Henrik-Moor-Ausstellung:Späte Ehre für einen Brucker Avantgardisten

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150 Besucher kommen zur Eröffnung der großen Henrik-Moor-Ausstellung im Museum Fürstenfeldbruck. Sie hören Musik von Zeitgenossen des Künstlers und dürfen als erste die präsentierten Werke betrachten

Von Florian J. Haamann, Fürstenfeldbruck

Dissonante, geheimnisvolle Töne, die sich immer wieder zu harmonischen Melodien zusammenfinden, bevor sie wieder auseinander getrieben werden. Besser als Zoltan Kodalys "Duo für Violine und Violoncello" aus dem Jahr 1914 kann Musik das Werk des Malers Henrik Moor wohl nicht ausdrücken. Und so war dieses Werk, gespielt von den beiden jungen Olchinger Musikerinnen Amelie Böckheler (Violine) und Raphaela Gromes (Violoncello), genau die richtige Einstimmung auf das, was an diesem Abend bei der Ausstellungseröffnung im Brucker Stadtmuseum noch kommen sollte. "Henrik Moor (1876 bis 1940) - Avantgarde im Verborgenen" heißt die Ausstellung, die noch bis 25. September im Museum zu sehen ist. Zur Vernissage am Donnerstagabend fanden sich etwa 150 interessierte Besucher ein.

Nach den einführenden Worten von Klaus Wollenberg, der in Vertretung von Klaus Pleil sprach (der Oberbürgermeister hielt sich im Publikum auf), sowie den Reden des stellvertretenden Landrats Johann Wieser und von Nikolaus Turner von der Henrik und Emanuel Moor-Stiftung, traten die Museumsleiterinnen Angelika Mundorff und Eva von Seckendorff mit einem höchst auflockernden Beitrag ans Mikrofon. In einem Frage-Antwort-Spiel brachten sie den Besuchern den Protagonisten des Abends näher.

Was das Besondere an Henrik Moor sei und was ihn von anderen Brucker Künstlern abhebe, wollte Seckendorff beispielsweise wissen. "Seine Stilvielfalt, sein weiter Horizont, seine Motive. Er malte nur selten die idyllische Amperlandschaft. Sein Motiv waren Portraits, häusliche Szenen. Aber er war auch Großstadtmaler. Und er unterschied sich durch seine Neugier auf die moderne Malerei seiner Zeit von vielen der anderen Brucker Maler", wusste Mundorff zu antworten. Dann erfuhren die Besucher auch noch, dass Moor ohne den Ersten Weltkrieg und die Wirtschaftskrise in den Zwanzigerjahren eine Chance gehabt hätte, ein bis heute bekannter Maler zu werden. Mit Musik von Bohuslav Martinu, einem weiteren Zeitgenossen Moors, wurden die Besucher dann in die Ausstellung entlassen.

In der gab es viel zu entdecken, ein einzelner Abend reichte dafür nicht im Ansatz aus. Immerhin zeigt die Ausstellung mehr als 200 Gemälde auf 600 Quadratmetern Fläche. Damit ist sie so groß, dass die Ausstellungsräume im ersten Stock des Museums nicht genug sind und ein Teil der Bilder in den beiden Etagen des angrenzenden Kunsthauses gezeigt wird.

Eines der großen Themen in Moors Leben, das macht die Ausstellung deutlich, war der ständige Kampf ums finanzielle Überleben seiner Familie. Das zeigen nicht nur Bilder, sondern auch einprägsame Zitate, die an den Wänden zu sehen sind. So schrieb Moor in einem Brief an seine Schwester Eugenie im April 1929: "Ich lege Dir 20 Mark bei, um Dich vor grösster Verlegenheit zu bewahren." Bereits im Jahr 1917 dagegen schrie sein Freund Felix Wieland an Moors Frau: "Leider ist es mir unmöglich, ihn schon wieder pekuniär auszuhalten." Aber trotz der Existenzängste und ab 1933 der Bemühungen, seine jüdische Herkunft vor den Nazis zu verschleiern, war Moors Leben nicht nur von Sorgen geprägt. Vor allem seine Familie und die Musik waren für Moor eine starke Antriebskraft. Davon weiß auch der Ehrengast des Abends zu berichten. Denn auch der 1922 geborene Herbert Moor, letzter lebender Sohn Henrik Moors ist mit seiner Frau Hildegard zur Ausstellungseröffnung aus München gekommen, um zu sehen, was hier in monatelanger Arbeit zu Ehren seines Vaters entstanden ist.

Henrik-Moor-Ausstellung im Museum Fürstenfeldbruck, zu sehen bis zum 25. September

© SZ vom 14.05.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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