Fürstenfeldbruck:Sicher ohne Sicherheitswacht

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Knappe Mehrheit im Fachausschuss sieht keine Notwendigkeit, Ehrenamtliche auf Fußstreife zu schicken. In zwei Wochen entscheidet der Stadtrat

Von Stefan Salger, Fürstenfeldbruck

Die Kreisstadt wird wohl darauf verzichten, als erste Kommune im Landkreis eine Sicherheitswacht aufzustellen. Der Fachausschuss hat dem in zwei Wochen tagenden Stadtrat nach sehr kontroverser Debatte mit knapper Mehrheit von acht gegen sieben und gegen die Stimmen von CSU, Freien Wählern und FDP empfohlen, auf das vom Freistaat finanzierte Angebot zu verzichten. Bruck sei objektiv recht sicher, und man wolle nicht den Eindruck vermitteln, eine solche Truppe könne fehlende Stellen bei der Polizei kompensieren, heißt es zur Begründung.

Damit wird Bruck wohl Alling und Gröbenzell folgen, die eine Sicherheitswacht ebenfalls abgelehnt hatten. Was diese kann und darf, ist gesetzlich festgelegt: Geeignete Ehrenamtliche erhalten acht Euro pro Stunde und werden von den örtlichen Polizeidienststellen 40 Stunden lang ausgebildet. Mit Pfefferspray und Funkgerät ausgerüstet werden sie auf Patrouille geschickt. Die Uniformierten sollen Sachbeschädigungen, Ruhestörungen oder Körperverletzungen möglichst durch ihre Präsenz vermeiden oder die Polizei alarmieren. In Bruck kämen der Niederbronner Platz, der Stadtpark und der Geschwister-Scholl-Platz infrage. Ein Polizeisprecher hatte freilich bereits allzu große Erwartungen gedämpft, dies könne ein Ersatz für Polizeistreifen oder Sicherheitsdienste sein.

Bis Februar oder März würde es nach Einschätzung von Oberbürgermeister Erich Raff (CSU) dauern, bis die etwa zehn Ehrenamtlichen auf die Brucker Straßen geschickt werden könnten. Ebenso wie Klaus Wollenberg (FDP) empfahl Raff, das kostenlose Angebot anzunehmen ("Wir geben Jahr für Jahr mehr Geld für private Sicherheitsdienste aus") und in ein oder zwei Jahren zu prüfen, ob es sich bewährt habe oder nicht. Auch CSU-Fraktionssprecher Andreas Lohde würde es begrüßen "eine Ebene zwischen Streetworkern und Landespolizei" einzuziehen, die eine kostengünstige Ergänzung zum städtischen Ordnungsdienst sein könnte. Laute Partys, Privatrennen, herumgeworfene Flaschen - in all diesen Fällen könne die Sicherheitswacht gute Dienste leisten, zudem kommen man damit "dem Grundbedürfnis nach Sicherheit" nach. Michael Piscitelli (CSU) sieht nicht nur Defizite bei der gefühlten Sicherheit, sondern auch große Steigerungen bei der realen Kriminalitätsrate, die im Vergleich zu 2014 auf hohem Niveau liege. Karin Geißler (Grüne) sowie Alexa Zierl und Florian Weber (beide Die Partei und Frei) bezweifeln dies und lehnen "Aktionismus" ab. "Wir leben hier sicher", sagte Geißler - und Weber machte sich über Denunzianten mit Trillerpfeifen lustig. Eine gefühlte Unsicherheit gebe es lediglich wegen der Asyl-Erstaufnahme, für die die Sicherheitswacht aber nicht zuständig wäre. Unter Berufung auf die Polizei-Gewerkschaft lehnt auch SPD-Fraktionssprecher Philipp Heimerl patrouillierende Bürger ab. Brennpunkte gebe es nicht, andere Städte hätten erkannt, dass "der messbare Ertrag minimal" sei. Zudem warnt Heimerl, Ehrenamtliche könnten selbst zum Ziel von Übergriffen werden. Ebenso wie Heimerl bezweifelt Klaus Quinten (BBV), dass Amateure immer die Linie zwischen Courage und Fingerspitzengefühl finden. Er würde der "Propaganda der Landesregierung vor den Landtagswahlen" lieber ein Stellenplus bei der Polizei entgegensetzen - auch wenn der pensionierte Polizist Erich Raff frühestens in sechs Jahren mit dem Ende des Personalengpasses bei der Brucker Inspektion rechnet.

© SZ vom 08.06.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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