Fürstenfeldbruck:Schneller radeln

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Auch im Landkreis könnten potenzielle Routen für Fahrradwege entstehen, die besonders hohe Geschwindigkeiten erlauben. Das Projekt befindet sich in der Untersuchungsphase

Von Heike A. Batzer, Fürstenfeldbruck

In Zeiten, in denen das Auto im Stau steckt und deshalb nicht unbedingt das schnellste Verkehrsmittel ist, in denen der Bus zu langsam und die Bahn zu unpünktlich ist, könnte das Fahrrad eine echte Alternative werden. Auch für die Fahrt zur Arbeit. Der Pendler der Zukunft könnte dann auf sogenannten Radschnellwegen unterwegs sein. Diese freilich müssten im Großraum München erst errichtet werden. Jetzt gibt es erste Überlegungen dazu, auch für den Landkreis Fürstenfeldbruck.

Bewegung in die Debatte gebracht haben vor allem die neuen, bequemen Fortbewegungsmöglichkeiten durch Pedelecs und E-Bikes. Sie werden mit höheren Geschwindigkeiten und damit auf weiteren Strecken gefahren als normale Fahrräder und tragen dazu bei, dass auch neue Zielgruppen das Fahrrad als Fortbewegungsmittel entdecken. Im Vorjahr hatte der Planungsverband Äußerer Wirtschaftsraum München für die Landeshauptstadt und die umliegenden Landkreise eine erste Untersuchung dazu vorgenommen - mit dem Ergebnis, dass es "bei uns ein hohes Potenzial für Radschnellwege gibt", sagt Monika Beirer, die Klimaschutzmanagerin des Landkreises Fürstenfeldbruck. Drei der 14 Korridore, in die der Planungsverband den Großraum für die Radler eingeteilt hat, führen dabei über insgesamt 28 Kilometer durch den Landkreis Fürstenfeldbruck Richtung München und dabei weitgehend an den S-Bahn-Linien entlang: der Korridor 12 von Maisach über Olching und Gröbenzell nach München, der Korridor 13 von Fürstenfeldbruck über Eichenau und Puchheim und der Korridor 14 von Weßling über Germering nach München.

Vorbilder für den schnellen Radverkehr sind Länder wie die Niederlande und Dänemark. In Deutschland ist insbesondere das Ruhrgebiet schon weiter, dort wurde im November zwischen Mülheim und Essen der erste Abschnitt des ersten Radschnellwegs eröffnet, der insgesamt 100 Kilometer lang werden soll. Einer Machbarkeitsstudie des Regionalverbandes Ruhr zufolge wird der Straßenverkehr im Ruhrgebiet damit im Idealfall um bis zu 400 000 Pkw-Kilometer täglich entlastet - "mehr als die Strecke von der Erde zum Mond", schreiben die Autoren. Die Radschnellwege, so die Überlegung ihrer Befürworter, sollen den Alltagsradverkehr erleichtern und besonders im Berufspendlerverkehr Staus auf den Straßen reduzieren helfen und zu den Stoßzeiten auch den ÖPNV entlasten, außerdem dazu beitragen, Unfälle, Lärm und den Ausstoß von Kohlendioxid zu vermeiden. Durch den Verlauf mit gerader Linienführung, ohne Umwege und Kreuzungen, einer Breite von drei bis vier Metern und einer lediglich geringen Steigung sollen die Radfahrer in die Lage versetzt werden, Zeit und Energieaufwand zu sparen. Die Radschnellwege können mit bis zu 30 Stundenkilometern befahren werden. Sie sollen außerdem mit ÖPNV-Punkten verknüpft werden, um auch das Umsteigen möglich zu machen.

Eine vom MVV beauftragte Sonderauswertung der Studie "Mobilität in Deutschland" aus dem Jahr 2008 hat den Anteil des Fahrrads an allen zurückgelegten Wegen ermittelt: Im Landkreis Fürstenfeldbruck fahren demnach 14 Prozent mit dem Rad, als bayernweiter Durchschnitt wurden elf Prozent ermittelt. Das Fahrrad wird vor allem für Freizeit, Einkauf, Ausbildung und private Erledigungen benutzt.

Die Kreisräte aus dem Landkreis reagieren unterschiedlich auf die möglichen neuen Dimensionen des Fahrradfahrens. Klaus Wollenberg (FDP) nennt solche "Radlautobahnen", wie er sagt, wegen der höheren Geschwindigkeit "höchst gefährlich". Andere wie der Puchheimer Bürgermeister und Kreisrat Norbert Seidl (SPD) bekunden ihren Willen mitzumachen. Sein Kollege aus Olching, Andreas Magg, findet "die Idee gut". Klimaschutzmanagerin Beirer ist der Meinung, dass zunächst das normale Radwegenetz des Landkreises ertüchtigt werden müsse: "Ich möchte auf keinen Fall, dass dieses Radwegenetz dadurch vernachlässigt wird." Dazu solle das seit etwa 2006 unbearbeitet liegende Konzept optimiert und eine Prioritätenliste für den Ausbau festgelegt werden. In dieses Konzept könnten dann auch Radschnellwege aufgenommen werden.

Der Energie-, Planungs- und Umweltschuss des Kreistags soll sich demnächst noch einmal mit dem Thema Radlautobahn befassen. Dazu soll auch ein Fachmann vom Planungsverband Äußerer Wirtschaftsraum München eingeladen werden, um Details der Studie zu erörtern. Denn der Planungsverband möchte das Thema mit Hilfe einer EU-weit auszuschreibenden Machbarkeitsstudie weiter vertiefen. Mehr als 200 000 Euro, die dabei allein auf den Landkreis Fürstenfeldbruck als Anteil entfallen würden, erschienen den Kreisräten aber als zu hoch. Eine Entscheidung darüber wurde deshalb vertagt.

Ein Problem bei der Schaffung neuer Radwege könnte freilich sein, dafür überhaupt den Grund zu bekommen. Denn schon jetzt scheitert so manche gewöhnliche Radspur neben der Fahrbahn daran, dass die Anrainer nicht bereit sind, Flächen dafür zu verkaufen.

© SZ vom 27.01.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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