Fürstenfeldbruck:Protest in der Buchenau

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Am Aktionstag für den Ausbau der S 4 erneuern Demonstranten ihre Forderung nach einer viergleisigen Zugstrecke. Kritik gibt es auch am Umbau des Bahn-Haltepunkts im Brucker Westen

Von Jakob Mandel, Fürstenfeldbruck

Um für einen viergleisigen Ausbau der S4-Linie zu protestieren, rief das überparteiliche Bündnis "S 4-Ausbau jetzt" am Samstag zum Protest auf. Das Sprecherteam des Bündnisses fuhr dafür von neun Uhr an mit der Bahn jede Station der Linie an, beginnend mit Geltendorf und endend mit Aubing. An den Stationen versammelten sich Gruppen, die den Protest am S 4-Aktionstag unterstützten. Angesichts des strömenden Regens zeigte sich das Bündnis sehr zufrieden mit dem Zuspruch für seine Aktion: "Für das Wetter ist es super", sagte Mirko Pötzsch (SPD), Sprecher des Bündnisses und Verkehrsreferent im Stadtrat von Fürstenfeldbruck, beim Stopp in der Buchenau.

"Wir haben gar nichts gegen einen dreigleisigen Ausbau, aber der muss so gestaltet werden, dass man das vierte Gleis noch daneben legen kann", forderte Pötzsch. Eine Erweiterung um ein Gleis zwischen den Stationen Leienfelsstraße und Eichenau sieht er erst einmal als Verbesserung. Doch die aktuellen Pläne der Staatsregierung sähen vor, den Ausbau so zu gestalten, dass eine Erweiterung auf vier Gleise bis auf Weiteres nicht möglich sei. "Viergleisig planen, dreigleisig bauen", lautet deshalb das Anliegen von Pötzsch. Mit drei Gleisen sei alles "auf Kante genäht", da die Region und damit das Fahrgastaufkommen weiter wachsen.

Mit dem Protest wollen die S 4-Streiter weiterhin Druck auf Regierung und Landtag machen, um den in ihren Augen nötigen Ausbau zu bekommen. Ein positives Zeichen ist in diesem Zusammenhang die Ankündigung des bayerischen Verkehrsministers Hans Reichhart (CSU), einen viergleisigen Ausbau der Strecke prüfen zu lassen. Das Thema Barrierefreiheit sei dem Bündnis genauso wichtig wie die Erweiterung des öffentlichen Nahverkehrs und der Umweltschutz, stehe aber an diesem Tag nicht im Zentrum. Dennoch kam Pötzsch nicht umhin, "viele Kleinigkeiten" am momentanen Umbau des Buchenauer Bahnhofs zu bemängeln: schlecht gesetzte Dächer, zu viele Geländer und weiterhin viele Stufen.

An der Station Buchenau traf sich das Aktionsbündnis mit einigen Politikern und Interessierten zu einer offenen Diskussion. Brucks Zweiter Bürgermeister Christian Götz (BBV) betonte: "Mit einem besseren Takt gewinnt die Stadt viel." Er pendle selbst oft nach München, weshalb er die Situation der S 4 kenne und davon "oft angekäst" sei. Dadurch, dass die Schweiz den Zugverkehr nach München ausbauen möchte, komme man um das vierte Gleis nicht herum, sagte Götz. Außerdem kritisierte er den Landrat, der sich bei diesem Thema nicht einbringe. Grünen-Stadtrat Jan Halbauer pflichtete ihm bei: "Der Landrat duckt sich beim S 4-Ausbau weg." Landtagsabgeordnete Gabriele Triebel (Grüne) lobte den Einsatz des Bündnisses und machte auf den Klimaschutz aufmerksam, auf der weiteren Strecke wurden ihre Kollegen Hep Monatzeder (Grüne) und Hans Friedl (FW) erwartet, der Bundestagsabgeordnete Michael Schrodi (SPD) sagte Pötzsch kurzfristig ab.

Auch Dagmar Mosch von den Pasinger Grünen, Mitglied des Aubinger Bezirksausschusses, protestierte mit. "Der Bahnhof Aubing ist übervoll", sagte sie. Durch das Neubaugebiet Freiham mit vermutlich mehr als 35 000 Bewohnern sei keine Besserung zu erwarten. "Die Stadt wirbt damit, wie gut angebunden man in Freiham sei", sagt sie, doch die bisherigen Kapazitäten seien jetzt schon am Limit. Außerdem würde durch die zweite Stammstrecke ein Problem hinzukommen: Während der Stoßzeiten habe man dank Taktverstärkern fünf Züge pro Stunde, diese würden jedoch wegfallen, so dass man nur vier Züge im neuen Takt von 15 Minuten habe.

Außerdem übertrage sich jede Verspätung der Linie auf die inneren Stationen, erklärte Andreas Barth, Münchner Sprecher vom Fahrgastverband Pro Bahn. Regional- und Fernzüge fahren auf den gleichen Gleisen wie die S-Bahn, die dadurch häufig warten müsse. Nur wenn die S-Bahn zwei eigene Gleise bekomme und dadurch vom anderen Schienenverkehr unabhängig werde, könne man das ganze Netz pünktlicher machen. Dennoch hofft er: "Das Glas war schon fast zerbrochen, aber jetzt ist es wieder halbvoll."

© SZ vom 07.10.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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