Fürstenfeldbruck:Vogelpark-Falkner klagt

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Verfahren vertagt, Gutachten soll "Frostfestigkeit" klären

Von Stefan Salger, Fürstenfeldbruck

Formal geht es darum, ob zwei Greifvögel artgerecht gehalten wurden und ob das Landratsamt im Juli zu Recht eine Geldbuße von 500 Euro verhängt hat. Aber was ist schon formal, wenn es um den Zwist zwischen Olchinger Vogelpark und Kreisbehörde geht? Mochte es auch nur um ein Ordnungswidrigkeitsverfahren gehen - für Justitia ist das Kreisliga - so arbeitete sich Richter Johann Steigmayer am Dienstag doch mehr als zwei Stunden lang durchs Unterholz aus Tierschutzvorschriften, Gutachten und differierenden Fachmeinungen. Anders als jüngst vor dem Verwaltungsgericht ging es diesmal nicht um die Anlage des Vogelliebhabervereins in den Olchinger Amperauen, weder um die Gehegegrößen für Laufvögel oder den Schutz der Enten vor Fuchs und Marder, noch ging es ums Winterquartier für Gelbkopfgeier. Diesmal ist es Greifvogelfachwart Sascha Kuchenbaur, der sich gegen einen Beschluss der Aufsichtsbehörde zur Wehr setzt und um ein Singhabichtpärchen, das Mitte März einige Tage bei Temperaturen um die Nullgradmarke in einem Freigehege untergebracht war.

Ebenso wie das Verwaltungsgerichtsverfahren Ende Oktober wurde auch die Verhandlung vor dem Amtsgericht nun ausgesetzt. Auch diesmal soll eine Expertise des Berliner Ornithologen Martin Kaiser angefordert werden. Die beiden Singhabichte hatte Kuchenbaur einem Luxemburger Züchter abgekauft. Ebenso wie zwei Falklandkarakaras sollten sie in die neue Greifvogelvoliere des Vogelparks einziehen - die wegen fachlicher Vorbehalte der Kreisbehörde aber bis heute nicht zur Verfügung steht. Als Veterinäramtschef Hans Werner Merk Mitte März zu einer Kontrolle kommt, versteckt Kuchenbaur die beiden noch nicht gemeldeten Singhabichte zunächst. Als "Kurzschlusshandlung" erklärt seine Rechtsanwältin Fee Huber dies - schon damals gilt das Verhältnis des 25-jährigen Falkners und des 54 Jahre alten Abteilungsleiters als angespannt. Kuchenbaur ruft Merk aber wenig später an und räumt ein, zwei Singhabichte in einem der Freigehege untergebracht zu haben. Streitpunkt ist, ob die Vögel mit Temperaturen um null Grad klarkommen und ihnen beheizte Sitzstangen genügen oder ob ihnen damals im Freien "erhebliche Leiden" zugefügt wurden. Merk pocht auf Gutachten aus den Neunzigern, Kuchenbaur auf neue Erkenntnisse von Zoos und die Zustimmung des Vogelpark-Tierarztes.

Die beiden Singhabichte wurden von Kuchenbaur ein paar Tage nach der Kontrolle in den Greifvogelpark Katharinenberg bei Wunsiedel gebracht und dort offenbar vom Landratsamt Tirschenreuth wegen fehlender Herkunftsnachweise beschlagnahmt.

© SZ vom 03.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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