Fürstenfeldbruck:Relativitätstheorie auf dem Volksfest

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Genau so wünschen sich das viele Fürstenfeldbrucker wieder: ein volles Festzelt und eine ordentliche Brotzeit. (Foto: Günther Reger)

Das Wetter schlägt Kapriolen, Schausteller und Festwirt ziehen dennoch eine recht positive Halbzeitbilanz

Von Stefan Salger, Fürstenfeldbruck

Erst der winterliche Freitag, an dem sogar der Feszug abgesagt wurde, dann auch noch der verregnete Montag: Petrus stellt die Schausteller auf dem Brucker Volksfest auf eine harte Probe. Die freilich bleiben unbeeindruckt. Schlechtes Wetter? Schlechte Laune? Solche Fragen ringen Rudi "Schaschlik" Hechtl nur ein Grinsen ab. "Am Wetter kann man eh nix ändern, aber jetzt sieht's ja schon wieder besser aus." Und überhaupt. "Vor einem Jahr war's doch viel schlimmer, da hatten wir vier verregnete Tage mit Temperaturen um die null Grad." Einstein hätte die Relativitätstheorie nicht besser auf den Punkt bringen können. Am Freitag zum Feuerwerk werde es wieder rundgehen, prophezeit Hechtl. Seinen Kunden bescheinigt der 52 Jahre alte Olchinger übrigens Wetterfestigkeit. Egal ob Regen oder Sonne - Jungs ordern bei ihm eher Pizza oder Pommes, Männer Schaschlik und Frauen Würstchen. Oder auch ganz anders. Hechtl lacht. Am Samstag und Sonntag sei "alles gut" gewesen, bestätigt Kevin Ott, der beim Autoscooter des Coburger Schaustellerbetriebs Terry Fertsch an der Kasse sitzt. Seit 1992 ist das Unternehmen in Fürstenfeldbruck vertreten.

Am Dienstagnachmittag ist vom nächsten großen Besucheransturm noch nicht viel zu spüren. Aber vielleicht ist es ja auch nur die Ruhe vor dem Sturm. Für Reporter ist das nicht schlecht, haben die Experten dann doch auch mehr Zeit für Smalltalk. Markus Droth ist so etwas wie der Chefexperte: Der CSU-Stadtrat ist Volksfestreferent. Er steht am Rande der OB-Podiumsdiskussion im Zirkuszelt und ist zufrieden mit der Welt und vor allem mit dem Volksfestkonzept. Schon klar, sagt er, das müsse sich auch erst einspielen und an der einen oder anderen Stellschraube könne man schon noch drehen. Gleichwohl nimmt er wohlwollend zur Kenntnis, dass vorne auf der Bühne Zweiter Bürgermeister Erich Raff ihm und dem Arbeitskreis Volksfest bescheinigt, gute Arbeit gemacht zu haben. Die Sache mit dem Zirkuszelt habe sich schon bewährt, findet Droth. Als die Stadtwerke am Montag mit Auftritten von Impala Ray und zwei Vorgruppen ihren 125. Geburtstag gefeiert haben, da waren 250 Besucher da, die Stimmung war bestens. Und am Sonntagabend beim Tanzabend der Brucker Heimatgilde drängten sich im runden Zelt sogar an die 300 Gäste. Auch die Polizei habe bislang nur von ein paar kleinen Reibereien berichtet, so Droth - "nichts Größeres". Das bestätigen die fünf Mitglieder des Roten Kreuzes, die am Rande des Platzes ihre Zwölfstundenschicht verrichten - oder gerade eher in der Sonne "absitzen".

Da passen die Eindrücke von Festwirt Jochen Mörz ins Bild. Am frühen Dienstagabend tobt im großen Zelt zwar nicht der Bär und die Hopfen-Musi vorne auf der Bühne intoniert ein etwas ratlos wirkendes Que sera, sera - was wird sein? Mörz weiß, was sein wird: Das Zelt wird sich wieder füllen, so wie am Samstag und Sonntag. Und vier Stunden lang Schnee vom Zeltdach schippen mit den vom Bauhof ausgeliehenen Schaufeln, so wie am Freitagmorgen - Schnee von gestern! Mörz lacht längst wieder. Nachmittags hatten hinten knapp 2000 Senioren gemeinsam gefeiert, und vorne an die 200 Kinder der Cäcilienschule. In solchen Momenten wird das Volksfest seinem Namen gerecht. In solchen Momenten würden Mörz, Ott und Schaschlik-Rudi Albert Einstein glatt abblitzen lassen. Sie wollen nichts relativieren, bleiben im Hier und Jetzt. Mitten auf dem Brucker Volksfestplatz.

© SZ vom 04.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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