Fürstenfeldbruck:Pflanzen und Pfützen

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Den Besucherrekord vergangener Jahre können die 15. Fürstenfelder Gartentage nicht einstellen. Dennoch kommen übers verlängerte Pfingstwochenende mehr als 30 000 Menschen, um sich bei widrigen Wetterverhältnissen über neue Trends der Hortikultur zu erkundigen

Von Erich C. Setzwein, Fürstenfeldbruck

Strohhüte waren eher nicht so der Renner bei den diesjährigen Fürstenfelder Gartentagen, die am Pfingstmontag zu Ende gegangen sind. Statt sich vor Sonne zu schützen, packten sich die allermeisten der mehr als 30 000 Besucher warm ein, um den Temperaturen um die zehn Grad und den Regenschauern zu trotzen. Trotz des schlechten Wetters waren die Aussteller aus dem Landkreis zufrieden, nannten den Pfingstsonntag als wichtigsten Tag der bekannten Gartenmesse und lobten die Organisation. Die hatte Gartentage-Erfinder Martin Lohde unter sich, und er hatte anderem wieder dafür gesorgt, dass die Besucher auf den immer matschiger werdenden Wiesen um das Veranstaltungsforum wenigsten auf den Holzhackschnitzel-Wegen zumindest von unten trocken blieben.

Gut hatten es jene Aussteller im Freien, die ein Zelt oder gar eine kleine Hütte aufgestellt hatten. Anbieter wie die Firma Grünwerk aus Gröbenzell hatten Schutz nur unter einer riesigen Trauerweide. Dort regte sich einiges, durften sich doch Kinder an hoch im Geäst befestigten Kletterseilen, gut gesichert, hinauf hangeln. Andrew Perkins zeigte den Kleinen, wie einfach es ist, selbst am Seil aufzusteigen. So wie er es in seinem Berufsalltag macht, wenn er in die Kronen von Bäumen steigt, um sie zu pflegen. Perkins ist 35 Jahre alt, Forstfachmann und stammt aus Südafrika. Dort seien die Bäume etwas größer, auch die Gärten, in denen sie stünden. Das ist aber schon der ganze Unterschied, das Klettern und das Herausschneiden von Totholz bleibt gleich. Perkins, der eine deutsche Frau hat, arbeitet seit acht Monaten bei der Firma der Familie Trauner aus Gröbenzell und hat in dieser Zeit schon auf vielen Bäumen in Oberbayern und Schwaben gearbeitet. "Bis nach Tirol kommen wir", umreißt Tristan Trauner das Einzugsgebiet. Dabei kraxeln seine Leute nicht nur in Baumkronen umher, seine Firma bietet auch sogenannte Wurzelinjektionen an. Mit einem Spezialgerät wird der Boden unter einem Wurzelstock so bearbeitet und aufgelockert, dass sich der Wurzelraum vergrößern kann und der Baum bessere Lebensbedingungen erhält. Die Gartentage sind für Tristan Trauner eine gute Gelegenheit zu zeigen, was für das Baumwohl alles getan werden kann. Die Besucher scheinen die Beratung zu schätzen: "Es bleibt viel hängen", sagt Trauner.

Das kann auch Angelika Lehmann sagen, die ihren Stand mit Betonobjekten am Rand des Barockgartens hat. Jener Gartenteil des Klosters, der zur Polizeihochschule gehört und nur zu den Gartentagen öffentlich zugänglich ist. Die Schönheit der Anlage ist ob der vielen Ausstellungsstände nur zu erahnen, von Angelika Lehmanns etwas erhöht liegendem Stand aber ist die Gestaltung gut zu überblicken. Dort liegen jene kleinen und größeren kunsthandwerklichen Stücke, die sie in ihrer Werkstatt im Grafrather Ortsteil Mauern herstellt. Betontrittsteine in den unterschiedlichsten Formen und mit teilweise überraschenden Einlagen und Ornamenten. Beton gibt es bei ihr aber nicht nur in der kiloschweren Ausführung, auch filigraner Betonschmuck hängt an dünnen Ketten an ihrem Stand. Über zu wenig Interessenten kann sich die Besitzerin der Betonmanufaktur nicht beklagen: "Am Sonntag waren nur gut gelaunte Menschen unterwegs."

Dass die vielen Besucher das Motto der diesjährigen Gartentage "Gärten für die Stadt" begriffen hätten, daran zweifelte Florian Waltl aus Graßlfing. Die Familie Waltl, seit 16 Jahren auf den Gartentagen, hatte sich über das Motto gefreut, um als Garten-Landschaftsbauer zu zeigen, was auf wenigen Quadratmetern möglich ist. Eine roh gemauerte Ecke begrenzt den Stand im Stadtsaalhof, an der unverputzten Wand, die laut Waltl einer Garagenwand ähneln soll, hängen hölzerne Balkonkästen mit Gemüsepflanzen und Kräutern in Reichweite des in die Ecke eingelassenen Grills. Die Leute kämen zum Schauen, der Stand sei wichtig, um die Firma zu präsentieren und den Namen in Erinnerung zu rufen, sagt Florian Waltl. Aufträge habe es nicht gegeben, "wir haben keinen Garten verkauft".

So ähnlich ist das auch bei Eike Hinscheid, der Gartenbautechnikerin aus Adelshofen. Auch sie hat an ihren Stand einige Vorschläge für die Stadtgärten gemacht, will zeigen, wie geschickt gelegtes Pflaster und Sitzgelegenheiten auf kleinem Raum wirken und man sich dort wohlfühlen kann. Sie ist mit ihrer Firma das siebte Mal auf der Klosterwiese vertreten und hat nach den zwei schwächeren und nasseren Tagen am Sonntag die meisten Besucher gehabt. Mit dem Ergebnis, dass sie nun einige Anfragen hat und in der nächsten Zeit die Gärten der Interessenten anschauen darf.

Über das Interesse freute sich auch Veranstalter Martin Lohde, der kurz vor Ende der Veranstaltung während eines Graupelschauers sagte: "Ich ziehe meinen Hut vor den Besuchern."

© SZ vom 17.05.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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