Fürstenfeldbruck:Polizei kauft sich in Fliegerhorst ein

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Der Freistaat will die Flächen erwerben, auf denen Sicherheitskräfte ihr Fahrtraining für Einsätze absolvieren. Zudem soll im Alten Tower ein Schulungszentrum für die Beamten entstehen

Von Gerhard Eisenkolb, Fürstenfeldbruck

Neben der Stadt Fürstenfeldbruck und dem Landkreis ist auch der Freistaat am Erwerb von Konversionsflächen im Fliegerhorst interessiert. Dabei handelt es sich um Bereiche der ehemaligen Luftwaffen-Rollfelder, die das Polizeipräsidium München seit Jahren für das Fahrsicherheitstraining nutzt. Aus taktischen Gründen wird unter Ausschluss der Öffentlichkeit gefahren und trainiert. Zudem möchte das Präsidium auf dem Brucker Kasernengelände Unterrichtsräume schaffen, in denen die Teilnehmer des Fahrtrainings den theoretischen Teil der Ausbildung absolvieren.

Dazu soll ein Teil des Alten Towers umgebaut werden, in dem auch ein Erinnerungsort zum Olympiaattentat 1972 geschaffen werden soll. Für die Gedenkstätte alleine wäre das historische Gebäude zu groß, vor dem am 5. September bei einem gescheiterten Befreiungsversuch elf israelische Sportler und ein Polizist starben. Innenminister Joachim Herrmann (CSU) hat kürzlich zusammen mit dem Landtagsabgeordneten Reinhold Bocklet (CSU) aus Gröbenzell und dem Maisacher Bürgermeister Hans Seidl das Gelände für das Fahrsicherheitstraining und den Alten Tower in Augenschein genommen. Da das Gebäude samt Anbauten für einen Erinnerungsort viel zu groß ist, reichen die Flächen für zusätzliche Schulungsräume des Fahrsicherheitszentrum der Polizei aus.

Laut Bocklet bestand bei dem Ortstermin mit Herrmann Einigkeit, dieses Konzept umzusetzen. Von einem regelmäßig genutzten Schulungszentrum der Sicherheitskräfte verspricht sich der Abgeordnete einen zusätzlichen Schutz für den künftigen Erinnerungsort. Residiere die Polizei im gleichen Gebäude wäre gewährleistet, dass die Gedenkstätte im Alte Tower nicht entehrt oder missbraucht werden könne. Baufragen sind bereits geklärt. Eine sinnvolle Trennung beider Einrichtungen erscheint problemlos möglich, heißt es. Übrigens hatte der Haushaltsausschuss des Landtags auf einen Antrag von Bocklet (CSU) hin für dieses Jahr 20 000 Euro für Planungen für den künftige Erinnerungsort zur Verfügung gestellt.

Laut einer Presseinformation aus dem Innenministerium stimmte das Finanzministerium dem Erwerb des Geländes für das Sicherheitstrainingszentrum der Polizei bereits im Grundsatz zu. Zurzeit verhandeln Freistaat und Bima über den Grunderwerb. Im Gegensatz zu BMW plant die Polizei über die bereits versiegelten Flächen hinaus keine zusätzlichen baulichen Erweiterungen. Da das Fahrtraining ausschließlich auf der früheren Startbahn stattfindet, werden die Grünflächen nicht angetastet.

Noch auf einen anderen Aspekt legt der Stimmkreisabgeordnete für den östlichen Teil des Landkreises Wert: Das fahrerische Können von Polizisten im Einsatz, wie es in Fürstenfeldbruck vermittelt wird, sei von großem öffentlichen Interesse. Erst wenn ein solches öffentliches Interesse besteht, sind Eingriffe in die als Flora-Fauna-Habitat-Flächen geschützten Bereiche des ehemaligen Flugfeldes möglich.

In diesem Punkt kommen die Planungen der Gemeinde Maisach ins Spiel, in deren Hoheitsbereich der größte Teil des ehemaligen Flugfeldes liegt. Die Gemeinde möchte bis zum Herbst in einem Bebauungsplan eine Sondernutzungsfläche "Fahrsicherheitstraining" ausweisen. Allerdings beschränkt sich diese Sondernutzungsfläche nicht nur auf das Trainingszentrum der Polizei. Es soll auch das Fahrtrainingszentrum von BMW einschließen. Auf einem an den Polizeibereich angrenzenden, etwa 700 000 Quadratmeter großen Areal bietet der Automobilkonzern Fahrsicherheitstraining sowohl für Privatkunden also auch für Berufsfahrer an. Zudem werden dort Drift-Trainingseinheiten, bei dem Autofahrer lernen, ihr Fahrzeug kontrolliert ins Driften zu bringen, Motorrad-Training und Firmen-Events angeboten. BMW hat das Gelände zurzeit noch von der Bima gepachtet. Allerdings besteht die Option, es zu kaufen, sobald es einen rechtskräftigen Bebauungsplan für dessen Nutzung als Fahrsicherheitstrainingszentrum gibt. Dazu muss die Gemeinde Maisach eine Lösung finden, wie für einen Teil der Flächen der Naturschutz rückgängig zu machen ist. Eine Möglichkeit gibt es. Das wäre der Fall, wenn dafür ein öffentliches Interesse besteht. Dieses öffentliche Interesse könnte sich aus einer engen Zusammenarbeit der Polizei mit BMW ergeben.

Laut dem Landtagsabgeordneten Reinhold Bocklet ist nämlich vorgesehen, dass die beiden Fahrsicherheitszentren von BMW und Polizei kooperieren. So soll noch eine Vereinbarung getroffen werden, dass die Polizei die technischen Einrichtungen auf dem Fahrsicherheitsareal des Autobauers mitbenutzt. Dazu gehören die Reparaturwerkstatt und eine Tankstelle. Damit könnten auch die Maisacher Planungen für die BMW-Einrichtungen ebenso wie die Polizei von großem öffentlichen Interesse sein.

Das wäre wiederum dann relevant, wenn die Kreisgruppe vom Bund Naturschutz, wie wiederholt angekündigt, gegen die befürchtete Zerstörung von Flora-Fauna-Habitat-Gebieten auf dem ehemaligen Luftwaffen-Flugfeld durch BMW klagen sollte.

© SZ vom 18.01.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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