Fürstenfeldbruck:Ratlose Basis

Lesezeit: 2 min

CSU-Politiker wünschen sich beim Thema Flüchtlinge mehr Konzepte von höherer Ebene

Von Ariane Lindenbach, Fürstenfeldbruck

Wenige Tage vor Schulbeginn haben CSU-Vertreter aus dem Landkreis zu den mit Flüchtlingen belegten drei Turnhallen im Landkreis Stellung bezogen. "Es schlagen zwei Herzen in unserer Brust, und das hat nichts mit der CSU zu tun. Erstens müssen die Leute untergebracht werden und andererseits geht nächste Woche die Schule wieder los", bringt Puchheims stellvertretender Bürgermeister Rainer Zöller die Problematik treffend auf den Punkt. Man schwanke irgendwo zwischen Hilfsbereitschaft und christlicher Nächstenliebe auf der einen Seite, und auf der anderen Seite dem Bedürfnis, die Interessen der eigenen Bürger zu vertreten, in diesem speziellen Fall konkret, Sport treiben zu können. Bereits am Dienstag hatte die CSU-Fraktion in Olching heftige Kritik an der Bundesregierung und an fehlenden Konzepten geübt.

Um den Ausfall der nun mit Asylsuchenden belegten Dreifachturnhalle am Gymnasium in Olching fair auf Schüler wie Vereine zu verteilen, haben die Christsozialen ein Konzept erarbeitet. Wie berichtet, haben es die Vereine akzeptiert. Und die Stadt Olching zeigt sich solidarisch mit anderen Kommunen im Landkreis. Den Puchheimer Gymnasiasten haben die Olchinger Hallenkapazitäten an der Heckenstraße angeboten. Für Zöller eine Geste der Solidarität. Ob Puchheimer Gymnasiasten allerdings tatsächlich in Olching sporteln werden, ist fraglich. Die Schüler müssten hin- und hergefahren werden, sich umziehen. Selbst bei einer Doppelstunde lohne sich das kaum, sagt Zöller. Dabei ist die Situation in Puchheim besonders gravierend, da es dort nur noch zwei Einfach-Turnhallen an den beiden Grundschulen gibt. "Eine Lösung haben wir nicht", gibt er offen zu. Man hoffe in Puchheim auf die derzeit im Umbau befindliche Industriehalle und darauf, als dritter Standort im Landkreis eine Traglufthalle zu bekommen. So lange bleibe der Sport eben weitgehend auf der Strecke. Generell wünscht sich Zöller: "Wir brauchen eine Ansage vom Landratsamt oder der Regierung von Oberbayern, wie viele Flüchtlinge noch kommen."

Den Blick auf höhere politische Ebenen richtet auch Hans Seidl in Maisach. "Vielleicht ist das Thema in der hohen Politik zu lange laufen gelassen worden", mutmaßt der Bürgermeister, der einen echten Plan, wie es mit den Flüchtlingen weitergehen soll, vermisst. Und der sich allmählich auch um die eigenen Bürger sorgt. Am Ort ist eine Einfach-Turnhalle seit einigen Monaten mit Asylbewerbern belegt, für die benachbarte Dreifach-Turnhalle fragte das Landratsamt auch schon an. "Das habe ich kategorisch abgelehnt", schließlich müssten die Schüler und Vereine auch noch Sport treiben können. "Man darf bei der jetzigen Situation die eigene Bevölkerung nicht aus den Augen verlieren, sonst rütteln wir am sozialen Frieden", warnt er. Die Reaktionen aus den Vereinen auf die zweite Anfrage sind Seidl zufolge schon deutlich weniger verständnisvoll ausgefallen. Zudem gibt es bei dieser Halle Probleme mit der Statik; liegt Schnee auf dem Dach, darf sie nicht benutzt werden.

Für Benjamin Miskowitsch, Beisitzer im CSU-Kreisvorstand und Ortsvorsitzender in Mammendorf, ist die Lage nebulös. "Eine Aussage treffen, wie viele Flüchtlinge noch kommen werden, kann keiner." Deshalb könne man nicht planen, wie viele Unterkünfte, Deutschkurse oder Kinderbetreuungsplätze benötigt werden. In Mammendorf leben die Asylsuchenden nicht in Turnhallen, sondern in einem umgebauten Hotel und einem Wohnhaus. Ängste der Bürger müssten offen diskutiert werden, um glaubhaft bleiben und informieren zu können. Fehlendes Wissen führe oft zu Fremdenhass.

© SZ vom 11.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: