Fürstenfeldbruck:Solide Finanzen

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Die Volksbank Raiffeisenbank legt gute Zahlen für das Geschäftsjahr 2017 vor. Sie fühlt sich auch ohne Fusionen gut gerüstet für die Zukunft und sieht gerade in ihrer überschaubaren Größe eine Stärke

Von Stefan Salger, Fürstenfeldbruck

Fusion? Synergieeffekte und Bestandssicherung durch Wachstum? Für Walter Müller, Chef der Volksbank Raiffeisenbank (VR) Fürstenfeldbruck, dürften diese Fragen am Rande der Bilanzpressekonferenz am Mittwoch wenig überraschend kommen. Er lächelt nur fein. Zum Mitbewerber kein kritisches Wort. Und doch wird klar, dass die Genossenschaftsbank ziemlich genau der Gegenentwurf zur Sparkasse ist. Während ein Gutachten der Brucker Sparkasse einen Zusammenschluss mit Dachau und Landsberg-Dießen empfiehlt, wertet Müller die überschaubare Größe ganz selbstbewusst als echte Stärke. So sei man "sehr nah am Kunden" und habe in der Bank "kurze Wege". "Kleine Banken wie wir haben eine Zukunft und sind durchaus überlebensfähig", sagt der 63-Jährige.

Jenseits der harten Zahlen kann sich die Bilanz der Genossenschaftsbank sehen lassen. In internen VR-Rankings schneidet die Brucker Bank vorzüglich ab. Bei der Absicherung des Kreditgeschäfts gibt es die Bestnote AAA. Ähnliches Bild bei der Produktivität. Fürstenfeldbruck zähle zu den "allerbesten Genossenschaftsbanken Bayerns". Belegen lässt sich das durch die Commercial Interest Reference Rate (Cirr). Ein Zahlenbeispiel: Die Brucker VR benötigt eigenen Angaben zufolge zur Erwirtschaftung eines Euro nur 50 Cent. Der Durchschnittswert der VR-Banken in Bayern liegt bei 65 bis 70 Cent, der von Großbanken bei etwa einem Euro. Auch deshalb ist "diese Größe gerade richtig für uns", findet Müller. Und weil die VR-Welt in Ordnung ist, wird der Vorstand der im April tagenden Vertreterversammlung vorschlagen, drei Prozent Rendite an die "Genossen", also die Anteilseigner, auszuschütten. Das lässt sich die Bank unterm Strich etwa 700 000 Euro kosten.

Walter Müller, Chef der Volksbank Raiffeisenbank. (Foto: Günther Reger)

Natürlich gibt es genügend Herausforderungen, daraus macht der Vorstandschef im Konferenzraum der Hauptstelle an der Dachauer Straße gar keinen Hehl. Ein Ende der Niedrigzinsphase, die Margen schrumpfen lässt, ist nicht abzusehen. Die 2019 EU-weit zu erfüllenden Auflagen der Kontrollbehörden stellen kleine Banken zudem vor große Herausforderungen - mögen sie auch untereinander verbunden sein (gleichwohl sieht sich die VR-Bank auch da gut gerüstet mit einer Eigenkapitalquote, die bereits heute weit über den Mindestanforderungen liegt). Und die von knapp 270 Mitarbeitern betreuten 60 000 Kunden sind im Schnitt relativ alt. Um junge Kunden zu gewinnen, muss man auch digital gut aufgestellt sein, was wiederum Gefahren birgt. Noch nie gab es so viele Betrugsversuche wie im vergangenen Jahr. Neben "Klassikern" wie Auslandsüberweisungen mit gefälschten Unterschriften, die noch per Hand in den Briefkasten eingeworfen werden, gibt es immer mehr Betrugsversuche online - auch wenn diese größtenteils bereits durch das gemeinsame Rechenzentrum der VR-Banken herausgefiltert werden. Insgesamt verbucht die Brucker VR-Bank 2017 einen Schaden von an die 60 000 Euro. Müller empfiehlt Kunden nachdrücklich, Betrügern nicht auf den Leim zu gehen und keine eigene Daten herauszugeben.

Eine Bestandsgarantie für die 23 Geschäftsstellen und sieben zusätzlichen Selbstbedienungsterminals will Müller zwar nicht geben. Denn über den Erhalt des flächendeckenden Netzes entscheidet letztlich die jeweilige Kundenfrequenz. Und da sei man "nicht überall glücklich", räumt Müller ein. Gleichwohl gebe es "kein Konzept für Schließungen". So sollen bis auf Weiteres auch die Filialen in Schöngeising und Hattenhofen solo weitergeführt werden, aus denen die Sparkasse als einstiger Kooperationspartner ausgestiegen ist. Die VR-Bank übernimmt auch weiterhin die Negativzinsen für Kundeneinlagen, die von der Zentralbank für das bei ihr geparkte Geld berechnet werden, empfiehlt vielen Kunden aber auch Aktien als Bestandteil eines gut gemischten Portfolios.

Müller freut sich vor allem über das im Vergleich zum Vorjahr deutlich höhere "außerordentliche Ergebnis, das auf das sehr gut gelaufene Kreditgeschäft zurückzuführen ist sowie auf den Verkauf des Geschäftshauses in Puchheim, also einen Einmaleffekt. Sehr positiv ist auch das Versicherungsgeschäft gelaufen. Und der leichte Rückgang im Zinsgeschäft sowie die Kosten für Personal und Rechenzentrum wurde durch Provisionen und sparsames Wirtschaften kompensiert. "Wir sind sehr zufrieden mit diesem Ergebnis", sagt Müller, "2017 war ein erfolgreiches Jahr für uns, es ist deutlich besser gelaufen als erwartet."

Der Germeringer, der 1995 für Germering und Olching verantwortlich war und 2001 zum Vorstandschef aufstieg, wird bald in Ruhestand gehen. Ein genauer Termin steht noch nicht fest. In den dann vorübergehend vierköpfigen Vorstand, dem bereits Rainer Kerth angehört, werden im April Rudolf Sydow und Robert Fedinger aufrücken.

© SZ vom 25.01.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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