Fürstenfeldbruck:Pro Erweiterung

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Betriebsrat von Schleifring hält Vorbehalte für nicht stichhaltig

Von Stefan Salger, Fürstenfeldbruck

Im Streit über die geplante Erweiterung der Brucker Firma Schleifring meldet sich nun ein Vertreter der Belegschaft zu Wort. Goran Jovanovic ist stellvertretender Vorsitzender des Betriebsrats und macht deutlich, dass er die Argumente derjenigen Stadträte, die sich gegen den von Stadt und Unternehmen ausgehandelten Kompromiss ausgesprochen haben, als nicht stichhaltig bewertet.

Das vor 40 Jahren gegründete Hochtechnologie-Unternehmen ist im Brucker Gewerbegebiet Hasenheide ansässig - im Spitz von Maisacher Straße und Am Hardt-anger. Als Reaktion auf die sehr gut gefüllten Auftragsbücher und die beengten Räumlichkeiten war ursprünglich ein Wachstum in östliche Richtung geplant. Weil dafür zu viele Bäume des geschützten Waldes Richtung Fliegerhorst hätten gefällt werden müssen, setzte die Stadt eine Alternativvariante durch: Nördlich der Maisacher Straße soll über einen 25 Meter breiten Streifen hinaus auf weitere Rodungen verzichtet werden, dafür will die Stadt südlich der Maisacher Straße den Bau von Parkplätzen und einer Halle genehmigen. In einem städtebaulichen Vertrag wurde festgeschrieben, dass dies definitiv das Ende des Wachstums in östliche oder südliche Richtung ist.

Die vor 40 Jahren gegründete Firma beschäftigt etwa 360 Mitarbeiter in Bruck und 100 in Kaufbeuren. (Foto: Günther Reger)

Der Bauausschuss hatte vergangene Woche dennoch nur denkbar knapp mit sieben gegen sechs Stimmen für den Kompromiss votiert. Kritiker verweigerten ihre Zustimmung, weil sie Belange des Naturschutzes nicht wirtschaftlichen Interessen unterordnen und den Wald nicht antasten wollen. Am Dienstag wird der Stadtrat nun eine verbindliche Entscheidung treffen.

Jovanovic schüttelt da nur den Kopf. Hier gehe es doch um 360 Mitarbeiter, die im Dreischichtbetrieb rund um die Uhr arbeiten, mahnt er. Deren Arbeitsplätze dürfe man nicht leichtfertig aufs Spiel setzen. Unter den Mitarbeitern herrsche deshalb Verunsicherung: "In der Kantine wird das regelmäßig diskutiert." Vor allem die unerwartet hohen Zuwächse in der Sparte Windkraft - innerhalb von vier Jahren hat sich der Umsatz hier nahezu verdreifacht - erforderten zwingend eine Erweiterung. "Wir sind mit der Kapazität am Anschlag", sagt Jovanovic. Da sei es auch realitätsfern, wenn der Bund Naturschutz eine viel zu kleine Fläche der benachbarten Spielothek für den Bau eines Parkdecks vorschlage oder es vage Ankündigungen gebe, dass das Technische Hilfswerk das Grundstück gegenüber einmal freimachen werde.

Goran Jovanovic, 46, aus Maisach ist stellvertretender Vorsitzender des Betriebsrats. Er arbeitet als Fachkraft für Arbeitssicherheit und Koordinator für technisches Änderungswesen (Foto: oh)

Richtig sauer war Jovanovic, als er davon hörte, dass in den städtischen Gremien von "Salamitaktik" die Rede gewesen sei. "Vor sieben oder acht Jahren konnte doch niemand den Boom bei den Windrädern vorhersehen. In der Sparte arbeiten jetzt 30 Leute." Wenn es heiße, die Unternehmensinteressen müssten den Bürgerinteressen untergeordnet werden, dann frage er sich schon, ob die Mitarbeiter, die hier einen sicheren Job hätten, eigentlich keine Bürger mit legitimen Interessen seien. Auch ihm und seinen Kollegen liege der Erhalt der Natur und der Erholungsflächen sehr am Herzen, betont Jovanovic. Er schlägt vor, als Ausgleich für die Abholzung - über die Ausgleichsflächen im Bereich des Kieswerks westlich der Staatsstraße 2054 hinaus - nach dem Abzug der Bundeswehr Teile des bis dato baumlosen Fliegerhorstgeländes im nordwestlichen Bereich aufzuforsten.

© SZ vom 26.01.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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