Fürstenfeldbruck:Shakespeare radikal

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"Viel Lärm um nichts" an der Neuen Bühne

Von Valentina Finger, Fürstenfeldbruck

"Krass, oder? Ein Shakespeare auf 14 Seiten", sagt Patrick Meier und er hat recht: Was an der Neuen Bühne Bruck in dieser Woche zum zweiten Mal realisiert wird ist schon ziemlich krass. Nach der erfolgreichen Aufführung von Frank Wedekinds "Frühlings Erwachen" geht die Produktionsreihe "Kamikaze" in die nächste Runde. Die Zuschauer haben gewählt: In wieder nur einer Probenwoche inszeniert Regisseur Philipp Jescheck mit seinen Darstellern Shakespeares Komödie "Viel Lärm um nichts", die an diesem Freitag gezeigt wird.

Wie erwartet mussten wieder einige Figuren und viel Text dran glauben. Kürzen, so Jescheck, sei das Einzige, das einem in dieser kurzen Vorbereitungszeit weiterhelfe. Allerdings werde auf der Bühne dieses Mal mehr gesprochen als bei "Frühlings Erwachen". "Das Stück funktioniert viel über die Sprache und das Missverstehen", sagt Jescheck. Für ihn ist es nicht der erste Shakespeare an der Neuen Bühne Bruck: 2011 hat er dort den Tragödienklassiker "Romeo und Julia" inszeniert. In seiner Zeit am Münchner Volkstheater hat er sich zudem mit "Macbeth" auseinandergesetzt. Jescheck bezeichnet seine Vorgehensweise als eine Art Heranpirschen an den großen englischen Poeten.

Die Welt, in der Jescheck seine verfahrene Liebesgeschichte ansiedelt, ist allerdings nicht das sizilianische Messina, das Shakespeare für "Viel Lärm um nichts" gewählt hat. Es sei eine eher trashige Version der Welt, sagt er und schon allein wenn man sich seine Darsteller anschaut, versteht man, was er meint. Die verliebte Hero wird von Katrin Marzin als Liebchen im pinken Tüllrock gespielt. Julia Ströhle mimt ihre Cousine Beatrice lieber als emanzipierte Ghettogöre in Leopardenfellweste. Um die Zuneigung der beiden buhlen Patrick Meier als Claudio und Tim Freudensprung als Benedikt, letzterer ohne es selbst zu wissen: Unter der Macho-Fassade des angeblich liebesunfähigen Draufgängers Benedikt, der sich mit Beatrice regelmäßig neckische Wortgefechte liefert, offenbaren sich schließlich ganz andere Gefühle.

Dann gibt es noch Alexander Schmiedel. Angelehnt an die Rollen des Don Pedro und Don Juan in Shakespeares Stück hat Jescheck mit seinem Don eine Figur geschaffen, die stellvertretend für alle herausgekürzten Akteure Amor spielt. Nicht ausbleiben dürfen dabei natürlich die für Shakespeares Komödien charakteristischen Intrigengespinste und Verwechslungsmomente. "Unser Fokus liegt auf den Problemen, die auftauchen können, wenn man der Liebe nah ist. Von Eifersucht bis zu dem Wunsch, sich hinzugeben und es doch nicht zu können", sagt Jescheck.

Weil Jescheck gerne ausprobiert, kommen während den Proben die kuriosesten Ideen auf, von Philip Schultheiß als aus der Bühnenwelt fallender Gaststar zwischen Techniker und Intrigant bis hin zu im Kreis getanzten Kussszenen der Pärchen. Da kann es schon vorkommen, dass die Darsteller die Augen verdrehen: "Ach, Philipp, das schmeißt du doch morgen eh wieder raus." Nein, protestiert dieser, diesmal bleibt es drin.

Die Aufführung von "Viel Lärm um nichts" ist an diesem Freitag, 15. Mai, um 20 Uhr an der Neuen Bühne Bruck. Karten unter: 08141/18 589.

© SZ vom 15.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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