Fürstenfeldbruck:Schwungvoll ins neue Jahr

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Der Tanznachmittag der Awo ist Treffpunkt für viele Senioren

Von Ariane Lindenbach, Fürstenfeldbruck

Luftschlangen zieren die mit Kaffeegeschirr gedeckten Tische, die meisten der etwa 75 feierlich gekleideten Gäste haben ein Glas Sekt oder Sekt-Orange vor sich. Ulrich Schmetz, seit mehr als 30 Jahren Vorsitzender der Arbeiterwohlfahrt Fürstenfeldbruck, steht mit einem Mikrofon am Kopfende des Bürgersaals im Awo-Seniorenheim Josefstift und überbringt den Anwesenden seine guten Wünsche zum neuen Jahr. Zu den bevorstehenden Oberbürgermeisterwahlen erklärt Schmetz, dass der Kandidat für die volle Amtszeit von sechs Jahren gewählt werde, nicht nur für die verbleibende Amtszeit von Klaus Pleil, der nach einem Herzinfarkt nicht mehr ins Rathaus zurückkehren wird. Das hätten ihn nämlich schon viele gefragt, führt Schmetz aus, der auch stellvertretender Landrat ist. Dann lenkt er den Fokus sogleich wieder auf die Awo, klärt noch ein paar organisatorische Fragen und beendet rasch seine Ansprache. Schließlich sind die Gäste - wie jeden ersten Montag im Monat - in erster Linie zum Tanzen gekommen.

Bevor Alleinunterhalter Werner Eberl aber mit Schlagern aus mehreren Jahrzehnten zum Tanzen lockt, huschen einige Damen, ausgerüstet mit Thermoskannen voll Kaffee oder Tabletts mit Schmalzgebäck, durch die Reihen und bedienen die Anwesenden. Manche von ihnen besuchen den Tanznachmittag der Awo schon seit vielen Jahren, kennen die Veranstaltung noch aus der Zeit, als sie jede Woche stattfand. Doch seit einigen Jahren findet sie nur noch einmal im Monat statt. Andere Gäste kommen erst seit ein, zwei Jahren in das Josefstift. So wie die 80 Jahre alte Franziska Herrmann. Sie komme etwa seit einem Jahr zum Tanznachmittag, "seit mein Mann gestorben ist". Über die Veranstaltung sei sie Awo-Mitglied geworden und inzwischen auch in der Wandergruppe "Wanderkröten". "Am 18. geht's wieder los, da freu ich mich schon drauf."

Inzwischen erfüllt Musik den Saal, eine Melodie, die an den Sechzigerjahre-Hit "Lucky Lips" erinnert. Drei Paare drehen sich voll Elan auf dem Parkett. "Alles Gute zum neuen Jahr." Günter Schunk begrüßt Marianne Bachhäubl überschwänglich und erklärt in die Runde: "Wir sind bei der Awo wie eine große Familie." Schon wieder am Entschwinden, setzt er noch nach: "Man braucht im Alter noch Kontakt." Bachhäupl und ihre langjährige Freundin Bernadette Weidinger berichten, dass sie seit zehn Jahren zum Awo-Tanz kommen. Wegen der wenigen Männer tanzten sie meist zusammen, Weidinger übernehme dann die Führung. Früher, lacht diese, "da waren wir zwei ganz Wilde", kaum eine Tanzveranstaltung hätten sie ausgelassen.

"Ich war eine leidenschaftliche Tänzerin", sagt auch Brigitte Finkl über sich. Die 80-Jährige hat den Awo-Tanznachmittag früher mit ihrem Mann besucht. Doch der starb vor zehn Jahren. Nun sitzt sie neben Wolfgang Meißner, der ein Späßchen nach dem anderen macht und offensichtlich verliebt ist in Finkl. Auf dem Friedhof habe man sich kennen gelernt und die Bekanntschaft beim Tanzen im Josefstift vertieft, verrät der 80-Jährige. Er könne zwar nicht tanzen, "aber sie hat es mir beigebracht", lacht er und nimmt sie in den Arm. Brigitte Finkl strahlt zurück. Zu seinen Tanzkünsten schweigt sie.

© SZ vom 11.01.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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