Fürstenfeldbruck:Situation selbst verschuldet

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Die Kreisvorsitzende vom Bund Naturschutz, Eugenie Scherb, bezeichnet es als begrüßenswert, dass Bäche und Flüsse, wie von Naturschützern seit langem gefordert, nun wieder mehr Retensionsflächen erhalten sollen. Sie weist aber auch darauf hin, dass im Landkreis Fürstenfeldbruck in den vergangenen Jahrzehnten ganze Großgemeinden wie Eichenau, Gröbenzell oder Puchheim fast ausschließlich in ehemaligen Moos- oder Moorgebieten entstanden sind. Die dort inzwischen zu einem erheblichen Teil zugebauten Flächen seien ursprünglich einmal Retentionsgebiete für den Starzel- oder Gröbenbach gewesen, die nun fehlten. Nun benötige man eben neue Gebieten, in die man bei Starkregen das Wasser hinleiten könne. Den Bau von Poldern lehnt die Naturschützerin jedoch ausdrücklich ab.

Laut der BN-Kreisvorsitzenden geht es bei der Ausweisung der neuen Überschwemmungsgebiete nicht primär um den Schutz der Gemeinden im Landkreis, sondern vor allem darum, in Zukunft solche Hochwasserspitzen zu verhindern, wie sie in den vergangenen Jahren an Flüssen wie der Donau zu erleben waren. Werden die mit Hochwasser stark belasteten kleineren Bäche bereits an den Quellen verlangsamt, ließen sich die großen Hochwasserkatastrophen schon allein durch den geänderten Zeitauflauf reduzieren.

"Die Hochwassersituation im Landkreis ist selbst verschuldet", stellt Scherb fest, weil nicht mehr genug Wasser versickern oder gespeichert werden könne. Die Fehlentwicklungen führt die Eichenauerin auf zwei Ursachen zurück. Das ist zum einen die Versiegelung von großen Flächen durch das starke Wachstum in den östlichen Siedlungsschwerpunkten des Landkreises. Die Kommunen zuzubauen sei ein "Riesenfehler" gewesen. Scherb fordert deshalb, vermehrt in die Höhe zu bauen und damit künftig weniger Bodenfläche zu versiegeln. Der zweite Fehler sei es gewesen, Moore wie das Allinger Moos trockenzulegen und damit landwirtschaftlich nutzbar zu machen. Damit seien weitere Flächen verlorengegangen, die früher in einem erheblichen Umfang als Wasserspeicher dienten.

Die BN-Kreisvorsitzende kritisiert auch die Berechnungsgrundlage für die neuen Überschwemmungsgebiete. Sie merkt an, dass in dem Konzept ein erheblicher Teil der Belastung unberücksichtigt bleibt. Das seien die kleineren Zuflüsse aus den im Süden gelegenen Endmoränen, die in den Gröben- und Starzelbach münden. Es fehle also eine wesentliche Komponente.

Für die Aufregung über die neuen Baubeschränkungen in den Überschwemmungsgebieten hat Scherb wenig Verständnis. Weil die betroffenen Gemeinden schon sehr stark bebaut seien, gehe es nur noch um die Nachverdichtung in bereits besiedelten Gebieten. Das relativiere die Folgen erheblich. Zudem sollte der Hochwasserschutz im Interesse der Bauherren liegen. Scherb erinnert daran, dass die Lockerung der strengen Bauauflagen auch dazu geführt habe, dass Architekten die geologische Situation vernachlässigt hätten. Mit der Folge, dass immer mehr Häuser im ehemaligen Moos ohne Sockel gebaut wurden. Die Hochwassergefahr sei bei der Bauplanung leider nicht mehr berücksichtigt worden.

© SZ vom 13.02.2016 / eis - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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