo sich für die Sparkasse nicht einmal ein Geldautomat rechnet - statt der 50 000 Transaktionen pro Jahr, die als Schwelle für einen wirtschaftlichen Betrieb gelten, ist die Zahl dort auf etwa 10 000 gesunken.

Um vor allem älteren oder in der Mobilität eingeschränkten Personen, die nicht bis Maisach fahren können, dennoch eine Grundversorgung anbieten zu können, will die Sparkasse mit der Gemeinde verhandeln. Denkbar ist, dass ein Sparkassenmitarbeiter einmal pro Woche in einem Raum der Gemeinde Kunden berät oder Geld auszahlt. In kleinen Orten wären mittlerweile auch Kooperationen beispielsweise mit einem größeren Einzelhandelsgeschäft nicht mehr grundsätzlich tabu. Geprüft wird zurzeit auch noch, ob die gemeinsam genutzten Räume mit der Volksbank, wie etwa jene in Schöngeising, auch dann noch zur Verfügung stehen, wenn die Sparkasse nur noch mit Selbstbedienungsterminals vertreten ist. Die Volksbank Raiffeisenbank ist mit zurzeit 22 Niederlassungen der einzig ernst zu nehmende und in der Fläche vertretene Mitbewerber. Ebenfalls Mitte 2017 soll ein Sparkassen-Kundencenter rund um die Uhr erreichbar sein. Und bereits zum 1. Januar werden die Öffnungszeiten der vollwertigen Sparkassenfilialen weitgehend vereinheitlicht: Von Montag bis Donnerstag ist dann jeweils von 8.30 bis 12.30 Uhr geöffnet, am Freitag von 8.30 bis 15 Uhr. Montag, Dienstag und Donnerstag soll von 14 bis 19 Uhr geöffnet sein, lediglich in sieben kleineren Filialen ist am Montag und Dienstag bereits um 16 Uhr Schluss.

Die von den Schließungen betroffenen Sparkassenmitarbeiter wurden bereits informiert, sie wechseln in andere Filialen. In den nächsten fünf Jahren rechnet der Sparkassenvorstand damit, dass die Mitarbeiterzahl von zurzeit etwa 780 um etwa 50 sinkt - vor allem durch altersbedingtes Ausscheiden. Damit setzt sich der Personalabbau fort, hatte die Sparkasse einst etwa tausend Mitarbeiter.

© SZ vom 22.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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