Fürstenfeldbruck:SCF geht bei der Jugendförderung leer aus

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Bruck streicht Mittel, weil der Fußballverein angeforderte Finanzunterlagen nicht rechtzeitig vorgelegt hat

Von Stefan Salger, Fürstenfeldbruck

Der Sportclub Fürstenfeldbruck (SCF) geht erstmals bei der städtischen Jugendförderung leer aus. Große Einigkeit bestand darüber am Dienstag im Fachausschuss, einzig Alexa Zierl (ÖDP) stimmte gegen diesen Beschluss. Die große Mehrheit der Stadträte weist dem Präsidium des Fußballvereins die Verantwortung zu, während Zierl sowie SCF-Präsident Jakob Ettner die Streichung der etwa 4000 Euro für überzogen halten.

Insgesamt 90 000 Euro schüttet die Stadt dieses Jahr als freiwillige Leistung an die Vereine aus. Die Summe setzt sich zusammen aus dem Zuschuss für Kinder- und Jugendarbeit (mindestens 80 Prozent) sowie Zuschüssen für Einzelmaßnahmen. So erhält der Billard-Sportverein Playhouse 122 Euro für Kosten, die im Zuge des Ferienprogramms 2019 entstanden sind, der Eislaufverein 2520 Euro für die Unterstützung des Schulsports und der TuS Fürstenfeldbruck 5807 Euro dafür, dass er für Sportstunden in der Grundschule Mitte zwei Kräfte abgestellt hat, die bei ihm ein freiwilliges soziales Jahr absolvieren. Nach Abzug der Einzelförderung bleiben für die von der Stadt berücksichtigten 3549 jungen Vereinssportler jeweils knapp 23 Euro. 29 Vereine werden aufgelistet - vom Badminton-Club bis zum TuS, dem mit 1768 erwachsenen und 1375 minderjährigen Mitgliedern größten Brucker Sportverein. Die Zuschüsse bewegen sich zwischen etwas mehr als 90 Euro (BSV Playhouse) und etwa 31 600 Euro (TuS). Vereine, denen keine Kinder oder Jugendlichen angehören, haben keinen Anspruch auf diese Förderung - das sind der BVTA Genclerbirligi, die Königlich Privilegierte Feuerschützengesellschaft, der Stockschützenclub sowie der jüngst von ehemaligen SCF-Mitgliedern gegründete Fußballclub.

Doch auch der SCF ist mit einer Null aufgeführt - obwohl er 202 Kinder und Jugendliche gemeldet hat. Die Stadt begründet das damit, dass eine Förderung laut geltender Richtlinien zu verweigern ist, wenn "die angeforderten Unterlagen nicht vollständig eingereicht" wurden. So ist das offenbar beim SCF. Der hat zwar seine Gemeinnützigkeit und geordnete Kassenverhältnisse nachgewiesen. Nicht vorgelegt hat er aber trotz mehrfacher Aufforderung durch die Stadt die Jahresabschlüsse für die Jahre 2015 bis 2019. SCF-Präsident Jakob Ettner und Zierl hegen den Verdacht, dass der SCF umfangreichere Unterlagen vorlegen muss als andere Brucker Sportvereine. Ettner vermutet zudem, dass die Stadtspitze die Gelegenheit nutzen will für eine Abrechnung. Denn er liegt mit Raff seit Längerem im Clinch. Vor allem deshalb, weil Ettner die Einberufung der überfälligen Hauptversammlung mit Neuwahlen so lange verweigern will, bis gerichtlich der Status ausgeschlossener Mitglieder geklärt ist. Die Kündigung eines Pflegevertrags für das städtische Sportgelände an der Klosterstraße hatte Raff unter dem Druck von Kommunalaufsicht und Stadtrat zurücknehmen müssen. Am Dienstag betonte der OB aber, dass allein der SCF mit seinem Versäumnis, die erforderlichen Unterlagen vorzulegen, verantwortlich sei für die Nullrunde. Die Mehrheit der Stadträte zeigte sich ebenfalls verärgert. Der SCF solle nicht immer "eine Extrawurst" bekommen und anderen "auf der Nase herumtanzen", sagten Willi Dräxler (BBV) und Sportbeiratsvorsitzender Joachim Mack. Jan Halbauer (Grüne) kritisierte, dass Ettner zu häufig versuche, die Stadt mit juristischen Mitteln unter Druck zu setzen.

Vergeblich plädierte Alexa Zierl dafür, im Sinne der Jugendlichen dem Appell von Sportminister Joachim Herrmann zu folgen und Vereine in Coronazeiten unbürokratisch zu unterstützen. Sie habe sich bei ihrer Akteneinsicht zudem davon überzeugt, dass anderen Vereinen das Nachreichen von Unterlagen sehr wohl zugestanden werde. Und statt die Vorlage von Jahresabschlüssen zu fordern, solle sich die Stadt lieber an der Förderpraxis von Kreis und Land orientieren, denen die Einschätzung des Finanzamts genüge. Der Kompromissvorschlag, dem SCF nochmals Gelegenheit zu geben, Unterlagen nachzureichen, wie dies Zierl, Dräxler und Peter Glockzin (Freie Wähler) anregten, wurde abgelehnt.

© SZ vom 15.07.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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