Fürstenfeldbruck:Schutz und Hilfe für die Opfer

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Der Weisse Ring feiert sein 25-jähriges Bestehen

Von Peter Bierl, Fürstenfeldbruck

Die Interessen der Opfer von Verbrechen wahrzunehmen und sie zu unterstützen, ist die Aufgabe des Weissen Ringes. Er ist ein bundesweit aktiver Verein, dessen Außenstelle in Fürstenfeldbruck nun ihr 25-jähriges Bestehen begeht. In diesem Zeitraum hat die Gruppe etwa 2300 Betroffenen geholfen, zum Teil über mehrere Jahre hinweg, wie Charlotte Hofmann erklärte, die Leiterin der Außenstelle. Die häufigsten Fälle betreffen häusliche Gewalt, Stalking, gefährliche Körperverletzung, Raub und Sexualstraftaten.

Der Weisse Ring hat keine Verbandsstruktur mit Kreis- oder Ortsverbänden, Mitgliederlisten und Vorständen, sondern es gibt die Zentrale in Mainz und Außenstellen wie in Fürstenfeldbruck, wo derzeit elf ehrenamtliche Mitarbeiter aktiv sind, darunter drei Polizisten. Alle sind ausgebildet und werden regelmäßig in Seminaren geschult in Sachen Straf- und Zivilrecht, Opfer- und Gewaltschutz sowie Gerichtsbegleitung, erzählt Pressesprecher Klaus Frank, langjähriger Leiter der Polizeiinspektion in Germering.

Ausschlaggebend für das Engagement sei die Erkenntnis, dass die Opfer in vielen Fällen "letztlich hilflos" seien, nicht wissen, welche Rechte sie haben, wo es finanzielle Unterstützung gibt, sagt Frank. Besonders trifft das Menschen, die kein oder wenig Geld haben, darunter Frauen, die Opfer von Misshandlungen werden, sich trennen und alleinerziehend sind. Das Thema bewegt Frank besonders. Er war Ende der Neunzigerjahre beim ersten runden Tisch des Landratsamtes zur häuslichen Gewalt dabei und gehört dem Gremium seitdem mit Unterbrechungen an, erst als Polizist, und seit seiner Pensionierung als Vertreter des Weissen Rings. Hofmann wiederum war Frauenbeauftragte im Polizeipräsidium Oberbayern-Nord.

Im Prinzip hilft der Weisse Ring den Opfern, die richtige Hilfe zu bekommen. Frank schildert einen, wie er sagt, durchaus typischen Fall. Ein neunjähriger Junge verhält sich plötzlich auffällig, er weigert sich, in die Nachhilfe und zum Fußballtraining zu gehen, die Eltern werden hellhörig. Schließlich kommt heraus, dass der Junge von seinem Trainer sexuell missbraucht wurde. Der Weisse Ringe berät die Familie, finanziert als Sofortmaßnahme die Nachhilfe bei einer anderen Person, kümmert sich darum, dass Anträge nach dem Opferentschädigungsgesetz sowie bei der Opferhilfe Bayern gestellt werden. Insgesamt dreieinhalb Jahre habe der Verein diese Familie unterstützt, erzählt Frank.

Manchmal übernimmt der Weisse Ring die Anwaltskosten, wenn die staatliche Prozesskostenhilfe nicht greift oder weist die Betroffenen darauf hin, dass es Opferanwälte gibt, die sich auf ihre Fälle spezialisiert haben. Neben der finanziellen Soforthilfe ist es aber auch wichtig, dass die Betroffenen in extremen Situationen einen Menschen an der Seite wissen, der ihnen zuhört und hilft, was das erfahrene Leid manchmal etwas leichter zu ertragen lässt. Dazu gibt es das stets erreichbare Opfertelefon, eine anonyme Beratung über die Internetseite sowie Beratungsschecks für die kostenlose Erstberatung bei einem frei gewählten Anwalt. Der Kontakt kommt häufig dadurch zustande, dass die Polizei bei Ermittlungen die Opfer auf den Weissen Ring hinweist, erzählt Frank. Sie können sich dann über das Beratungstelefon in Mainz mit der Organisation in Verbindung setzen, die den Fall an die örtliche Außenstelle weiter gibt.

© SZ vom 30.12.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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