Fürstenfeldbruck:Orgel ohne Ton

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Unter großer Anteilnahme fand am Mittwoch die Trauerfeier für den Organisten Roland Muhr statt. (Foto: Reger)

Roland Muhr beigesetzt

Von Klaus Mohr, Fürstenfeldbruck

Die Fux-Orgel schweigt, wenn "ihr" Organist nicht da ist. Dieses starke Zeichen stand über dem Requiem für Roland Muhr, das am Mittwoch in der voll besetzten Klosterkirche Fürstenfeld stattfand. In der ersten Reihe saßen die Ehefrau Dorothea Muhr, die beiden Töchter Alexandra und Susanne sowie Enkelin Elsa. Zahlreiche Weggefährten aus dem Pfarrverband Fürstenfeld, darunter eine große Zahl an Mitgliedern des Kirchenchores von Sankt Magdalena, waren gekommen, um sich von ihrem in der vergangenen Woche völlig unerwartet im Alter von 67 Jahren verstorbenen Kirchenmusiker zu verabschieden. Erschienen waren aber auch zahlreiche Musikerkollegen von Roland Muhr, mit denen er über viele Jahre regelmäßig zusammengearbeitet hat, wie der Trompeter Gerd Zapf, die Sopranistin Adelheid Maria Thanner, der Bariton Rudolf Hillebrand oder die beiden Flötisten Elisabeth Weinzierl und Edmund Wächter. Die Musiker des Blechbläserensembles, das den Gottesdienst musikalisch gestaltete, gehören auch in diese Reihe der Musizierpartner Muhrs. Oberbürgermeister Klaus Pleil vertrat die Stadt Fürstenfeldbruck.

Vor dem Altar stand die weiße Urne mit der Asche Roland Muhrs, umrahmt von einem großen Herzen aus roten und rosa Rosen, daneben ein lebensvolles Bild des Verstorbenen. Den Gottesdienst feierte Pfarrer Albert Bauernfeind in Konzelebration mit Padre Felice aus Palermo, einem Freund der Familie. Das erste Lied, "Wie schön leuchtet der Morgenstern", trägt als Kantate im Werkeverzeichnis Johann Sebastian Bachs die Nummer 1, was damit in besonderer Weise auf den großen Bach-Interpreten Karl Richter verwies, dessen Meisterschüler Roland Muhr war.

In seiner Predigt betonte Pfarrer Bauernfeind, dass es vor Gott nicht um die Zahl an Jahren gehe, die ein Mensch gelebt habe, sondern darum, dass sein Leben erfüllt gewesen sei. Dabei charakterisierte er Roland Muhr als genussvollen Menschen, der immer reich an kreativen Ideen gewesen sei. Seine Melodien hätten stets Zwischentöne gehabt, die nicht in den Noten stehen, und die in ihrer Unendlichkeit bereits im Diesseits auf das Jenseits verwiesen. Für die Familie war der Organist Leben, starker Baum und Herz, und er habe sein Leben vorbehaltlos geteilt. Gott dankbar für seine Begabung, sei er zugleich ein musikalischer Perfektionist gewesen, der sich gerne philosophierend dem geistigen Universum hingegeben habe. Damit sei ein farbenprächtiges Lebensgemälde entstanden, das sich gut als Fresko in die Fürstenfelder Kirche einfügen würde. Oberbürgermeister Pleil würdigte den Verstorbenen am Ende des Gottesdienstes als musikalischen Botschafter Fürstenfeldbrucks, der die Fux-Orgel über die Stadt hinaus bekannt gemacht habe. Gleichzeitig sei er auch Gastgeber für in- und ausländische Organisten gewesen.

Bei der anschließenden Beerdigung am Alten Friedhof war die Trauergemeinde kaum kleiner als zuvor in der Kirche. In italienischer Sprache vorgetragene Gebete, die von Susanne Muhr in deutscher Übersetzung vorgetragen wurden, alternierten mit einstimmigen italienischen Gesängen. Schließlich trug Dorothea Muhr die Urne mit den sterblichen Überresten ihres Mannes selbst zum Grab, das genau so liegt, wie es sich der Musiker selbst gewünscht hatte: nahe an der Amper unter großen Bäumen. Auch hier musizierte das Blechbläserensemble, und nach zwei eher getragenen Chorälen stimmten sie lebensfrohe Melodien an, wie sie ab und zu auch im Bierzelt erklingen. Der Beifall der Witwe und ihr klares Bekenntnis, dass sich das ihr Mann so gewünscht habe, gaben dem traurigen Anlass zum Schluss eine versöhnliche Geste.

© SZ vom 16.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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