Fürstenfeldbruck:Salamisemmel mit Seuche

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Die Afrikanische Schweinepest nähert sich aus Osteuropa und bedroht sowohl Wild- als auch Hausschweine. Der für den Menschen ungefährliche Erreger kann selbst in Wurstwaren überleben und so eingeschleppt werden

Von Manfred Amann und Erich C. Setzwein, Fürstenfeldbruck

Noch beschwichtigen Jäger und Behörden, doch im Grunde wird jeden Tag mit dem Ausbruch der Afrikanischen Schweinepest (ASP) in Deutschland gerechnet. Auch Medienberichte haben dazu beigetragen, dass gerade Landwirte besorgt sind ob der Gefahr des ASP-Erregers für ihren Schweinbestand. Im Landratsamt ist man jedenfalls schon auf den Fall vorbereitet, dass im Landkreis an irgendeinem toten Wildschwein die Schweinepest diagnostiziert wird. Dabei müssen es nicht unbedingt infizierte Wildschweine sein, die die Krankheit einschleppen. Schon eine auf einem Parkplatz weggeworfene Semmel mit Rohwurst könnte zur Ausbreitung der tödlich verlaufenden Tierseuche führen.

"Die Afrikanische Schweinepest kommt nicht langsam zu uns, sie kommt auf einen Schlag durch den Menschen", sagt der Leiter des Veterinäramtes Fürstenfeldbruck, Gerhard Merk. Etwa, indem infizierte Speisen weggeworfen oder gar verfüttert würden. Darin sieht Merk die "Hauptgefahr der Übertragung." Auch unhygienische Tiertransporte aus osteuropäischen Ländern, in denen die Schweinpest bereits nachgewiesen ist, nach oder durch Deutschland können zur Ausbreitung führen. Besorgniserregend sei jedoch die Ausbreitungsgeschwindigkeit über den Menschen, erläutert der Sprecher der Kreisgruppe des Jagdverbandes, Michael Pöllmann. Auf den Transitwegen komme das Virus mit 90 Kilometern pro Stunde voran, zum Beispiel im Schlamm von Radkästen eines Lastwagens oder über infizierte Lebensmittel, wie bereits erkannt, über Salami oder Räucherschinken. So wie der Mensch den Erreger von seinem Ursprung in Afrika nach Weißrussland geschleppt habe, könne er von dort auch in den Westen gelangen, warnt Pöllmann. Das Virus könne selbst am Schuh eines Reisenden oder Lastwagenfahrers mehrere Monate überleben. Vorbeugung sei daher besonders wichtig. Da zuerst Wildschweine von dem Virus betroffen sind, empfiehlt Merk den Jägern, ein noch wachsameres Auge auf die Wildschweine zu haben und auf Auffälligkeiten achten.

Erkrankte Schweine sind an ihrer Fressunlust, Bewegungsstörungen und Atemprobleme zu erkennen. Es komme zu Durchfall und Blutungen, und erkrankte Tiere zeigten überdies eine geringe Fluchtbereitschaft, Bewegungsunlust und verlören letztlich die Orientierung. "Die Tiere erkranken innerhalb von 24 bis 48 Stunden nach der Infektion und sind in nahezu allen Fällen innerhalb weniger Tage bis zu einer Woche tot", so Pöllmann. Dass der Krankheitserreger über Wildschweine in den Landkreis eingeschleppt wird, sei wegen der entfernungsmäßig begrenzten Streifzüge der Tiere unwahrscheinlich. Selbst die zuletzt bekannt gewordenen ASP-Fälle in der Ukraine, in Tschechien und in Polen seien nachweislich nicht auf Wildschweine zurückzuführen.

Um der Übertragung des Virus auf Wildschweine dennoch vorzubeugen, sollte der ohnehin hohe Bestand noch massiver bejagt werden, fordern die Jäger im Landkreis. Je weniger Schwarzkittel unterwegs seien, desto geringer sei die Gefahr einer Ansteckung. Die Übertragung sei besonders gut möglich über Körperflüssigkeiten und Blut, wobei oft ein Tropfen schon ausreichend sei, sagt Pressesprecher Michael Pöllmann. Laut einer Einschätzung der Europabehörde für Lebensmittelsicherheit EFSA kommt die natürliche Ausbreitung über das Schwarzwild höchstens 25 Kilometer pro Jahr voran. Die Jäger müssten jetzt, also vor dem Ausbruch der Schweinepest, Wildschweine noch intensiver bejagen, vor allem junge Bachen und Frischlinge, fordert der Kreisverband. Ziel sei es, die Bestandsdichte und den Zuwachs so weit als möglich zu reduzieren.

Alleine in Bayern seien im vergangenen Jagdjahr knapp 61 000 Wildschweine erlegt worden, bundesweit etwa 600 000 und im Landkreis seien 436 Stück Schwarzwild zur Strecke gebracht worden, was eine Steigerung um 190 Prozent seit 2012 bedeute. Diese stetig zunehmende Besatzdichte habe nicht nur große Flurschäden zur Folge, sondern mache die Population insgesamt anfälliger für Krankheiten.

Sollte es zu einem Ausbruch der Krankheit kommen, hat das Landratsamt laut Gerhard Merk "die Schilder schon im Keller". Denn dann werde rund um den Fundort eines an ASP erkrankten Tieres ein Sicherheitsradius von 15 Kilometern gezogen. In dieser Zone darf auch nicht mehr gejagt werden, um die Tiere nicht mehr zu beunruhigen. In der daneben liegenden Schutzzone mit einem Radius von 30 Kilometern dagegen müsse die Jagd noch intensiver werden, so Merk. Wirtschaftlicher Schaden könnte den Landwirten entstehen, die Schweine halten. Derzeit sind 70 Schweinhaltungen beim Veterinäramt gemeldet, 19 davon haben mehr als 20 Tiere.

Die Kreisgruppe der Jäger hat übrigens Ende vergangenen Jahrs eine Sondergenehmigung für den Einsatz von Nachzielgeräten beantragt. Die Antwort steht aber noch aus. Wie aus dem Landratsamt verlautet, wird der Antrag noch geprüft. Vor einer Entscheidung müssten erst Revierbegehungen stattfinden, um festzustellen, ob eine Ausnahmegenehmigung gerechtfertigt sei, sagte Landratsamtssprecherin Ines Roellecke

© SZ vom 13.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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