Fürstenfeldbruck:Schwieriges Nein

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Das Ja zum Nein (von links): Referent Stephan Pilzecker und Adina Schnabel vom Frauennotruf. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Mit einer Vortragsveranstaltung macht der Frauennotruf Mut zum Widerspruch

Von Jana Erthel, Fürstenfeldbruck

Trotz der einfachen Zusammensetzung, nur vier Buchstaben sind nötig, erscheint die Benutzung des Wortes Nein schwierig. Es auszusprechen, stellt viele Menschen, vor allem in ganz alltäglichen Situationen, vor eine Herausforderung. Das behauptet zumindest Stephan Pilzecker aus Puchheim. Der 53-Jährige ist selbständiger Coach und Trainer. Am Montag referierte er in der Beratungsstelle des Frauennotrufs über das Thema: "Nein sagen, aber wie?"

Die Abendsonne scheint durch die zugezogenen orangefarbenen Gardinen des kleinen Veranstaltungsraumes am Sulzbogen und taucht ihn in ein warmes Licht. Etwa 20 Teilnehmerinnen mittleren Alters füllen das Zimmer. Sie möchten sich Pilzeckers Vortrag anhören. Im Rahmen des "Weiberkram"-Projekts organisiert das Hilfswerk nach Auskunft der Frauennot-Mitarbeiterin Adina Schnabel seit etwa zwei Jahren Veranstaltungen wie diese. Die Termine seien unterschiedlich gut besucht, sagt sie. Es gebe auch Vorträge, zu denen nur vier Frauen erschienen seien. Umso überraschter zeigte sich Schnabel deshalb über die vergleichsweise hohe Anzahl an Teilnehmerinnen, wie beispielsweise Alexandra Hansen. Sie nimmt das erste Mal an einer derartigen Veranstaltung teil. Es habe sie vor allem interessiert, wie man es schaffe, bewusster und geschickter Nein zu sagen, erläutert sie ihre Motivation zum Besuch.

In gemütlichem Ambiente sammeln die Frauen neben der Präsentation von Pilzeckers Erfahrungswerten auch eigene Gründe, warum Ja zu sagen oft einfacher ist. Offen erzählen sie aus ihrem Leben, stimmen einander zu oder diskutieren Unstimmigkeiten. Oftmals widersprächen sie nicht, um die Harmonie nicht zu gefährden, sagten Besucherinnen. Sie seien sich auch einig, dass vor allem auch der Wunsch nach Anerkennung sowie eine Konfliktvermeidung auf das Jasagen hinausliefen. "Was kostet das Ja uns denn?", fragt Pilzecker. Fehlende Energie für andere Dinge und das Zurückhalten eigener Bedürfnisse seien dabei nur eine kleine Auswahl unter vielen weiteren Folgen. Nicht nur in der Berufswelt, sondern auch in der Familie könne dies zu einem echten Problem werden. Im Publikum sitzen auch Mütter, sie nicken bei den Wortes des Trainers. Pilzecker rät deshalb beispielsweise zu Selbstachtung und Selbstverantwortung. Man solle sich seines eigenen Werts bewusst werden und die Tatsache verinnerlichen, dass man Kante zeigen dürfe. Außerdem liege die Entscheidung immer bei einem selbst, nicht bei anderen.

Vorträge wie der von Stephan Pilzecker habe das Hilfswerk iniziiert, um Frauen in zu bestärken, sagt Schnabel. Viele der Teilnehmerinnen sind beispielsweise der Ansicht, dass es Männern leichter falle, Nein zu sagen. Dies könne eventuell damit zusammenhängen, dass Männer rationaler denken und weniger auf ihr Bauchgefühl hörten als Frauen. Adina Schnabel berichtete aber auch, dass sie einen Mann, der die Veranstaltung besuchen wollte, habe abweisen müssen. Das Interesse an dem Thema scheint also bei beiden Geschlechtern vorhanden zu sein. Auch wenn viele der Anwesenden Probleme mit Widerspruch hätten, er freue sich um so mehr, dass sie zu einem an diesem Sommertag sehr verlockenden Schwimmbadbesuch "Nein sagen konnten" und sich für die Teilnahme an seinem Vortrag entschieden hätten, sagte der Referent.

© SZ vom 10.08.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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