Fürstenfeldbruck:Ol' Blue Eyes zu Ehren

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Max Neissendorffer ist ein würdiger Sinatra-Interpret und auch Barbara Mayr macht als Duettpartnerin eine gute Figur. (Foto: Günther Reger)

Überzeugender Auftritt der Sinatra Tribute Band in Fürstenfeld

Von Helena Schachtschabel, Fürstenfeldbruck

Der Klang des Schlagzeugs wirbelt den Takt durch den großen Saal des Veranstaltungsforums. Das Klavier beginnt zu schwingen, die Bläser schicken jazzige Töne durch die Luft, die der Bass tief und warm umarmt. Die Band ist in atmosphärisches Licht getaucht, die Musiker tragen elegante Anzüge, schwarze Fliegen zieren ihre weißen Hemden. Und dann beginnt Max Neissendorffer zu singen und nimmt die Zuschauer mit auf eine Reise. "I want to be a Part of it, New York, New York" - seine warme, volle Stimme füllt den Saal und erweckt Frank Sinatra für diesen Abend noch einmal zum Leben. Seine Musik klingt nach dem Amerika der Fünfzigerjahre, nach eleganten Ladies und ihren Gentlemen bei stilvollen Swing-Abenden.

"A man and his music" ist das Motto des musikalischen Abends im Veranstaltungsforum Fürstenfeld. Zu Ehren des 100. Geburtstags Frank Sinatras spielt die Sinatra Tribute Band mit Sänger Max Neissendorffer die größten Hits von "Ol' Blue Eyes". "Insgesamt hat Frank Sinatra 1300 Titel aufgenommen, die wir Ihnen jedoch leider nicht alle vorspielen können", lacht Max Neissendorffer während einer seiner kurzen Erzählungen. "Aber wir haben eine ganze Reihe für Sie ausgewählt." Tatsächlich ist das Repertoire der Band vielfältig und reicht von Einzelauftritten über Instrumentalstücke der Big Band mit beeindruckenden Solos bis hin zu Duetten mit der Sängerin Barbara Mayr. "Those fingers in my hair, that sly come-hither stare, that strips my conscience bare, it's witchcraft." Zauberhaft auch das Duett. Verführerisch und mit einer Prise Ironie präsentieren die Sänger den verspielten Titel. Dabei gleicht ihre Aufführung beinahe einem kleinen Theaterstück, das die Zuschauer in seinen Bann zieht. Max Neissendorffer ganz der Gentleman, Barbara Mayr die entzückende Lady. Die beiden Stimmen ergänzen sich zur Vollkommenheit und versprühen die unendliche Freude an der Musik, welche sie mit Frank Sinatra gemeinsam haben.

Bekannt war Frank Sinatra auch für seine Balladen mit Pianist Bill Miller, welcher in der Sinatra Tribute Band durch Jérôme De Carli vertreten wird. Aus der Stille des Saals erwächst nur der zarte Klang seines Pianos, welcher die ruhige Ballade vollendet und die Zuschauer zum Träumen anregt. Doch auch schwungvolle Stücke kommen nicht zu kurz. Der lateinamerikanische Rhythmus des Hits "Sway" lässt keinen Fuß mehr still stehen. Der Song klingt nach Cuba, nach Rum und Zigarren, nach Tänzern und verrauchten Bars. Sinatras Stücke begeistern, sie sind vielseitig und aufregend.

Schätzungsweise zwischen 700 und 800 Millionen Platten verkaufte der erste Popstar der Musikgeschichte und trat auf allen Kontinenten der Erde auf. Sechs Jahrzehnte umfasste seine Musikkarriere, was ihn für die Autoren Jerry Leiber und Mike Stoller zum größten Sänger des 20. Jahrhunderts macht, größer noch als Elvis Presley oder den King of Pop, Michael Jackson. Sinatra war ein Showman, ein Entertainer, ein facettenreicher Künstler. Und genau diese Vielfalt greift auch die Sinatra Tribute Band auf, wenn sie ihre Zuschauer nicht nur musikalisch, sondern auch mit Witz und Humor unterhält. Auf charmante Weise werden zahlreiche Anekdoten zu Sinatra und den musikalischen Hintergründen erzählt, die den Zuschauern noch mehr Einblicke in die Welt dieses einzigartigen Künstlers geben.

Neben Sänger Max Neissendorffer sorgt die siebenköpfige Big Band für musikalische Begleitung auf höchstem Niveau. Ob Soloparts, Saxofon-Duette oder als Ensemble: jeder der Musiker lässt sein Instrument strahlen und verzaubert die Zuschauer mit immer neuen Klängen. "What a band!", lobt der Sänger die Künstler nach einer Instrumental-Nummer und trifft es damit auf den Punkt. Es ist Big Band Sound der Extraklasse.

Im Stück "In the mood" jagt ein Solopart den anderen. Ruhig und bedacht tanzen die tiefen Töne des Kontrabasses, energisch und laut dringt die Trompete durch den Saal, jazzig und entspannend klingt das Saxofon. Und auch Frank Sinatra hat mit Max Neissendorffer einen würdigen Imitator. Lässig und elegant sind seine Bewegungen, während er stilecht und doch einzigartig die bekannten Lieder vor dem Vergessen bewahrt. Das Einstecktuch und sein angenehmes Verhalten machen die Frank -Sinatra-Erscheinung perfekt. Die Sinatra Tribute Band ist jedoch keine reine Kopie - modernere Versionen sorgen für Überraschungen. "Wir müssen uns natürlich Neues einfallen lassen", erklärt der Sänger die veränderten Kompositionen den Zuschauern. Doch bei aller neuen Interpretation geht der Charme von Sinatras Stücken nicht verloren, im Gegenteil werden die Werke lediglich abgestaubt und glänzen nun erneut.

"Fly me to the moon", singt Neissendorffer und fliegt die Zuschauer damit zurück in die Gegenwart. Die Zeitreise neigt sich dem Ende zu und als das Licht im Saal angeht, ist es wieder 2015. Ein gelungener Abend zu Ehren Frank Sinatras - man hätte sich keine schönere Besetzung für die Erinnerung seiner Werke wünschen können.

© SZ vom 27.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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