Fürstenfeldbruck:Ruf nach übergeordneter Koordination

Lesezeit: 2 min

Bei einem Austausch der "Blaulichtorganisationen" mit den CSU-Bundestagsabgeordneten Katrin Staffler und Stephan Mayer aus Altötting fordern die Hilfskräfte für bundesweite Einsätze wie jüngst bei der Hochwasserkatastrophe mehr zentralistische Strukturen.

Von Ariane Lindenbach, Fürstenfeldbruck

Zu einem Gipfeltreffen der sogenannten Blaulichtkräfte haben die CSU-Bundestagsabgeordneten Katrin Staffler, Direktkandidatin für den Wahlkreis Fürstenfeldbruck-Dachau, und ihr Kollege Stephan Mayer aus Altötting Vertreter der Rettungsorganisationen aus den Landkreisen Dachau und Fürstenfeldbruck geladen. Und so sprechen am Mittwochnachmittag in der Hasenheide in Fürstenfeldbruck, der Heimat des Technischen Hilfswerks, die beiden Politiker mit Vertretern von Feuerwehr, Rettungsorganisationen wie Malteser und Johanniter sowie dem THW. In erster Linie geht es um ein Resümee der Hochwassereinsätze in NRW und Berchtesgaden. Dabei wird wiederholt der Wunsch nach übergeordneten Strukturen und einer besseren Kommunikation für bundesweite Einsätze laut.

Und "ein einheitliches IT-System" für alle Organisationen des Roten Kreuzes bundesweit wünscht sich Rainer Bertram. Der Leiter der Hilfskräfte im Landkreis Fürstenfeldbruck berichtet bei dem Gipfeltreffen der Einsatzkräfte, für das in der offenen Fahrzeughalle des THW ein paar Reihen Stühle platziert wurden, von einem verbesserungswürdigen Einsatz nach dem Hochwasser im Juli in Nordrhein-Westfalen. Die Kommunikation dort mit den Kollegen aus NRW habe ganz schlecht funktioniert. Deshalb habe die dortige Einsatzleitung offenbar nicht gewusst, dass die Helfer aus Fürstenfeldbruck auf Wasserrettung spezialisiert sind. Das Ergebnis: "Wir kamen gar nicht zum Einsatz." Eine übergeordnete Stelle, die die Kommunikation wie die Einsätze der einzelnen Hilfskräfte koordiniert, könnte solche ineffizienten Aktionen verhindern, ist Bertram überzeugt.

Beim THW ist das anders, berichtet Hausherr Philipp Donath. "Das THW hat davon profitiert, dass wir bundesweit einheitliche Strukturen haben." Dort habe die Einsatzleitung immer den Überblick, wo welche Einheit mit was für einer Ausrüstung und welchen Kräften unterwegs sei. In dem sich anschließenden Austausch kristallisiert sich heraus, dass auch eine gemeinsame Übung aller Rettungskräfte die Situation verbessern könnte.

(Foto: N/A)

Im Kreis Dachau ist man in der Hinsicht offenbar schon etwas weiter, wie der zuständige Kreisbrandrat Franz Bründler berichtet. Dort sei eine regelmäßige Übung aller Organisationen Standard. In NRW half die Dachauer Feuerwehr laut Bündler mit 70 Kräften dabei, das Heizöl aus den Tanks zu pumpen und einzusammeln. Auch er findet für einen derartigen Einsatz mit Hilfskräften aus dem gesamten Bundesgebiet eine übergeordnete Führung sinnvoll.

Mayer, der von 2010 bis 2018 Präsident der THW-Bundesvereinigung war, betont, dass dafür aber nicht die örtlichen Kräfte all ihre Kompetenzen verlieren dürfen. "Die Expertise, das Knowhow, auch die Ortskenntnisse, die sind vor Ort angesiedelt." Dieser Wissensschatz dürfe nicht für eine zentralistische Struktur aufgegeben werden, warnt er. Staffler, die mit dem Türkenfelder Bürgermeister Emmanuel Staffler verheiratet ist, vertritt in diesem Punkt bekanntlich eine ähnliche Meinung. Auch wenn sie an diesem Nachmittag nach der Begrüßung nicht mehr sehr viel sagt, sondern vor allen Dingen interessiert zuhört und sich Notizen macht.

Mayer nennt die Unwetter vom Juli eine "apokalyptische Hochwasserkatastrophe". Und resümiert, dass die Zahl derartiger katastrophaler Wetterereignisse in den letzten Jahren spürbar zugenommen habe. Vor diesem Hintergrund sei der Bevölkerungs- und Katastrophenschutz so wichtig wie nie zuvor, betont er.

Übrigens gibt es in Deutschland 668 THW-Ortsverbände, von denen 650 im Einsatz waren und etwa 1,5 Millionen Einsatzstunden in den letzten Monaten geleistet haben. "Zur Stunde sind immer noch fast 1000 THW-Helfer im Einsatz", beschäftigt vor allem mit dem Aufbau von Brücken. "Es war einer größten Einsätze in der Geschichte des THW", sagt Mayer.

© SZ vom 10.09.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: