Fürstenfeldbruck:Ort der Begegnung

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Marlene Gnam (von links), Rainer Goretzki und Christina Siedl stoßen auf zehn Jahre Brucker Mehrgenerationenhaus an. (Foto: Günther Reger)

Die Redner der Zehn-Jahres-Feier würdigen die integrative Leistung des Mehrgenerationenhauses

Von Marisa Gierlinger, Fürstenfeldbruck

"Leben ist Bewegung." Sein Motto trägt das Mehrgenerationenhaus LiB schon im Namen. Vor kurzem feierte es sein zehnjähriges Bestehen. Dabei wurde die Gelegenheit ergriffen, insbesondere die Arbeit der zahlreichen ehrenamtlichen Helfer zu würdigen. Eine der Honorierten ist Ulrike Hillebrand. Wie der Großteil der Anwesenden ist sie weiblich, mit ihren 63 Jahren erreicht sie kaum den Altersschnitt. Sie ist Familienpatin für eine afghanische Familie. Momentan sei das sehr intensiv: Acht Stunden pro Woche unterstützt sie Mutter und Kinder beim Erlernen der deutschen Sprache und den Hausaufgaben. Zuvor war sie Patin für eine rumänische Familie. Aus dem veranschlagten halben Jahr wurden schließlich eineinhalb. Hillebrand ist eine von 43 aktiven Ehrenamtlichen, die das Haus zählt. Auf sie kommen 36 "Nutzerinnen und Nutzer" täglich, also Menschen, die die Einrichtung besuchen und ihre Angebote wahrnehmen

Neben Jugendlichen und Senioren sind es zunehmend auch Menschen mit Migrationshintergrund, die damit erreicht werden sollen. "Das Besondere an den Angeboten hier ist, dass sie niederschwellig sind und den Aspekt der Begegnung vor den der Bildung stellen", sagt Koordinatorin Christina Siedl. Der übergreifende Rahmen der Angebote wird vom Bundesgesundheitsministerium festgelegt, im Kleinen sind aber die Häuser selbst an der Gestaltung beteiligt. Das LiB ist das jüngste der drei Mehrgenerationenhäuser im Landkreis. Durch originelle Aktionen wie etwa das "Senioren-Speeddating" habe es in den vergangenen Jahren auch über das bestehende Angebot hinaus punkten können, sagt Siedl. Von den sogenannten "Nutzern", an die sich die Angebote richten, sind heute keine vertreten. Der Anlass gebührt den Koordinatoren und den haupt- und ehrenamtlichen Helfern, die "die eigentliche Arbeit tragen und das Haus mit Leben füllen", so Rainer Goretzki, Vorsitzender der ökumenischen Nachbarschaftshilfe, des Trägers des Mehrgenerationenhauses. In einem Gastvortrag spricht sich der Theologe Hans Fellner, der selbst unter anderem Fortbildungen zur Flüchtlingsarbeit geleitet hat, für das Ehrenamt aus. Das bürgerschaftliche Engagement sei nicht nur eine tragende Säule der Gesellschaft, sondern habe auch einen großen persönlichen Nutzen. Von einer Opferrolle will er nichts wissen - Ehrenamt mache glücklich, helfe gegen Stress und trage zur Gesundheit und einem höheren Lebensalter bei, wie Fellner aus mehreren Studien und Artikeln zu dem Thema zusammenfasst.

Dem schließt sich Hillebrand an. Eine große Motivation sei die Freude der Kinder und die große Dankbarkeit, die ihr die Familie entgegenbringe. "Man kriegt mehr zurück als man einsetzt", ist sie sich sicher. Nun gehe sie zur Geburtstagsfeier eines der Familienmitglieder. Sogar ihr Mann sei eingeladen.

© SZ vom 17.07.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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