Fürstenfeldbruck:Pas de Deux

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Spitzenarbeit: Maud Götze arbeitete bereits in den Fünfzigerjahren als Ballettpädagogin in Cham. (Foto: privat)

Das Ballettstudio von Jörg Götze und Andreas Werner wird 50 Jahre alt

Von Julia Bergmann , Fürstenfeldbruck

Ballett braucht Geduld und Leidenschaft. Die grazile Eleganz, die Disziplin und Körperspannung einer Tänzerin, die kraftvollen Bewegungen und die Technik eines Tänzers gewinnt ein Laie nicht über Nacht. "In der heutigen Zeit wird uns glauben gemacht, wir können in nur drei Wochen lernen, zu tanzen wie die Stars", sagt Andreas Werner, der gemeinsam mit Jörg Götze das Brucker Ballettstudio Götze & Werner leitet. Ein bisschen mehr Ausdauer müsse man schon in das Training investieren, erklärt Werner. "Umso reicher wird man belohnt."

Für Werner sind die großartigsten Momente jene, in denen er plötzlich einen seiner Schüler ansieht und merkt, es hat sich etwas getan, der Knoten ist geplatzt. "Wenn jemand, der seinen Körper zuvor nicht gespürt hat, ein Jahr später plötzlich eine ganz aufrechte Haltung annimmt. Oder der Moment, in dem ich jemanden in das Gesicht schaue und die Konzentration spüre. Wenn nichts anderes mehr zählt", sagt er. Momente wie diese treiben ihn an.

Mit einer Woche der offenen Tür feiert das Ballettstudio Götze & Werner von kommendem Montag an sein 50-jähriges Bestehen . Die zarten Anfänge des Studios liegen in den Sechzigerjahren, als die Tänzerin Maud Götze nach Emmering zog. In einem kleinen Kellerstudio begann sie damals, zu unterrichten. Mit Erfolg, denn die Nachfrage war so enorm, dass immer wieder Umzüge in größere Räumlichkeiten notwendig wurden. Schließlich zog das Studio 1986 nach Fürstenfeldbruck um. Zur gleichen Zeit übernahm Maud Götzes Sohn Jörg die Leitung der Schule. Die Grundkenntnisse des klassischen Balletts hatte er bei seiner Mutter erlernt. Später, die Leidenschaft war entfacht, besuchte er das Ballett-Leistungszentrum München und begann 1978 die Vollausbildung für Bühnentanz und Tanzpädagogik an der Ballett-Akademie der Heinz-Bosl Stiftung in München.

Einige Jahre später, 1992, stieg Andreas Werner als Ballettpädagoge mit in die Schule ein. Auch er besuchte die Ballett-Akademie der Heinz-Bosl-Stiftung in München und absolvierte außerdem eine Ausbildung an der Iwanson-Schule in München in zeitgenössischen Tanzformen wie Jazz- und Modern-Dance. Seit 2009 ist er zertifizierter Projektleiter für künstlerisch-kreativen Tanz. Eine Form des Tanzes, die ihn besonders begeistert und die er in Workshops auch an der Tanzschule vermittelt. "Dabei geht es nicht so sehr um Technik und Perfektion", erklärt er. "Es gibt dabei vorgegebene Bewegungsaufgaben, aus denen sich etwas entwickelt." Workshops wie diese habe er bereits an verschiedenen Schulen gegeben. "Die Kinder bewegen sich drauf los und entwickeln dabei unglaublich tolle Dinge", erklärt er. Spricht Werner vom Tanzen, beginnt er zu strahlen. "Es klingt klischeehaft, aber der Tanz ist mein Leben", sagt er.

Zwar steht das klassische Ballett nach wie vor im Fokus der Schule, allerdings haben Götze und Werner das Angebot in den vergangenen Jahren ausgedehnt. Heute bieten sie auch Unterricht im Jazz-Dance, Wirbelsäulengymnastik und Body-Balance-Training an. Zum einen vor dem Hintergrund, mehr Leute ansprechen zu wollen, zum anderen aber, weil sich auch die Ballett-Ausbildung für professionelle Tänzer in den vergangenen 50 Jahren stark gewandelt hat. Während Maud Götze noch eine rein klassische Ausbildung genossen hat, waren zeitgenössische Tänze für ihren Sohn und Andreas Werner bereits fester Bestandteil ihres Unterrichts. "Wir versuchen natürlich, uns auch in dieser Hinsicht an professionellen Maßstäben zu orientieren", erklärt Werner.

Wer beim Klang des Wortes Ballett noch immer strenge Lehrerinnen vor Augen hat, die ihre Schülerinnen mit eisernen Drill Höchstleistungen abfordern, irre übrigens, betont Werner. Da habe sich einiges geändert. "Es geht immer noch um Disziplin und Regeln, die eingeübt werden müssen, aber der Ton hat sich geändert", erklärt Werner. Mit Drill Motivation zu fordern, sei einfach nicht mehr zeitgemäß. "Fehler machen darf man, Hauptsache man macht's", findet Werner.

Und das Klischee von der Tochter aus gutem Hause, die mit elitärem Tanzunterricht ihr kulturelles Curriculum füllt? Auch das gibt es so nicht mehr. "Natürlich ist Ballettunterricht nach wie vor eine Kostenfrage, gerade im Vergleich zu vielen Sportvereinen. Aber ich denke schon, dass Ballett mittlerweile breitentauglich geworden ist", sagt Werner. In der Ballettschule finde man immerhin Schüler und Schülerinnen jeglicher Couleur. Und das sei erfreulich.

Die Woche der offenen Tür dauert von Montag, 27. Juli bis Freitag, 31. Juli. Interessenten können zu den regulären Trainingszeiten bei den Studioaufführungen der einzelnen Klassen zusehen. Weitere Information, etwa zum Stundenplan, gibt es unter www.goetze-und-werner.de.

© SZ vom 23.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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