Fürstenfeldbruck:Ratgeber ohne Ruhestand

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Der neue Vorstand (vorne von links): Gstattenbauer, Jirgl, Lucht, Sanktjohanser, (hinten von links) Röder, Glockzin, Ohm und Gascher mit Goppel. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Thomas Goppel appelliert an die Senioren-Union, den Jungen mehr Werte zu vermitteln, als es das Internet kann

Von Erich C. Setzwein, Fürstenfeldbruck

Die Senioren als Vorbild, Ratgeber und μMaßstab für die nachfolgende Generation, politisch aktiv in der Senioren-Union: So stellt sich der Landesvorsitzende der Senioren-Union, der Landtagsabgeordnete Thomas Goppel, die Generation vor, der er angehört und die er politisch vertritt. Goppel erzählte bei Jahresversammlung des Kreisverbands der CSU-Senioren nicht nur aus dem politischen Alltag, er appellierte an seine Altersgenossen, sich einzumischen und der jüngeren Generation bei der Meinungsbildung zu helfen. Heranwachsende der Internetgeneration würden nichts anderes mehr kennen als zwei Unterscheidungskriterien. "Gefällt mir und Wegschmeißen."

Goppel nutzte die Auszählung der turnusmäßigen Vorstandswahlen für eine Ansprache an die 33 Mitglieder, die zur Versammlung nach Fürstenfeldbruck gekommen waren, und verband dabei rhetorisch gekonnt, aber inhaltlich gewagt die Bedeutung der älteren Generation mit der Einmaligkeit der Bayern an sich und der Politik der CSU im Speziellen. Der bald 68 Jahre alte Goppel erinnerte an die Generation, die den Zweiten Weltkrieg erlebt und den Wiederaufbau geschafft hat, die Bayern zu den Errungenschaften verholfen hat, die aus dem Freistaat heute ein herausgehobenes Bundesland in Deutschland und eine besondere Region in Europa machten. "Bayern ist ein Musterbeispiel für Integration in Europa", verkündete Goppel und nannte die "56 Prozent Zuwanderer", die aus dem einst sechs Millionen Einwohner zählenden Agrarstaat ein Hochtechnologieland mit in diesem Jahr vermutlich 13 Millionen Menschen haben werden lassen. Das sei freilich nicht ohne das von den Wittelsbachern übernommene Motto "leben und leben lassen" und der konsequenten Politik der CSU möglich gewesen. "Ich möchte daran erinnern, dass es gelungen ist, das christliche Menschenbild in der Politik umzusetzen", lobte Goppel seine Partei.

Doch Goppel wäre nicht Goppel, würde er nicht auf die Defizite und Mängel in der eigenen Partei hinweisen. Das tut er nicht polternd, sondern in fast jovialem Tonfall, aber es war ihm auch am Montagnachmittag in Fürstenfeldbruck anzumerken, dass ihm diese Kritik zu äußern, wichtig ist. Aktuell ist es die politische Forderung nach einer Pflegekammer, die ihn umtreibt. Eine eigene Kammer für die Angehörigen der Pflegeberufe, dass sie sich besser Gehör verschaffen können gegenüber den im Gesundheitswesen konkurrierenden Lobby-Verbänden. Goppel versprach den Mitgliedern der Senioren-Union, sich für die Einführung einer solchen Standesvertretung einzusetzen und diejenigen beim Wort zu nehmen, die sie vor sechs Jahren gefordert haben. Der heutige Finanzminister Markus Söder habe seinerzeit als Umwelt- und Gesundheitsminister die Einführung der Pflegekammer nur deshalb gefordert, "um Sozialministerin Emilia Müller zu ärgern", plauderte Goppel aus dem Nähkästchen der bayerischen Landespolitik. Und Ministerpräsident Horst Seehofer habe sein Versprechen abgegeben, dieses Kammer einzuführen. Weil aber bei einer Umfrage von Söder-Nachfolger Marcel Huber nur 50 Prozent der befragten Pfleger für eine Kammer plädierten, sehe die Staatsregierung heute keine Mehrheit mehr für die Pflegekammer. Nun sei es an ihm, so Goppel, "Widerstand zu leisten, wo niemand damit rechnet". Er ist sich der Unterstützung Barbara Stamm sicher und gemeinsam wollten sie "Seehofer daran erinnern, zu seinem Wort zustehen".

Der neu gewählte Kreisvorstand der Senioren-Union der CSU besteht aus Vorsitzendem Horst Jirgl, seinen Stellvertretern Ludwig Gascher, Uta Lucht, Hans-Joachim Ohm und Barbara Sanktjohanser. Als Schatzmeister wurde Peter Glockzin und als Schriftführerin Heike Gstattenbauer gewählt.

© SZ vom 24.03.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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