Fürstenfeldbruck:Satire über Straßennamen

Spötter bringen Infotafeln an Brucker Schildern an

Seit drei Jahren debattiert der Brucker Stadtrat über NS-belastete Straßennamen. Jetzt muss endlich gehandelt werden, finden die Vertreter der von Redakteuren des Satiremagazins "Titanic" gegründeten Partei "Die Partei". In der Nacht zum Freitag staffierten sie die Straßenschilder von Wernher von Braun in der Innenstadt und von Julius Langbehn in Puch mit Infotafeln aus. "Wir haben uns die Schlimmsten ausgesucht", meinte Partei-Ortsvorsitzender Florian Weber. Damit nahmen die örtlichen Repräsentanten der Satirepartei einen Vorschlag der BBV auf die Schippe. Dem Namen von Wernher von Braun, von der Stadt auf dem Straßenschild als Pionier der Weltraumfahrt geehrt, wird dessen Rang als SS-Sturmbannführer hinzugefügt. Braun habe persönlich KZ-Häftlinge als Arbeitssklaven angefordert, die er als "Hungergestalten" titulierte. Ihr Zusatzschild verstehen die Kritiker als Appell: "Man kann alles erreichen, wenn man nur bereit ist, seinen Erfolg auf dem Rücken anderer aufzubauen." Den Namen Langbehns möchte die Satirepartei beibehalten, "weil die Brucker Bevölkerung sonst Gefahr läuft, sich nicht mehr mit dem Thema Ausländerfeindlichkeit, Antisemitismus und Terror des Nationalsozialismus zu beschäftigen", heißt es sarkastisch in Anspielung auf BBV-Argumente. Tatsächlich hält der Ortsverband von Die Partei wenig von Infotafeln. Deren Inhalte würden am Ende "weichgespült". Die Zusatzschilder waren am Freitagvormittag bereits wieder verschwunden. Nach Angaben von Weber will die Stadt auf ein Verfahren wegen Ordnungswidrigkeiten verzichten. Die Satiriker verstehen ihre Aktion als Auftakt des OB-Wahlkampfes. "Wir werden Martin Runge fragen, dann gewinnen wir im ersten Wahlgang", sagte Weber auf die Frage nach ihrem Kandidaten.

© SZ vom 17.12.2016 / bip - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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