Fürstenfeldbruck:Rasche Hilfe in seelischen Notlagen

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Monika Fußeder leitet den sozialpsychiatrischen Dienst der Caritas Fürstenfeldbruck. (Foto: Günther Reger)

Ambulanter Krisendienst Psychiatrie der Brucker Caritas nimmt Tätigkeit auf. Fachkräfte werden per Anruf alarmiert

Von Gerhard Eisenkolb, Fürstenfeldbruck

Wohnortnähe ist das Herzstück des neuen Krisendienstes Psychiatrie für den Landkreis. Dieser ist täglich von 9 bis 24 Uhr unter der Telefonnummer 0180/655 30 00 zu erreichen und verfolgt das Ziel, Menschen in seelischer Not schnell zu helfen. Deshalb ist der Sozialpsychiatrische Dienst der Caritas in Fürstenfeldbruck auch das Gesicht des neuen Krisendienstes im Landkreis. Dessen Leiterin, Monika Fußeder, weist darauf hin, dass es in seelischen Krisensituationen nun Ansprechpartner innerhalb und außerhalb der Bürozeiten des Dienstes gebe, die bei Bedarf tagsüber und nachts zu den Patienten fahren. Fußeder erhofft sich für ihre Klienten mehr Sicherheit und verspricht, dass künftig eine schnelle Vermittlung der passenden Hilfen organisiert werden kann. Die weiteren Schritte zur Versorgung und Begleitung der Patienten würden gemeinsam im Dialog mit professionellen Mitarbeitern geplant.

Für Fußeder bietet der Krisendienst Psychiatrie noch eine weitere Chance. Sie hofft, dass ihre Mitarbeiter künftig auch mit den Menschen in Kontakt kommen können, die bisher keine Verbindung zur gemeindepsychiatrischen Versorgung hatten. "Der Kontakt durch ein nichtärztliches Team wird sicherlich auch Hemmschwellen abbauen", hofft sie.

Laut Gesundheitsstatistik steigt die Zahl seelischer Erkrankungen stark an. Inzwischen gerät jeder Dritte mindestens einmal in seinem Leben in eine seelische Notlage, bei der die eigenen Bewältigungsstrategien nicht mehr funktionieren. Deshalb appelliert Monika Fußeder eindringlich an Menschen in psychischen Krisen und Notsituationen: "Trauen sie sich, rufen sie an." Diesen Appell richtet sie nicht nur an die Patienten, sondern auch an Angehörige und Familien mit Menschen, die psychische Probleme haben, also auch an deren Nachbarn, Freunde, Arbeitskollegen oder Vorgesetzte. Auch diese sollten sich melden, um zu besprechen, wie geholfen werden kann.

Bei der Umsetzung des Krisendienstes im Landkreis erfüllt der sozialpsychiatrische Dienst der Caritas zwei Aufgaben. Einerseits bietet er bei Bedarf kurzfristig wohnortnahe Beratungstermine an. Andererseits ist er für die mobilen Einsatzteams verantwortlich, die die Betroffenen jeweils am Ort ihrer Krise aufsuchen. Immerhin zieht jeder siebte Anruf bei der zentralen Telefonnummer des Krisendienstes Vor-Ort-Einsätze nach sich. Die Spezialisten am Krisentelefon kennen sich mit psychischen Erkrankungen gut aus. Sie können deshalb nachfühlen, wie es dem Anrufer geht und über Möglichkeiten einer Hilfe informieren.

In der Regel genügt ein Gespräch am Krisentelefon, damit beispielsweise ein Patient in einer depressiven Phase oder mit Angstzuständen es bis zum nächsten Morgen durchhält und er einen Arzt oder eine Beratungsstelle aufsuchen kann. Ist das nicht möglich, benötigt der mobile Einsatzdienst maximal eine Stunde, so das Konzept, um zum Anrufer zu fahren und das weitere Vorgehen zu klären. Laut Fußeder besteht das Ziel darin, im Idealfall einen Klinikaufenthalt oder gar eine Zwangseinweisung zu vermeiden. Ein solcher Schritt sei für Patienten und deren Angehörige immer ein traumatisches Erlebnis. Wie wichtig der mobile Einsatzdienst ist, zeigt die Bilanz der ersten halben Woche mit drei mobilen Einsätzen. Damit sind die Zeiten vorbei, in denen ein Krankenwagen und eine Polizeistreife die einzigen Helfer waren, die im ländlichen Raum in seelischen Notsituationen ausrückten, aber den Menschen nicht wirklich helfen konnten, wie Fußeder beteuert.

Der sozialpsychiatrische Dienst verfügt über eine Doppelstruktur von Krisendiensten. Für das Tagteam stehen montags bis freitags in der Zeit von 9 bis 16 Uhr insgesamt 14 Mitarbeiter zur Verfügung. Das Besondere ist, dass sie zwar Rufbereitschaft haben, aber ihrer normalen Tätigkeit bei der Caritas nachgehen und zu zweit ausrücken können, wenn sie gebraucht werden. Für das Krisenteam, das außerhalb der Bürozeiten aktiviert wird, stehen zurzeit 17 Minijobber zur Verfügung. Das sind Sozialpädagogen, Psychologen, Fachkrankenschwestern aus der Psychiatrie oder Menschen mit einer ähnliche Qualifikation, die einer Vollzeit- oder Teilzeitbeschäftigung nachgehen und nebenberuflich für den sozialpsychiatrischen Dienst arbeiten. Der ambulante Krisendienst arbeitet übrigens eng mit Institutsambulanz der neuen psychiatrischen Fachklinik des Bezirks Oberbayern in Fürstenfeldbruck zusammen. Es sollen stets zwei Helfer kommen, um für die Patienten, aber auch für die Mitarbeitern eine optimale Unterstützung zu gewährleisten. "Man weiß ja nie, mit welchen Krisen jemand zu tun hat", sagt Monika Fußeder.

© SZ vom 13.01.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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