Fürstenfeldbruck:Schimpfende Lateiner in Tischtuch-Tuniken

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Archäologin und Museumspädagogin Doris Hefner (links) zusammen mit der Schar junger Römer beim Rollenspiel. (Foto: Johannes Simon)

Gymnasiasten lernen bei den "Römertagen" im Stadtmuseum ganz nebenbei auch sehr spezielle Vokabeln

Von Isolde Ruhdorfer, Fürstenfeldbruck

Mit Museen ist es wie mit Schulen, Bahnhöfen oder Kinos. Sie müssen mit Leben und Menschen gefüllt sein, ansonsten wirken sie fast ein wenig gespenstisch. Das Museum Fürstenfeldbruck liegt an den Vormittagen für gewöhnlich verlassen da. Doch während der "Dies Romani", den Römertagen, ist es auch außerhalb der Öffnungszeiten von Leben erfüllt. Genauer gesagt: die Abteilung Römer, Kelten und Steinzeitmenschen. Dort lernen 13 Schüler an drei Tagen die römische Welt kennen. Die Sechst- und Siebtklässler haben alle in der Schule Latein als Fremdsprache. Gepaukt wird während der "lateinischen Sprachferien" aber nicht. Vielmehr sollen sie den "Spaß an der Sprache vertiefen", wie Museumsleiterin Angelika Mundorff erklärt. Die Idee hatte vor vielen Jahren die Archäologin und Museumspädagogin Doris Hefner. Für alle möglichen Fremdsprachen gibt es nämlich Sprachcamps, nur nicht für Latein. Am Dienstag begann die im süddeutschen Raum einzigartige Veranstaltung schon das zwölfte Jahr in Folge.

Zwischen Fundstücken und Infotafeln findet am ersten Römertag eine ganz besondere Modenschau statt. Die Schüler dürfen Tuniken und Togen in Kindergröße anprobieren. "Wir machen das aber nicht original römisch, die hatten nämlich nichts unter der Tunika", erklärt Doris Hefner, während sie eins der Kinder in eine sechs Meter lange Toga einwickelt. "Woran erinnert euch das?", fragt sie dann und hält eine karierte Tunika in die Höhe. "Tischtuch!", ruft ein Junge, "Schottenrock!", ein Mädchen. Der theoretische Teil des Tages findet am Vormittag in den Ausstellungsräumen statt. Er wird jedoch immer, so wie hier durch die Modenschau, mit der Praxis verknüpft. Mittags gibt es einen kleinen römischen Imbiss, den sich die Kinder selbst zubereiten. Das ist beispielsweise ein Obstsalat oder Fladenbrot mit Käsecreme. Am Nachmittag finden die Vorbereitungen für das Theaterstück statt, das zum Abschluss aufgeführt wird. Es müssen Fibeln und Sandalen gebastelt und natürlich der Text gelernt werden. Das Stück heißt "Roma primissima", als kleine Anspielung auf den "Amerika first"-Slogan und handelt von der Verknüpfung keltischer und römischer Kultur. Konflikte und Annäherungsversuche werden durch kleine Alltagsszenen, wie dem Einkauf auf einem Markt, dargestellt. Es wird zweisprachig aufgeführt, damit auch die Eltern, deren Lateinunterricht schon ein paar Jahre zurückliegt, etwas verstehen.

Vor allem die Sprache selbst wird den Kindern anders als im Unterricht näher gebracht. Hier wird man nicht mit der Grammatikkeule erschlagen, stattdessen lernt man Vokabular, das nicht im Schulbuch steht. Dazu gehören kleine Unterhaltungswörter, doch besonders beliebt sind lateinische Schimpfwörter. Auch so übe man die Grammatik, sagt Angelika Mundorff. Hauptintention sei aber immer noch, Freude an der Sprache und der römischen Kultur zu wecken. Das geschieht durch möglichst viel Praxis und Aktion. Dazu gehören Basteln, Kochen oder Würste über einem selbst angefachten Feuer grillen. "Das sind Dinge, die die Kinder noch nie gemacht haben", meint Mundorff. "So lernen sie etwas, das sie sonst nicht erfahren würden". Gerade für Kinder aus der Stadt sei das etwas ganz Besonderes. Die Resonanz ist nicht nur bei den Eltern, sondern auch bei den äußerst wissbegierigen Kindern sehr positiv. Angelika Mundorff ist sich sicher: "Die Kinder haben einen Mordsspaß dabei!"

© SZ vom 28.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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