Fürstenfeldbruck:Rassismus im Alltag

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Hörspiel zum Thema Diskriminierung und Vorurteile

Von Larissa Kahr, Fürstenfeldbruck

Auf der Leinwand erscheint ein Foto, das Ouelgo Téné in seiner Rolle als Hauptmann von Köpenick zeigt, aufgenommen in der Inszenierung am Landestheater Altenburg. Als nächstes ist ein Zeitungsartikel zu sehen, dessen Überschrift lautet: "Schauspieler Téné flüchtet vor Rassisten." Dann erlischt das Licht im Bürgerpavillon im Brucker Westen und das Hörspiel der "Absprung" beginnt. Das Hörbuch von Regisseur und Autor Paul Plamper thematisiert die Ereignisse, die sich im vorherigen Jahr in Thüringen abspielten. Er fragt nach dem Rassismus vor unserer Haustür. Dabei gehe es ihm um das Schubladendenken, den indirekten Rassismus, erklärt er.

Diesen Ansatz wollen das Bündnis "Fürstenfeldbruck ist bunt - nicht braun" und der Kreisverband der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) vertiefen, weshalb sie das Hörspiel ausgewählten, um es im Rahmen der internationalen Wochen gegen Rassismus vorzuführen. Etwa 20 Zuhörer kamen in den Bürgerpavillon. Das Werk kann für Rassismus in allen seinen Formen sensibilisieren, weil sich dessen verschiedene Facetten in Plampers Stück wieder finden. Direkten Rassismus beinhaltete der Boykottaufruf eines rechten Bürgerbundes gegen das Theater. Ausgelöst wurde dieser Aufruf dadurch, dass ein schwarzer Schauspieler aus Kamerun die Rolle des Hauptmanns von Köpenicks verkörperte, den in der deutschen Verfilmung Heinz Rühmann verkörperte. Ein weiteres Motiv für den Boykott durch die Rechten war, dass das multikulturelle Ensemble die integrative Flüchtlingspolitik der Stadt unterstützte.

Der indirekte Rassismus zeigt sich am stärksten gegen Ende des Hörspiels, als es um die Premiere des "Hauptmann von Köpenick" geht. Nach dem Aufruf zum Boykott, dem medialen Wirbel, den Rassismusvorwürfen und Anfeindungen, gibt es nur ein Thema, die Hautfarbe des Hauptdarstellers. Die schauspielerischen Leistungen Ouelgo Ténés oder die Inszenierung interessieren keinen der Querulanten.

Der Aufbau des Hörspiels macht das Thema und die verschiedenen Standpunkte besonders verständlich. In Form von Interviews, Pressekonferenzen, Publikumsansprachen und seltenen Dialogen erhält der Zuhörer einen Einblick in die Reaktionen der Beteiligten auf den rassistisch motivierten Boykottaufruf. So wird in einem Interview die Perspektive des Bürgermeisters gezeigt, der das Erstarken der Rechten in seinem Wahlbezirk nicht wahrhaben will. Daran schließt sich ein Interview mit dem Hauptdarsteller, der sich aufgrund der Anfeindungen immer mehr aus der Öffentlichkeit zurückzieht.

© SZ vom 19.03.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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