Fürstenfeldbruck:Rasche Entwarnung

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Trotz Vorankündigung wird die Viscardi-Turnhalle nicht als Unterkunft benötigt

Von Gerhard eisenkolb, Fürstenfeldbruck

Am Freitag dieser Woche sollten in der Turnhalle des Viscardi-Gymnasiums in Fürstenfeldbruck nach Unterrichtsschluss eigentlich Betten zur vorübergehenden Unterbringung von Flüchtlingen aufgestellt werden. Dies hatte Landratsstellvertreterin Martina Drechsler (CSU) am Montag bei einem Anruf im Rathaus von Fürstenfeldbruck dem Zweiten Bürgermeister Erich Raff (CSU) angekündigt. Dieses Vorhaben fand im Rathaus wenig Verständnis. Schließlich trägt die Kreisstadt mit der Dependance der Erstaufnahmeeinrichtung der Regierung von Oberbayern im Fliegerhorst für bis zu 1600 Asylbewerber schon jetzt bei der Unterbringung von Flüchtlingen im Landkreis die größte Last. Laut SZ-Informationen löste der Anruf nicht nur Ärger, sondern im Hintergrund auch Hektik und Gegenaktivitäten aus. Mit dem Ergebnis, dass den Schülern des Viscardi-Gymnasiums am Montag ihre Turnhalle weiterhin zur Verfügung steht und das Vorhaben abgeblasen wurde.

Brucks Zweiter Bürgermeister machte zwei Gegenvorschläge. Laut Raff gibt es in der Erstaufnahme im Fliegerhorst zurzeit noch freie Kapazitäten. So lange dies der Fall sei, sollte diese Möglichkeit genutzt werden, bevor man auf Turnhallen wie die vom Viscardi ausweicht. Selbst wenn der Notfall eintrete und es keine andere Möglichkeit mehr gebe, als auf Sporthallen zurückzugreifen, rät der CSU-Kommunalpolitiker zu einer anderen Vorgehensweise. Nur weil die Regierung von Oberbayern irgendwann für 48 bis 60 Stunden Schlafplätze für 150 bis 300 Personen benötige, sei es nicht erforderlich, eine Halle schon Wochen vorher zu sperren und dort Betten und Spinte aufzustellen. Laut Raff würde es genügen, beispielsweise einen Turngeräteraum oder andere Lagerräume frei zu machen und dort Stockbetten und Matratzen unterzustellen. Im Bedarfsfall könnte dann die Schulturnhalle in ein oder zwei Tagen freigeräumt und möbliert werden. Seien die Flüchtlinge, wie vorgesehen, nach 48 bis 60 Stunden weg, könne ja wieder der reguläre Sportunterricht stattfinden. Gehe man so vor, sei nichts gegen eine solche vorübergehende Nutzung einzuwenden. In diesem Zusammenhang verweist Raff, der für Klaus Pleil die Amtsgeschäfte führt, auf Olching. Dort hatte das Landratsamt einige Wochen lang in der Turnhalle des Gymnasiums Flüchtlingsbetten aufgestellt, ohne dass der angekündigte Notfall eintrat.

Raff erklärte am Freitag auf SZ-Anfrage, er habe nichts mehr gehört und gehe deshalb davon aus, dass die Angelegenheit "vom Tisch" sei. Am Freitag sollte der Notfallplan zur vorübergehenden Aufnahme von bis zu 300 Flüchtlingen im Landkreis in Kraft gesetzt werden. Damit hatte die Landratsstellvertreterin in dem Gespräch mit Raff die Maßnahme begründet, in der Brucker Turnhalle ein Notquartier mit rund 150 Betten einzurichten. Jeder Landkreis ist dazu angehalten, bei Bedarf kurzfristig mehrere Hundert Notfallbetten zur Verfügung zu stellen.

Eine Pressesprecherin des Landratsamts bestätigte, dass geplant war, in der Viscardi-Halle Flüchtlinge einzuquartieren. Das sei nun nicht mehr nötig gewesen. Trotzdem gelte nach wie vor der Notfallfallplan.

© SZ vom 24.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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