Fürstenfeldbruck:Ruhezonen statt Ohrenstöpsel

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Die Stadtbibliothek Aumühle will als Wohnzimmer und Büro für die Brucker den digitalen Wandel überstehen

Von Peter Bierl, Fürstenfeldbruck

Die Digitalisierung ist für Bibliotheken eine existenzielle Herausforderung. Das Team der Brucker Stadtbibliothek Aumühle unter Leitung von Diana Rupprecht feilt deshalb seit längerem an einem Konzept für die Zukunft. "Die Bibliothek wird zum Wohnzimmer der Stadt", erklärte sie im Kulturausschuss die Perspektive. Dazu gehöre vor allem, das Haus so zu gestalten, dass Ruhezonen und mehr Arbeitsplätze für Besucher entstehen. Nach fast 30 Jahren muss das Interieur des historische Gebäude generalüberholt werden. Dem Jahresbericht 2016 ist zu entnehmen, wie sich der Publikumsverkehr entwickelt. Die Zahl der Besucher hat sich mit etwa 122 000 kaum verändert, die Zahl der Neuanmeldungen ist sogar leicht gestiegen, um mehr als 1000 Personen. Negativ entwickelt hat sich die Zahl der aktiven Benutzer, sie ist von 6413 auf etwas über 6000 geschrumpft. Vor allem Erwachsene und Jugendliche kommen seltener, die Zahl der Kinder und Jugendlichen bis 15 ist dagegen gestiegen.

Das Nutzerverhalten ist auf den ersten Blick unverändert. Die Statistik weist etwa 415 000 Ausleihen auf, ähnlich wie im Vorjahr. Der Buchverleih hat sich kaum verändert, richtig abgestürzt sind die Zahlen von Musik-CD (minus 10,8 Prozent) und CD-Rom (minus 25,1 Prozent), Bereiche, die die Bibliothek in den vergangenen Jahren aufgebaut hat. Angesichts der Streaming-Angebote sei es fraglich, "wie lange wir diese Medien noch halten können", sagte Rupprecht. So ist das mit dem technischen Wandel. Die DVD ist ebenfalls rückläufig (minus 3,6 Prozent), von Videos, die die Stadtbibliothek einst in breiter Auswahl anbot, redet sowieso keiner mehr. Sehr gefragt sind dagegen analoge Spiele (plus sieben Prozent) und vor allem Konsolenspiele (plus 19,3 Prozent).

Wichtig ist ihrer Ansicht nach ein Mix aus analogen und digitalen Medien. Dazu muss die Bücherei die Beratung ausbauen. "Kenntnisse über unseren Medienbestand alleine reichen nicht mehr", sagte sie. Die Mitarbeiter müssen einen Überblick etwa über Blogs und Facebook-Gruppen haben. Sie sollen erklären können, wie man sich in einer Datenbank zurecht findet, oder ein E-Book installiert und ältere Schüler bei Recherchen unterstützen. Ganz wichtig sei auch das E-Learning von Fremdsprachen. Speziell für Kinder soll es eine neue App der Stadtbibliothek geben.

Um im digitalen Zeitalter mithalten zu können, hat sich das Berufsbild der Bibliothekare bereits stark gewandelt. Soziale Kompetenzen sind gefragt, die Bereitschaft, dauernd offen zu sein für Veränderungen, vor allem aber Technikaffinität, betonte die Bibliotheksleiterin.

Zum Wandel gehört auch, dass immer mehr Menschen, vor allem Schüler und Studenten, die Bibliothek als Arbeitsplatz nutzen, vermutlich weil sie dort weniger abgelenkt sind als zuhause. Ein Phänomen, dass man auch in den großen Häusern in München beobachten kann, die ihre Öffnungszeiten ausgeweitet haben.

Nach Ansicht von Rupprecht wäre es daher sinnvoll, mehr Gruppenarbeitsplätze sowie Freiräume für Literaturpädagogik anzubieten. Platz dafür wäre etwa im sogenannten Taubenturm. Außerdem sei es in manchen Bereichen einfach zu laut. "Derzeit bieten wir Ohrenstöpsel an, was wir brauchen ist eine Trennung zwischen ruhigen und lauten Zonen", sagte sie. Notwendig sind Sitzgelegenheiten zum Lesen und Lernen, aber auch zum Gespräch. Außerdem könnte man das Lesecafé um eine Außenterrasse erweitern. Eine Umgestaltung wäre im Zusammenhang mit einer Überholung der Einrichtung möglich. Die Böden müssten dringend erneuert werden, ebenso die Lüftungsanlage, für die es schon keine Ersatzteile mehr gebe. "Es wäre schön, wenn wir bis zum 30-jährigen Jubiläum 2020 einige Dinge erledigen könnten", appellierte Rupprecht.

© SZ vom 09.08.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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