Fürstenfeldbruck:Online-Training mit Razorbacks

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Brucker Football-Mannschaft geht virtuell auf Nachwuchssuche

Von Karl-Wilhelm Götte, Fürstenfeldbruck

Stephan Reich, Trainer der U11 der Fursty Razorbacks, hat sich Kopfhörer aufgesetzt und ein weißes Trikot mit dem Aufdruck "Coaching Staff" angezogen. Er mustert die kleinen Bildchen auf seinen Bildschirm und begrüßt die Kinder, die sich zuhause zum Online-Probetraining im American Football zugeschaltet haben. "Hallo Coach", grüßt Lennox zurück. Julian und Simon liegen auf dem Bauch vor der Kamera, sie lassen erwartungsvoll einen gelben und einen braunen Football in ihren Händen hin und her gleiten. Die "Wildschweine" betreiben in der Kreisstadt American Football. Auch der U13-Trainer Hans Kettl ist zu sehen. Normalerweise treffen sie sich im Stadion auf der Lände, jetzt müssen sie aufs Internet ausweichen und versammeln dort interessierte Kinder zum Probetraining. So bemüht sich der Verein, seinen Nachwuchs in Coronazeiten bei der Stange zu halten.

"Dieses Online-Probetraining machen wir zum ersten Mal", sagt Reich und wirbt für die Sportart und die große Jugendabteilung der Furstys. Es gibt Mannschaften in den Altersklassen U11, U13 und U16. "Wir sind da auch konstant erfolgreich", sagt Reich und erwähnt zahlreiche bayerische Meistertitel des 1986 gegründeten Vereins. Dann packt er einen entscheidenden Trumpf des American Footballs aus: "Bei uns ist jeder Spielertypus willkommen. Alle werden gebraucht." Auch eher schwergewichtige Kinder würden benötigt. "Wir geben allen Größen und Gewichtsklassen eine Chance", bekräftigte Reich. "Das gibt es in keiner anderen Sportart."

Bei der von ihm moderierten Videoveranstaltung reduziert sich das Training auf einige gymnastische Übungen, ein Gerangel um den Ball mit dem üblichen Körperkontakt kann natürlich nicht stattfinden. Fünf Minuten nach dem offiziellen Beginn des Probetrainings sind so ziemlich alle Kinder und Vereinstrainer online. Die meisten Kinder sind zwischen zehn Jahre und sechs Jahren jung. Einige haben sportliche Vorerfahrungen mit Badminton, Basketball oder Breakdance, wie der sechsjährige Korbinian. Xaver, acht, hat von American Football von seinem Lehrer gehört, ein anderer hat Football im Fernsehen gesehen. Reich lässt zwei Videos abspielen, die Spielszenen der eigenen Jugendmannschaften zeigen, die noch ohne Körperkontakt ablaufen - das sogenannte Flag-Football, bei dem nur an den Fähnchen an den Hüften gezogen werden darf statt eines direkten Kontakts. Leider kommen die Filme unscharf zuhause an und vor allem ist der Ball nicht auszumachen. Dafür gibt es eine kleine Debatte mit den Kindern über "Tackle-Football". Timo schaltet sich ein: "Die Amis fangen schon in der U11 mit Kontakt-Football an." Dann geht es auch um mögliche Verletzungen in dieser Sportart, die gerade bei den Männern häufig martialisch rüberkommt. "Wir haben ganz wenig Verletzungen im Jugendbereich zu beklagen", gibt Coach Reich Entwarnung. Trotzdem gehört auch ein Mundschutz zur Ausrüstung für die Kinder. Ansonsten benötigen die Anfänger lediglich Sportkleidung und Fußballschuhe mit Stollen. Später, wenn es mit Kontakt-Football so weit sein sollte, könne man die Ausrüstung auch beim Verein ausleihen, erklärt Reich.

Die letzten fünf Minuten der Videokonferenz gehören der Gymnastik. Florian Reich, Stephan Reichs Sohn, der in der U13 spielt, zeigt "Jumping Jacks", also Hampelmänner, die die Kinder zuhause nachmachen. Die geplante Synchronität der Hampelmänner gelingt nicht ganz. Doch das macht nichts. Nach 40 Minuten ist das Online-Probetraining vorbei. Es war mehr ein Erklären der Sportart und eine Information über die Razorbacks. Trainingstage, wenn das Training der Kinder wieder draußen möglich sein wird, sind mittwochs und freitags. "Wir hoffen auf April/Mai, dass es weitergeht", sagt Stephan Reich.

© SZ vom 24.02.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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