Fürstenfeldbruck:Schicksalsschlag auf der Bühne

Lesezeit: 2 min

Für dieses Stück mussten sich die Impro-Schauspieler umgewöhnen, denn diesmal gibt es einen festen Text. (Foto: Veranstalter)

"Impro Macchiato" inszeniert Eigenproduktion "Andreas"

Von Florian J. Haamann, Fürstenfeldbruck

Für die Schauspieler von "Impro Macchiato" waren die Proben eine große Umstellung. Denn normalerweise führt die Schauspielgruppe des Fürstenfeldbrucker Viscardi-Gymnasiums Improvisationstheater auf. Das heißt, die Schauspieler reagieren spontan auf zugerufene Begriffe aus dem Publikum und entwickeln daraus Texte und Geschichten. Werden neue Begriffe gerufen, müssen sie reagieren, das Stück dementsprechend anpassen. Dieses Mal aber haben sie sich vorgenommen, ein ganz klassisches Theaterstück zu spielen, mit festen Rollen, festem Text, fester Handlung. Allerdings ist auch "Andreas" nicht ganz so gewöhnlich. Denn die Schüler haben das Stück selbst entwickelt, basierend auf einer gekürzten Fassung von Molières berühmtem Werk "Der eingebildete Kranke".

Dass die Umstellung nicht ganz leicht war, davon kann Claus Hilgers erzählen, der die Gruppe leitet. "Die Schüler waren beim Text regelrecht gehemmt. Sonst sprechen sie ja eigene Texte, da sind sie sehr authentisch und glaubhaft. So mussten sie sich erst an die neue Situation gewöhnen, das war ein hartes Stück Arbeit". Dabei stammen die Texte des Stückes teilweise von den Schülern selbst, denn ganz ihrer Tradition nach, haben sie die Szenen in Impro-Manier miteinander entwickelt. Hilgers hat mitgeschrieben, und die Texte dann zu Hause ausformuliert und verdichtet. "Obwohl die Texte also von ihnen stammten, haben sie auf einmal angefangen zu überlegen und waren verunsichert", so Hilgers.

Entstanden ist die Idee für das Stück vor etwa eineinhalb Jahren. Die Schüler hatten damals den Wunsch geäußert, mal wieder ein klassisches Stück zu spielen. Dabei können sie sich auch sonst nicht über mangelnde Beschäftigung beklagen. Regelmäßig tritt "Impro Macchiato" öffentlich auf. Aber Hilgers stimme dem Wunsch seiner Schüler zu. "Ich hatte dann in Anlehnung an ein Stück, das ich gesehen hatte, die Idee, etwas in die Richtung zu machen, für die wir uns dann entschieden haben", sagt Hilgers. Zuerst wurde im vergangenen Sommer Molières Werk einstudiert, in einer auf 30 Minuten gekürzten Fassung, danach haben die Arbeiten an der eigenen Geschichte dazu begonnen. "Wir haben erst die Rollenbiografien und die Beziehungen zwischen den zehn Schauspielern entwickelt", sagt Hilgers. Denn "Andreas" erzählt von einem Ensemble, das den eingebildeten Kranken inszeniert, während der Proben aber einen Schicksalsschlag erleidet.

Erzählt wird die Geschichte in zwei Teilen. Im ersten sieht der Zuschauer die Proben eine Woche vor der Premiere. Als sich spätabends alle voneinander verabschieden, scheint die Welt noch in Ordnung. Was danach passiert ist, wird nach und nach im zweiten Teil erzählt. Er zeigt den Premierenabend aus dem Backstage-Bereich des Theaters. Die Schauspieler wirken konzentriert, aber irgendetwas scheint sie zu bedrücken. In Rückblenden wird die tragische Geschichte erzählt, die sich nach dem Abschied im ersten Teil ereignet hat, während gleichzeitig auf der "Bühne" die Premiere ungestört voranschreitet. Auf der Bühne, auf der eine Woche zuvor das erschütternde Unglück geschehen ist.

"Andreas", Eigenproduktion der Schauspielgruppe "Impro Macchiato". Die Premiere findet an diesem Donnerstag, 28. Januar, von 19.30 Uhr an im Viscardigymnasium statt, weitere Vorstellungen Montag, 1. Februar, und Dienstag, 2. Februar, auch jeweils von 19.30 Uhr an. Der Eintritt ist frei, Spenden sind erwünscht.

© SZ vom 28.01.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: