Fürstenfeldbruck:Parfümflaschen mit Format

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Was sich nicht alles sammeln lässt: Es gibt jedenfalls genügend Menschen, die ihre Leidenschaft für Parfüm-Flakons entdeckt haben, dass eine Tauschbörse wie hier in Germering stattfinden kann. (Foto: Günther Reger)

Die Sammler von Flakons bereiten Germering wieder eine interessante Veranstaltung. Auf ihrer Börse in der Stadthalle findet ein reger Austausch statt. So manche Rarität wechselt ihren Besitzer. Die Aussteller machen sich aber Sorgen um die Zukunft. Für ihr Hobby findet sich kaum Nachwuchs

Von Katharina Knaut, Fürstenfeldbruck

Vor nicht einmal zehn Tagen konnte man die Schöpfungen sämtlicher Designer von Dior bis Chanel auf der Oscarverleihung in Los Angeles bewundern. Genau eine Woche später kommen die Kreationen der Stardesigner erneut zusammen - diesmal in der Stadthalle in Germering. Während man auf dem roten Teppich die Haute Couture der Modewelt zu sehen bekam, fand man in Germering die Crème de la Crème der Düfte: Zur traditionellen Parfumbörse kamen erneut Aussteller aus Bayern und darüber hinaus, um ihre Sammlung an Flakons zu präsentieren, zu verkaufen oder zu tauschen.

Oft sind es Miniaturausgaben der kleinen Fläschchen, die früher als Proben verschenkt wurden. Es gibt aber auch etliche Faktice, riesige Flakons, gefüllt mit farbigem Wasser, die zu Dekorationszwecken hergestellt wurden. Das Aufgebot hat durchaus Ähnlichkeit zum roten Teppich: Man sieht jede nur erdenklichen und auch nicht erdenklichen Formen, Farben und Designs. Manche sind von klassischer Schönheit, mit zarten Farben und strengen Konturen, andere eher verspielt und lieblich und wieder andere sind so ausgefallen, dass man sie auch für das Kunstobjekt eines fremden Planeten halten könnte. So unterschiedlich wie die Designs sind auch die Jahrgänge. Es gibt sowohl Flakons aus der vorletzten Jahrhundertwende als auch welche aus 2018, die eben auf den Markt gekommen sind. Solche sind unter anderem bei Hildegard Frischart aus Niederbayern zu finden. "Das Neueste ist auf Börsen besonders begehrt", meint sie. Darüber hinaus bietet sie vor allem Nischenparfums an, sehr seltene Düfte mit einem Normalpreis zwischen 200 und 300 Euro. Eine besondere Vorliebe hat sie für den Designer Guerlain. Die schlichten Designs gefallen ihr. Die Faktice seiner Reihe "Shalimar" ist das Prachtstück ihrer Sammlung von insgesamt 6000 Flakons. "Mein gesamtes Arbeitszimmer ist voll. Wenn ich umziehe, ist das der Horror", sagt sie lachend. Den Großteil ihrer Sammlung stammt von Börsen oder aus dem Internet. Manchmal wird sie auch auf Flohmärkten fündig.

Das Hobby kann aber auch in die ganze Welt treiben, wie ein anderer Aussteller berichtet. Er und seine Frauen haben ihre Liebe zu den kleinen Kunstwerken vor Jahren auf einem Rückflug von Amerika entdeckt, als sie ein bestimmtes Parfum nicht mehr bekommen konnten und sich dann auf die Suche danach begaben. Seitdem bereisten sie Börsen auf der ganzen Welt, um ihre Sammlung zu vergrößern, die mittlerweile um die 10 000 Flakons umfasst. Darunter finden sich auch einige Raritäten, wie die sogenannten Crème-Parfüms, eine kleine Randspalte des riesigen Sammelgebiets. Diese Düfte befinden sich in festem Zustand, ähnlich einer Crème. Sie werden in kleinen Tiegeln aufbewahrt, aus denen man sich nach Bedarf etwas auf die Haut streichen kann. Der Duft hält auf diese Weise länger als die flüssige Version. "Crème-Parfums wurden schon von den alten Ägyptern verwendet", berichtet der Aussteller.

Wieder aufgekommen seien sie dann in den 60er Jahren in Amerika, allerdings eher für den Sammlermarkt. Die kleinen Tiegel erinnern mehr an Kunstgegenstände als an Parfumbehälter. Oft ist die Vertiefung mit dem Duft in eine kleine Figur eingearbeitet, in einer Postkutsche mit einem Pferdegespann, in einem Flügel, einer Elfe und sogar in einem Miniaturgemälde auf einer Staffelei.

Zwischen all den farbenfrohen Tiegeln und lieblichen Düften schwingt jedoch ein wenig Wehmut mit. Einige Aussteller bedauern, dass ihr Hobby kaum Nachwuchs findet. "Die Jugend ist heutzutage nicht mehr am Sammeln interessiert", finden manche. In den 90er Jahren gab es einen richtiggehenden Hype um die Flakons, eine Börse in Berlin musste aufgrund des zu großen Andrangs zeitweise sogar geschlossen werden. Seitdem lässt die Begeisterung für diese Sammlerstücke jedoch nach. Die Aussteller in Germering bleiben aber ihrem Hobby treu, man wird sich 2019 wieder in zusammenfinden. Auch dann werden Gaultier, Dior und Co. Germering wieder ihre Aufwartung machen.

© SZ vom 14.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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