Fürstenfeldbruck:Renaissance der Windkraft

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Intern wird im Landkreis wieder über mögliche weitere Standorte diskutiert

Von Gerhard Eisenkolb, Fürstenfeldbruck

Viele verbinden mit der umstrittenen 10-H-Abstandsregelung der Staatsregierung das Ende der Windkraft in Bayern. Nicht so im Landkreis Fürstenfeldbruck. Hier zeichnet sich mit dem wirtschaftlich erfolgreichen Betrieb der ersten zwei Windkraftanlagen bei Mammendorf und Maisach so etwas wie eine Renaissance der Windenergie ab. So gibt es erste Vorüberlegungen zum Bau weiterer Anlagen in Maisach, Mammendorf und eventuell auch in Althegnenberg. Zudem wurde bereits eine Windkraft-Energiegenossenschaft gegründet, der Landkreisbürger angehören. Schließlich möchte Landrat Thomas Karmasin (CSU) bei einer der nächsten Bürgermeisterdienstbesprechungen über die Strategie zur Weiterführung des fast abgeschlossenen Windkraftkonzepts für den Landkreis diskutieren.

Teil des Landschaftsbildes: Von der Badeinsel im Mammendorfer See aus ist eines der beiden Windräder zu sehen. (Foto: Günther Reger)

Für die Weiterarbeit an dem Landkreiskonzept bieten sich zwei Optionen an. Entweder die Bürgermeister einigen sich mit Karmasin darauf, die mit der 10-H-Regelung vorerst eingestellte interkommunale Zusammenarbeit auf der Basis der bisherigen Ergebnisse weiterzuführen. Oder einzelne Bürgermeister stellen auf der Grundlage des bisher Erarbeiteten für mögliche Standorte im Hoheitsbereich ihrer Gemeinde Bebauungspläne auf.

Im Mai hatte der Bayerische Verfassungsgerichtshof die 10-H-Regelung für rechtens erklärt. Karmasin hatte damals angekündigt: "Wir wollen schauen, ob es konsensfähige Standorte gibt", die die Vorgabe eines Abstands vom zehnfachen des Rotors zum nächsten Wohnhaus nicht einhalten. Die 10-H-Regel greift nämlich dann nicht, wenn eine Gemeinde im Konsens mit den Bürgern und Nachbarn eine andere Vereinbarung trifft. Die Arbeit an dem Landkreis-Windkraftkonzept hat auch einige wenige Standorte aufgezeigt, an denen bei Beibehaltung der 10-H-Regel Rotoren errichtet werden könnten. Der Maisacher Bürgermeister Hans Seidl (CSU) gehört zu den Kommunalpolitikern, die nach wie vor von der Zukunft der Windkraft im Landkreis überzeugt sind. Die beiden Anlagen der Stadtwerke Fürstenfeldbruck bezeichnet der Rathauschef als "Eisbrecher". Sie lieferten den Beweis dafür, dass sich im Landkreis Windanlagen wirtschaftlich betreiben lassen und einen größeren Beitrag zur regionalen Energieversorgung leisten könnten. Da sich die Menschen inzwischen an die Dimensionen der annähernd zweihundert Meter hohen Rotoren gewöhnt hätten, sei ein neues Verhältnis der Bürger zu den Anlagen entstanden. Auf diese Weise werde der Boden dafür bereitet, mittel- und langfristig weitere Windräder zu akzeptieren. Hier baut Seidl auf drei Aspekte: den Gewöhnungsfaktor, die Sinnhaftigkeit dieser Energiegewinnung und die Wirtschaftlichkeit. Laut Seidl gibt es in der Flächengemeinde Maisach noch Standorte, an denen weitere Anlage wirtschaftlich zu betreiben sind, nur konkret will er sich noch nicht dazu äußern.

Auch für Max Keil (UBV), den Energiereferenten des Kreistages und Vorsitzenden des Energiewendevereins Ziel 21, hat die Windkraft im Landkreis eine Zukunft. Obwohl Keil nicht weiß, wie es konkret weitergehen wird. Noch wird laut Keil nämlich nur vertraulich über Standorte geredet. Deshalb sei es an der Zeit, dass eine Gemeinde offen sage, sie habe einen konkreten Standort und wolle dazu einen Bebauungsplan entwickeln. Genau das strebt die Energiegenossenschaft an, die an der Landkreisgrenze zwischen Althegnenberg und Mehring im Landkreis Aichach-Friedberg in Kooperation mit den Stadtwerken München einen kleinen Windpark mit vier Rotoren bauen will. Mit den Eigentümern der entsprechenden Grundstücke im Landkreis Mehring hat sich die Genossenschaft, deren Vorstand der Mammendorfer Gemeinderat und Ziel-21-Referent für Windkraft Werner Zauser angehört, bereits geeinigt. Demnächst wollen die Genossen anregen, einen Bebauungsplan zu erstellen. Zauser sagt, er würde es begrüßen, wenn zwei der Rotoren auf Althegnenberger Flur an der Landkreisgrenze stünden.

© SZ vom 06.08.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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