Fürstenfeldbruck:Operation an der offenen Hauswand

Lesezeit: 3 min

Die Radiologie am Leonhardplatz bekommt einen neuen Kernspintomografen. Um das mehrere Tonnen schwere Gerät in die Praxis zu bringen, ist viel Vorbereitung nötig - und die genaue Arbeit des Kranfahrers

Von Johanna Haas, Fürstenfeldbruck

Eifrig huschen sie in den Gängen der Radiologie am Leonhardplatz auf und ab. Elektriker, Statiker, Maler, Bodenleger, Gerüstbauer, Autokranfahrer und viele weitere Experten sind am Dienstag damit beschäftigt, alles für den neuen Kernspintomografen vorzubereiten. Das 5,5 Tonnen schwere Gerät soll nämlich in das Behandlungszimmer in den ersten Stock - das geht nicht über das Treppenhaus. Mithilfe eines Schwerlastkrans soll das Gerät auf ein spezielles Gerüst gehoben werden, das vor dem Gebäude aufgebaut worden ist. Dann kann es durch eine große Öffnung in der Hauswand in den Raum gerollt werden. Das ist aber eine echte Herausforderung und bedarf genauer Planung. "Da muss man schon etwa ein halbes Jahr im Voraus anfangen. An so einem Projekt hängt sehr viel dran", sagt Andreas Forster. Der Arzt führt zusammen mit zwei weiteren Radiologen die Gemeinschaftspraxis in Fürstenfeldbruck. "Man muss die Maschine ja erst einmal bestellen, die kommt aus Japan. Und dann muss man sich um die ganzen Handwerker kümmern", so Forster. Einige von ihnen waren vor etwa einer Woche dafür zuständig, den alten Kernspintomografen zu entfernen.

Da muss das Gerät hinauf! Arbeiter warten auf einem Gerüst in Höhe des ersten Stocks auf den angelieferten Kernspintomografen. Ist das Gerät dort oben angekommen, zeigt sich ob die Öffnung in der Hauswand groß genug ist, um es in die Praxisräume bugsieren zu können. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Kaputt war er allerdings nicht. Das Gerät wurde von einem Aufkäufer gekauft und dient jetzt als Ersatzteilspender. "Wir wollen unseren Patienten immer die modernsten Technologien und Geräte bieten. Deswegen haben wir uns dafür entschieden, in einen neuen Kernspintomografen zu investieren", sagt Forster. Das neue Gerät kann laut dem Arzt die Bewegungen der Organe ausblenden. Wenn man also Weichteile wie das Herz oder die Lunge scannt, passt sich der MRT an den Herzschlag oder die Atmung an - so könne man besonders gute Bilder machen. "Außerdem ist der neue Kernspin viel schneller - die Patienten müssen also weniger warten", sagt Forster. Auch die Umweltbilanz des neuen Geräts sei wesentlich besser. Das hört sich alles teuer an und das ist es auch - etwa eine Million Euro mussten die drei Ärzte für den neuen MRT zahlen. Und das ist nicht die einzige Investition, die sie dieses Jahr getätigt haben. Letzten Monat wurde ein neues Mammografiegerät eingebaut. Und im Oktober kommt ein neues CT-Gerät zum Einsatz. "Eigentlich haben wir alle Geräte erneuert", sagt der Arzt.

Bis alles angeschlossen und richtig ausgerichtet ist, vergehen noch bis zu vier Wochen. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Das neue Mammografiegerät wird auch heute genutzt, obwohl überall Handwerker umher laufen und ein großes Loch in der Praxiswand zu sehen ist. Die Ärzte haben den Patientenbetrieb nicht unterbrochen. "Wir haben unsere Patienten informiert. Überall liegt Schutzfolie aus und keiner muss sich Sorgen machen. Alle helfen so toll zusammen. Ich bin wirklich froh, dass wir dieses Team haben. Weil heute darf einfach nichts schieflaufen", sagt Praxismanagerin Andrea Kleinert. Aber was könnte eigentlich schiefgehen? "Es wäre natürlich schrecklich wenn der Kran das MRT-Gerät fallen lässt. Oder man hat falsch gemessen und das Gerät passt nicht durch das Loch in der Hauswand", sagt Forster. Außerdem müsse man darauf achten, dass alles richtig eingestellt und ausgerichtet wird. Denn der Kernspin sei ein riesiger Magnet, der sogar ein Auto hoch heben könne. Damit diese immense Kraft nicht nach außen dringt und das Magnetfeld Schäden verursacht, wird mit einem Kupferkäfig gearbeitet. "Der Kernspin muss in einem Kupferkäfig stehen. Dafür sind in den Wänden des Raumes etliche Kupferstangen eingebaut. Um das Gerät jetzt hier rein zu bekommen wurde die Wand und somit auch der Kupferkäfig aufgerissen. Wenn der jetzt nicht richtig zugemacht wird, haben wir ein großes Problem", sagt Forster. Denn dann würden Störungen nach außen gelangen und alle umliegenden Fernseher und Radios lahm legen.

Neu ist auch das Mammografiegerät. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Damit das nicht passiert, arbeiten alle Beteiligten ganz präzise. Das Gerüst, auf dem der Kernspin abgelegt werden soll, steht, der Weg vom Gerüst in den Raum ist vorbereitet - es kann also los gehen. Millimetergenau hebt der Autokranfahrer das MRT-Gerät in die Höhe. Bis es bei den drei Männern oben auf dem Gerüst im ersten Stock ankommt, vergehen ein paar Minuten. Jetzt hoffen alle, dass die Messungen stimmen und das Gerät durch die Öffnung passt. Es passt. Doch der schwerste Teil kommt erst noch. Denn bis alles angeschlossen und richtig ausgerichtet ist, vergehen noch bis zu vier Wochen.

© SZ vom 15.09.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: