Fahrplanwechsel:Rückschlag für Pendler

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Mit dem Fahrplanwechsel der Bahn werden künftig die beiden Regionalzug-Halte in Fürstenfeldbruck gestrichen. Dafür hält ein Alex und es werden zwei zusätzliche S-Bahn-Fahren angeboten

Von Peter Bierl, Fürstenfeldbruck

Künftig hält kein Regionalzug mehr in Fürstenfeldbruck. Mit dem Fahrplanwechsel am Wochenende verliert die Kreisstadt den direkten Anschluss an den Regionalverkehr. Die neuen Doppelstockwaggons seien für den Einstieg in Bruck nicht geeignet, erklärt ein Sprecher der Bayerischen Eisenbahngesellschaft (BEG). Als Ausgleich gebe es am Nachmittag zwei zusätzliche S-Bahnen und frühmorgens hält der Alex.

Bislang hält um 6.40 Uhr ein Regionalzug aus dem Allgäu, der direkt über Pasing zum Hauptbahnhof fährt. Dafür hält künftig der Alex um 5.58 Uhr. Für die 50 Pendler, die nach den Daten der BEG bislang im Schnitt in Bruck in den Regionalzug eingestiegen sind, ist das keine Alternative. Ihnen rät BEG-Sprecher Wolfgang Oeser, in die S-Bahn umzusteigen. Am Nachmittag hielt bislang um 16.58 Uhr ein Zug auf dem Weg ins Allgäu, der nun ersatzlos entfällt. Dafür bietet die BEG die beiden Züge der S 20 an, die um 15.51 und um 16.51 Uhr in Pasing starten. Die direkte schnelle Verbindung zwischen Hauptbahnhof, Pasing, Bruck und Geltendorf fällt allerdings weg. Die erste Fahrt der S 20 wird um 16.

12 Uhr in Grafrath enden, der Zug hält nicht an der Leienfelsstraße. Die zweite Fahrt soll um 17.18 Uhr in Geltendorf ankommen. Dieser Zug hält nicht an den Stationen Leienfelsstraße, Aubing und Türkenfeld. Das sei notwendig, damit die zusätzlichen S-Bahnen die Regionalzüge nicht behindern, teilt die Bahn AG mit. In der Gegenrichtung startet ein Zug der S 20 um 16.31 Uhr in Grafrath, erreicht Pasing um 16.58 Uhr und fährt weiter nach Höllriegelskreuth.

Dieser Zug hält an allen Stationen. "Unterm Strich haben wir weniger als vorher", kritisiert Hermann Seifert, der ÖPNV-Koordinator im Landratsamt. Die Kommunalpolitiker und er hatten die S-20-Verbindungen am Nachmittag als kleines Zugeständnis an die Pendler gewertet, nachdem Innenminister Joachim Herrmann (CSU) den Vorschlag des Landkreises abgelehnt hatte, im Berufsverkehr in der Früh und am Nachmittag Expresszüge der S-Bahn einzusetzen.

Dafür entfallen jetzt aber die beiden Halte der Regionalzüge. Seifert kündigt einen Protest der Kreisbehörde an, geht aber davon aus, dass das nichts mehr ändern wird. Oeser erklärte der SZ, dass die BEG, die im Auftrag des bayerische Innenministeriums den Zugverkehr im Freistaat bestellt, vor zwei Jahren einen Vertrag mit der DB Regio abgeschlossen hat. Darin heißt es, dass die alten Waggons ausgemustert und durch neue Doppelstockzüge ersetzt werden. Diese hätten jedoch einen niederflurigen Einstieg, weshalb die Züge nicht am Brucker S-Bahnhof halten können, der barrierefrei ausgebaut ist.

"Die Einstiegstüren wären zu weit unten", sagte Oeser. Der Bahnsteig 1 in Bruck hingegen sei für die Türen der Doppelstockwaggons zu niedrig. Diesen Bahnsteig aufzustocken, wäre aus finanziellen Gründen unmöglich, außerdem würde es sich um ein Provisorium handeln, für das es keine Zuschüsse gebe.

Das Sprinterkonzept des Landkreises sah bereits vor, den Bahnsteig 1 um 96 Zentimeter aufzustocken, um dort S-Bahnen halten zu lassen. Dieser Vorschlag wurde vom Ministerium allerdings verworfen mit dem Hinweis, die Verwirklichung würde Jahre dauern. Auch der Vorschlag des Gröbenzeller Verkehrsexperten Klaus-Dieter Bodack, im Zuge der Elektrifizierung der Strecke Geltendorf-Lindau in Bruck zwei Bahnsteige für Regionalzüge anzulegen, verhallte ungehört.

Aus Sicht der BEG ist der Brucker Bahnhof ohnehin ein "Exot", wie Oeser es formuliert, weil schon bisher nur zwei Regionalzüge hielten, während es etwa in Starnberg deutlich mehr sind. Das liege an den fehlenden Gleiskapazitäten, erklärt er. Für die wiederum ist die CSU verantwortlich, die seit einem Vierteljahrhundert den Ausbau zwischen Pasing und Bruck verspricht, aber nicht einlöst.

Der Gröbenzeller Landtagsabgeordnete Reinhold Bocklet (CSU) verlangt einen Bericht der Staatsregierung im Wirtschaftsausschuss zu dieser Fahrplanänderung. Eine Verschlechterung könne nicht hingenommen werden. Einen Halt auf Gleis 1 in Bruck hält Bocklet für " sinnvoll und machbar". Seiner Ansicht nach hintertreibe die BEG mit diesem Verhalten die Bemühungen von Herrmann um Verbesserungen. Die Bürgerinitiative "S 4-Ausbau jetzt" kritisiert, dass der Innenminister vor eineinhalb Jahren einen nur dreigleisigen Ausbau der S 4 bis Eichenau angekündigt, aber bislang kein Betriebskonzept vorgelegt habe. "Wir werden auf einen dreigleisigen Ausbau verwiesen, ohne dass uns jemand glaubhaft eine Information über zukünftige Taktintervalle geben kann", kritisiert BI-Sprecherin Elke Struzena. Bis vor eineinhalb Jahren war die Idee eines drei- anstelle eines viergleisigen Ausbaus von den Experten der Regierung wie der Bahn als unzureichend verworfen worden.

© SZ vom 11.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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