Fürstenfeldbruck:Gestutztes Minarett

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Mustafa Berkcan von Ditib auf dem Grundstück zwischen Augsburger Straße und Volksfestplatz. Das Haus rechts soll dem Neubau weichen. (Foto: Günther Reger)

Seit 13 Jahren kämpft der Türkisch-Islamische Verein für ein repräsentatives Gebetshaus in Bruck. Nun dürften die rechtlichen Voraussetzungen für den Neubau zwischen Augsburger Straße und Volksfestplatz erfüllt sein

Von Stefan Salger, Fürstenfeldbruck

Das Minarett wird etwas dünner und nicht ganz so hoch. Zudem rückt es etwas weiter weg vom Nachbarhaus: Der Türkisch-Islamische Verein Ditib hat die Pläne für eine Moschee zwischen Augsburger Straße und Volksfestplatz etwas nachgebessert, um der Klage mehrerer Nachbarn den Wind aus den Segeln zu nehmen. Vieles deutet darauf hin, dass mit dem Bau bereits in einigen Monaten begonnen werden kann.

Für Mustafa Berkcan, Vorsitzender des Türkisch-islamischen Vereins Ditib, und viele seiner etwa 200 Vereinsmitglieder würde damit ein lang gehegter Wunsch in Erfüllung gehen. Berkcan steht am Freitag zwischen dem längst viel zu klein gewordenen Gebetsraum und der mit Teppichen ausgelegten Veranda des gegenüber liegenden mehrstöckigen Hauses und ist guter Dinge. Er dürfte Grund dazu haben, denn die seit der ersten Vorlage im Jahr 2002 mehrmals nachgebesserten Pläne für die Moschee wurden nach erneuten leichten Veränderungen erneut der Bauabteilung der Stadt vorgelegt. Und die hat keine größeren Einwendungen. Auch der Bauausschuss nahm das Baugesuch am Donnerstag eher beiläufig und ohne größeren Diskussionsbedarf zur Kenntnis. Und so könnte es diesmal also, nach vielen Jahren des Wartens, doch noch etwas werden mit dem auf 1,2 Millionen Euro veranschlagten Neubau nebst Tiefgarage und eben jenem Minarett.

Während das Deutsch-Türkische Kulturzentrum (DTKZ) 2009 ohne größere Probleme seine Mevlana-Moschee an der im Westen liegenden Zadarstraße bauen durfte, legten die Nachbarn von Ditib nach längerem Hin und Her ihr Veto gegen die von der Stadt 2013 erteilte Baugenehmigung ein. Denn im Gegensatz zur Moschee an der Zadarstraße soll jene an der Augsburger Straße auch ein schlankes Minarett erhalten. Ein Muezzin wird den schlanken Turm am Rande einer goldfarbenen Kuppel zwar nicht besteigen, um von einem umlaufenden Balkon aus mit Lautsprecherunterstützung über die Stadt hinweg zum Gebet zu rufen - so wie dies in muslimischen Ländern mehrmals am Tag durchaus üblich ist. Das Minarett in Bruck ist eher ein formales Element, das nach Überzeugung vieler Muslime eben zu einer Moschee gehört wie der Kirchturm zu einer Kirche. Eben jenes Minarett freilich lieferte mehreren Nachbarn offenbar den juristischen Grund für eine Klage vor dem Verwaltungsgericht. Die Stadtverwaltung kam zu dem Schluss, dass der in der Bauordnung festgelegte Mindestabstand zwischen dem schlanken Turm und dem Nachbarhaus in der Tat nicht eingehalten würde und empfahl Ditib, die Pläne nochmals nachzubessern. Der Königsbrunner Architekt Horst Wüst kam der Empfehlung nach. Das Minarett rückt nun vom westlichen Ende der Moschee etwas näher an die goldfarbene Kuppel, also Richtung Augsburger Straße. Zudem weist es an der breitesten Stelle, dem kranzförmigen Balkon, lediglich noch zwei Meter Durchmesser auf und soll statt 18,20 nun 17,58 Meter hoch werden. Damit müssen nach Einschätzung der Stadtverwaltung keine Mindestabstände mehr eingehalten werden. Stadtjurist Christian Kieser rechnet damit, dass das zurzeit pausierende Verfahren bis Anfang 2016 im Sinne von Ditib enden dürfte. Sollte die Sache dann nicht in der nächsten Instanz, also vor dem Verwaltungsgerichtshof, landen, dann könnten die fertigen Baupläne aus der Schublade geholt werden. Etwa eineinhalb Jahr dürfte es dauern bis zur Fertigstellung des Gebetshauses auf dem 700 Quadratmeter großen Grundstück.

Lediglich Klaus Wollenberg (FDP) brachte am Donnerstag im Bauausschuss noch leise Zweifel an einem Detail vor. Er hält die Tiefgaragenzufahrt von der Bundesstraße aus, den Gehweg querend, für problematisch. Der Bau jener Garage ist bereits ein Zugeständnis des Vereins: Ebenfalls vor dem Verwaltungsgericht hatte Ditib 2005 die Baugenehmigung erstritten. Die Richter hatten den Bau einer zwölf Meter hohen Moschee zwar als zulässig erklärt, nicht aber an den Auflagen für den Lärmschutz gerüttelt. Um die Belästigung durch an- und abfahrende Autos in Grenzen zu halten, erklärte sich Ditib bereit, eine Tiefgarage zu bauen.

Wenn Mustafa Berkcan auf die konfliktträchtigen Jahre zurückblickt, schüttelt er ein wenig ratlos den Kopf. Auch darüber, dass die Nachbarn bis heute keiner Einladung gefolgt seien und keinem Angebot, sich von Angesicht zu Angesicht über dieses Projekt zu unterhalten.

© SZ vom 18.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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