Es wird eng in der Aula des Brucker Viscardi-Gymnasiums. Alle müssen etwas zusammenrücken, zusätzliche Stühle werden reingetragen. Gut 100 Menschen haben sich an diesem Abend in der weihnachtlich dekorierten Aula versammelt, als die Show beginnt, die Show von "Impro Macchiato". Die Improvisationstheatergruppe des Gymnasiums beherrscht ihr Handwerk, das haben sie bereits vielfach unter Beweis gestellt und auch der Besucherandrang spricht eine eindeutige Sprache.
Das, was Improvisationstheater eminent vom klassischen Theater unterscheidet, ist das spontane Umsetzen von Ideen aus dem Publikum. Es geht darum, Szenen auf die Bühne zu bringen, die nicht inszeniert sind - sie sollen mit Hilfe der Zuschauer entstehen. "Ihr dürft euch heute alles wünschen", erklärt Claus Hilgers, Lehrer des Gymnasiums und Leiter von "Impro Macchiato", der durch den Abend führt. Denn die Zuschauer können Wunschzettel abgeben, und die mitwirkenden Schüler bauen möglichst viele der Zuschauerideen in die Szenen ein. Dem Publikum kommt den ganzen Abend über eine außerordentlich große Rolle zu.
Wenn es darum geht, wen die vier mitwirkenden Schüler in den jeweiligen Szenen verkörpern sollen, werden immer die kreativen Vorschläge der Gäste aufgegriffen - und so trifft Pinguinforscher auf Tätowiererin. In einer anderen Szene werden auf einem Homeshoppingkanal Enthaarungscreme und Bio-Karotten in ein und derselben Sendung angepriesen. Beim 1-2-3-Spiel müssen sich die Schüler auf die vorgegebene Anzahl an Wörtern beschränken, und beim ABC-Spiel wird das komplette Alphabet durchgespielt - abwechselnd müssen sie Sätze mit dem jeweils folgenden Buchstaben beginnen. Echte Herausforderungen, die aber allesamt bravourös gemeistert werden.
Die jungen Improvisationskünstler Lena, Larry, Titus und Tim setzen die Ideen des Publikums gekonnt um - im Bezug auf die Szenen, aber auch hinsichtlich der einzelnen Inhalte, wenn es darum geht, das, was auf den Wunschzetteln der Zuschauer zu lesen ist, einzubauen. Das bunt gemischte Publikum aus Schülern, Eltern und Lehrern ist begeistert.
Die Gäste scheinen sich alle rundum wohl zu fühlen, die Stimmung ist ausgelassen. Vor Beginn der Show und während der Pause haben sie die Möglichkeit, sich von den Schülern des Viscardi-Gymnasiums kulinarisch versorgen zu lassen - es gibt Heiß- und Kaltgetränke, Sandwiches, Crêpes, und Knabbereien. Stimmungsvolle Tischdeko mit Kerzen, kleinen Tannenzweigen und Mandarinen sorgen für eine weihnachtliche Atmosphäre.
Die gesamten Einnahmen des Abends, auch die für Essen und Trinken, kommen dem Adventskalender für gute Zwecke der Süddeutschen Zeitung zugute. Die Gäste haben darüber hinaus die Möglichkeit, Geld in zwei Spendenbehältnisse zu werfen, die in der Aula aufgestellt sind. Am Ende des Abends verrät Claus Hilgers, dass insgesamt 508 Euro an Spenden zusammengekommen sind, ein tolles Ergebnis.
Das Weihnachtsimprovisationstheater ist nur eine von vielen Aufführungen der Gruppe "Impro Macchiato". Einmal pro Monat präsentieren die Schüler des Viscardi-Gymnasiums dem Publikum ihre Improvisationskunst. Diese Theaterform hat sich an der Schule zu einer festen Institution entwickelt - sowohl in Form der regelmäßig stattfindenden Veranstaltungen als auch im Unterricht, denn seit einigen Jahren gibt es das Wahlfach Improvisationstheater, an dem sich jahrgangsübergreifend etwa 100 Schüler beteiligen.
Unter der Leitung von Mathe- und Physiklehrer Claus Hilgers üben die Mitglieder von "Impro Macchiato", die sich aus Schülern der Jahrgangsstufen zehn bis zwölf zusammensetzen, einmal wöchentlich, um Spontanität, Kreativität und natürlich Improvisation zu verbessern. Das schweißt zusammen. Bei der Weihnachtsshow waren auch ehemalige Schüler des Viscardi-Gymnasiums zu Gast, die während ihrer Schulzeit bei "Impro Macchiato" mitgewirkt haben. Hilgers begrüßte sie liebevoll mit den Worten: "Wie sollen wir Sie denn nennen? Wir schwanken noch zwischen Allstars und Oldstars."