Fürstenfeldbruck:Schülerhort wird verlegt

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Brucker Stadtrat beschließt, die Kita aus der Kombi mit Wohnbau herauszulösen und an der Cerveteristraße zu errichten

Von Stefan Salger, Fürstenfeldbruck

Am Rand des für die Schule-West reservierten Grundstücks an der Cerveteristraße wird ein zweigruppiger Hort gebaut, den vor allem Kinder aus der Richard-Higgins-Grundschule aufnehmen soll. Ursprünglich sollte er im Erdgeschoss eines neuen Wohnblocks neben der Gnadenkirche Platz finden. Die gesamte Umplanung, die am Dienstag nach heftiger Debatte beschlossen worden ist, wird mit großem Zeitdruck im Betreuungsbereich begründet. Bereits im kommenden Herbst soll die Kita eröffnet werden.

Die Entscheidung für den neuen Standort erfolgte mit 24 gegen 17 Stimmen. Vor allem SPD, Grüne sowie die Fraktion Die Partei und Frei sträubten sich vehement gegen den aus ihrer Sicht völlig kontraproduktiven Neuanfang. Etwa die Hälfte der BBV-Fraktion stimmte ihm gleichwohl zu, weil einige Forderungen durchgesetzt werden konnten und man an den "Kompromiss" die Hoffnung auf eine sehr zügige Realisierung knüpft. Das auf 2,25 Millionen Euro veranschlagte Holzgebäude wird zunächst eingeschossig errichtet, soll aber bereits für eine künftige Aufstockung vorbereitet werden. Unabhängig vom Hort wird die Errichtung eines Mehrfamilienhauses auf dem Grundstück am Sulzbogen 20 und 22 weiter verfolgt. Statt der bislang geplanten 13 sollen dort durch das nun vakante Erdgeschoss 18 Wohnungen Platz finden.

Die BBV setzte durch, dass die Stadt selbst als Bauträger auftritt und sich dazu verpflichtet, das Grundstück nicht an externe Bauträger zu verkaufen oder in Erbbaurecht zu vergeben. Damit soll unbefristet sichergestellt werden, dass über die Belegung der Sozialwohnungen selbst entschieden werden kann. Nicht durchsetzen konnte sich die BBV mit der Forderung, die Grundfläche des Horts zu halbieren und als Ausgleich ein Obergeschoss zu errichten. Kita-Referentin Simone Görgen (CSU) hatte zuvor mit dem Hinweis auf eigene berufliche Erfahrungen eindringlich davor gewarnt, eine solche Einrichtung auf zwei Stockwerke zu verteilen. Auf Empfehlung von Alexa Zierl (Die Partei und Frei) wurde beschlossen, den Neubau an der Cerveteristraße "bilanziell CO₂-neutral" zu errichten. Das bedeutet einen Verzicht auf den von der Stadt eigentlich obligatorisch vorgesehenen Passivhausstandard, aber mehr als die bloße Erfüllung der gesetzlichen Vorschriften, wie dies für den Flachbau vorgesehen war. Beispielsweise mit Hilfe von Photovoltaik kann muss "rechnerisch" mindestens so viel Energie produziert werden wie verbraucht wird. Der OB wurde ermächtigt, die Verträge mit den Architekturbüros zu kündigen, deren Planungen für die Wohn-Kita-Kombination am Sulzbogen bereits weit fortgeschritten war. Ein Großteil der knapp 800 000 Euro Planungskosten dürfte verloren sein. Die Stadt erhofft sich vom Neustart mehr Spielraum bei Konzeption und Ausschreibung.

Vor allem SPD, Grüne und BBV wiesen der Verwaltung unter Erich Raff (CSU) die Verantwortung für die lange Verzögerung zu - Raff sowie Andreas Lohde und Hans Schilling (beide CSU) wiesen dies zurück. Der OB hatte das Gesamtprojekt am Sulzbogen im vergangenen Jahr gestoppt, weil nach der Ausschreibung keine wirtschaftlich akzeptablen Angebote eingegangen waren. Zweiter Bürgermeister Christian Götz (BBV) und Dritte Bürgermeisterin Karin Geißler (Grüne) übten ebenfalls Kritik am OB. Götz ärgert sich über die Baugrube am Sulzbogen, an der sich in eineinhalb Jahren nichts geändert habe. Mit Blick auf die ständig steigenden Kosten "hätte man viel früher Gas geben müssen". So aber seien "die Monate ins Land gezogen" und die Stadt sei wegen des dringend benötigten Horts immer stärker unter Druck geraten. Geißler bedauert, dass nicht viel früher versucht worden ist, mittels einer erneuten Ausschreibung doch noch annehmbare Angebote von Baufirmen zu bekommen.

Mirko Pötzsch (SPD), Christian Stangl (Grüne) sowie Alexa Zierl bekräftigten ihre bereits in den Fachausschüssen geäußerten massiven Vorbehalte. Credo: Durch den neuen Standort werde der Bau und die Zufahrt zur Schule-West behindert, durch die eingeschossige Bauweise Grund und Boden verschwendet, den Kindern beschere man dadurch auch noch längere Fußwege. Zudem müsse man das Geld für die Planung abschreiben und noch mal bei Null anfangen und verliere dadurch mehr Zeit als beim Festhalten am ursprünglichen Standort. Zierl kritisierte, der Kita-Bau verstoße nun gegen den gültigen Bebauungsplan. Nach Auffassung des Bauamts kann der geändert werden.

© SZ vom 21.03.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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