Fürstenfeldbruck:Plädoyer für das Impfen

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Online-Diskussion der Grünen erörtert Corona-Immunisierung

Von Karl-Wilhelm Götte, Fürstenfeldbruck

Andreas Krahl ist erst 30 Jahre alt und schon das erste Mal geimpft. Wie geht das? "Das ist vor vier Stunden passiert", erzählt der Landtagsabgeordnete der Grünen. "Dass kein falscher Verdacht entsteht", fügt er sofort hinzu, er habe sich nicht vorgedrängelt. Er arbeite als gelernter Gesundheits- und Krankenpfleger ehrenamtlich im Rettungsdienst. Bei der Online-Veranstaltung der Grünen, eingeladen vom Althegnenberger Andreas Birzele, Sprecher des Ortsverbandes Fürstenfeldbruck-Nordwest, zum Thema "Impfen - mit der richtigen Strategie", gibt Krahl das Paradebeispiel, dass beim Impfen zur Bekämpfung der Corona-Pandemie alles prima laufe. "Ich habe keine Schmerzen an der Einstichstelle, kein Fieber, kein gar nix", sagt der Politiker.

Krahls Befindlichkeit kommt am Ende der Videoübertragung zur Sprache. 16 Zuseher und Zuhörer haben sich zugeschaltet, sind auf dem Bildschirm-Meeting auszumachen. Zusammen mit Florian Siekmann informiert Krahl über die angebotenen Impfstoffe und deren Zulassungsverfahren. Siekmann ist gelernter Biochemiker und lässt zur Erläuterung der Wirkungsweise der Impfstoffe Schaubilder aufscheinen. Der Münchner, der 2018 mit 24 Jahren zum jüngsten Landtagsabgeordneten der Geschichte wurde, hat die Gabe die Wirkungsweise des Impfstoffes von Biontech wie AstraZeneca verständlich zu erklären. Auf seinen Folien erscheint hier und da das Wort "Mythos" oder "Fake" als Warnung, dass Impfkritiker falsch lägen.

"Nein", sagt Siekmann, "der Biontech-Impfstoff geht nicht in die DNA und verändert nicht das Erbgut". Auch Krahl, der das Zulassungsverfahren ausführlich beschreibt, bedient sich dieser Methode und wendet sich gegen Impfkritiker, die behaupten würden, die Impfstoffe seien kaum getestet und sofort zugelassen worden. Es ist deshalb so schnell gegangen, "weil das Wissen von anderen Coronaviren vorhanden gewesen ist". Zudem sei es danach gegangen: "Geld regiert die Welt." Geld sei ohne Ende dabei gewesen. 500 bis 800 Millionen Euro koste ein Zulassungsverfahren und Deutschland habe allein 800 Millionen Euro allen Herstellern zur Verfügung gestellt.

Nach 50 Minuten ist die vorrangig medizinische Vorlesung des Landtagsduos zu Ende. Nun sind die Grünen keine Vereinigung medizinischer Diskutanten, sondern eine politische Partei. Doch eine politische Debatte fällt anschließend hinten runter. Diskutiert wird über persönliche Erfahrungen und über mögliche Impfschäden. So möchte Max Altmann gerne wissen, ob er nach seiner Corona-Erkrankung im März 2020 immer noch immun ist. Die an der Videoübertragung teilnehmende Immunologin Sonja Härtle teilt ihm mit, dass der Schutz sechs Monate betrage, er sich also auch impfen lassen müsse. Krahl empfiehlt, dass sich im Krankenhaus nicht alle Ärzte und Pflegerinnen gemeinsam impfen lassen sollten, da sonst die Gefahr besteht, dass Fieber, Schwindel und Kopfschmerzen, also Impfnebenwirkungen, zum Ausfall der kompletten Belegschaft führen kann, wie in Hamburg geschehen. "Eine stärkere Reaktion des Körpers, heißt, dass das Immunsystem aktiviert wird; das ist nichts Schlechtes", wirft Virologin Härtle, die auch zum Vorstand des Ortsverbandes FFB/Nordwest gehört, ein.

Kommt es zu Impfschäden haftet nach dem Bundesinfektionsschutzgesetz der Staat, der das Impfen angeordnet hat. "Die Beweislast eines Impfschadens liegt jedoch beim Geschädigten", bekräftigt Krahl noch weiter. Die Wahrscheinlichkeit eines schweren oder eines gar lebensbedrohlichen Impfschadens liege bei weniger als einem Fall pro 10 000 geimpfter Menschen. Und laut dem Paul-Ehrlich-Institut seien alle Fälle, die im Zusammenhang mit einer Impfung gestorben seien, "nachweislich an ihren Vorerkrankungen gestorben", so Krahl.

© SZ vom 09.03.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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