Fürstenfeldbruck:Offene Moschee

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Gebet vor dem Abendessen: Etwa 18 Stunden müssen gläubige Muslime derzeit täglich auf Essen und Trinken verzichten. (Foto: Günther Reger)

Beim Fastenbrechen im Kulturverein geht es um das deutsch-türkische Verhältnis

Von Maria Häfner, Fürstenfeldbruck

Die Moschee ist offen für alle. Das haben die Verantwortlichen des Deutsch-Türkischen Kulturzentrums am Donnerstag immer wieder betont. Der Vorsitzende Ali Atalar sagte dies, ebenso Sprecher Latif Sarac und dessen Bruder Mustafa Sarac. Das Kulturzentrum lud anlässlich des Fastenmonats Ramadan zum abendlichen Fastenbrechen Nachbarn und Bekannte ein. Auf diese Weise sollte das deutsch-türkische Zusammenleben in Fürstenfeldbruck gestärkt werden. Die Gastgeber bedauerten, dass viele Brucker dächten, die Moschee sei nur für Muslime dar, und sich deshalb nicht trauten, hereinzukommen. Dabei sieht sich die Glaubensgemeinschaft als Teil der Gesellschaft. Bisweilen kämen dann doch Leute in die Moschee, erzählt Mustafa Sarac. Kürzlich stellte sich eine Frau weinend in den Gebetsraum. Nachdem sie mit anwesenden Gläubigen über ihre Probleme gesprochen habe, sei sie wieder gegangen. Auch wenn niemand die Frau gekannt habe, seien sie immer froh, helfen zu können, sagte Sarac.

Unsicher fühlen sich die Mitglieder der muslimischen Gemeinde in Fürstenfeldbruck nicht, sagte Mustafa Sarac. Sie spürten keine Anfeindungen oder Ablehnung. Dass die Terrorgruppe IS einen Keil in die in Deutschland lebende deutsch-türkische Gemeinschaft treiben könne, glaube er nicht. Eher werde der Islamische Staat schwächer, je stärker die Gemeinschaft zwischen Muslimen und Nichtmuslimen sei, sagte Mustafa Sarac. Auch Latif Sarac stellte in seinem Vortrag klar, dass die Glaubensgemeinschaft in Fürstenfeldbruck sowie in ganz Deutschland jegliche Art von Terrorismus im Namen des Islam verbietet, da der Islam ein friedliches Zusammenleben predige. Laut seinen Worten sieht sich die Glaubensgemeinschaft als fester Bestandteil der Gesellschaft und trage durch Jugendarbeit, wie Nachhilfe, Schulberatung oder Suchtpräventionsseminaren zum Gelingen bei. Durch ihr einmonatiges Fasten wüssten Muslime, wie es ist, nichts zu haben. Deshalb, und weil sie sich als Brucker Bürger auch mit den Problemen der Stadt beschäftigten, kümmerten sie sich auch intensiv um die Flüchtlinge in Fürstenfeldbruck und Eichenau, sagte Latif Sarac. Seinen Worten nach haben sie bereits Flüchtlinge zu sich eingeladen sowie in deren Unterkünften besucht. Den Asylbewerbern bietet der Kulturverein auch finanzielle und religiöse Unterstützung. So holen sie Gläubige einmal in der Woche zum Freitagsgebet ab.

Das Abendgebet um 21.30 Uhr beendete den Fastentag, der im Moment von der Morgendämmerung um etwa 3.40 Uhr bis zum Sonnenuntergang um etwa 21.30 Uhr geht. Der Gebetsraum ist mit Wandmalereien, Ornamenten, Buntglasfenstern, Kacheln sowie vier kleinen und einem großen Kronleuchter bestückt, was Besucher an Kirchen erinnerte. Die Stimmung beim Iftar, dem abendlichen Fastenbrechen, war fröhlich. Gastgeber und Gäste saßen beisammen, redeten und aßen. Neben Fleisch und einer Art türkische Ravioli gab es auch Süßigkeiten, Gebäck, Reis, Salate und eine Suppe. Das Kulturzentrum lädt Samstag und Sonntag um 21.30 Uhr zum Iftar-Essen ein.

© SZ vom 11.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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